Mit dem Aufzug zum Mond und Mars Japaner wollen Weltraumlift bauen

Markus Brauer

Die Idee eines Weltraumlifts spukt seit langem in den Köpfen von Wissenschaftlern und Science-Fiction-Autoren. Ein japanisches Unternehmen glaubt fest an die Idee des „Space Elevator“ und sucht nach Investoren. In diversen Studien werden vorsorglich schon verschiedene Konstruktionen getestet.

 
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Künstlerische Darstellung eines Weltraumlifts der US-Weltraumbehörde Nasa. Foto: Nasa/Pat Rawlings

Space Elevator: Haben Sie diesen Begriff schon mal gehört? Wenn nicht, macht auch nichts. Die Idee, die hinter einem solchen Weltraumlift steckt, ist total abgefahren und klingt nach reinster Science-Fiction. Umso erstaunlicher ist es, dass ein seriöses Unternehmen wie die Obayashi Corporation aus der japanischen Stadt Minato  ein solches Projekt offiziell plant.

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Oboyashi Cop. gehört zu den fünf größten Baufirmen Nippons und hat den Tokyo Skytree errichtet, der mit 634 Metern höchste Fernsehturm und das dritthöchste Bauwerk der Erde.

Der Weltraumlift soll, so die Theorie von Oboyashi Cop., Menschen und Fracht ins Weltall befördern sowie die Eroberung des Mond und Mars kostensparender und einfacher machen als dies mit Raumschiffen möglich wäre.

Das Weltraumaufzug-Projekt der Obayashi Corporation soll rund 100 Milliarden Dollar (94 Milliarden Euro) kosten. Foto: Obayashi Corporation

Mit dem Weltraumaufzug zum Mond und Mars

Per Aufzug von der Erde zu anderen Planeten? Mit einer Art interstellarem Paternoster? Ist das technisch überhaupt möglich oder Fantasterei? Vor einigen Jahren hatten zwei Astrophysiker, Zephyr Penoyre und Emily Sandson von den Eliteuniversitäten Cambridge in Großbritannien und der Columbia University in den USA, die Idee, ein rund 322 000 Kilometer langes Kabel zum Erdtrabanten zu installieren. Die Verbindung sollte von der Mondoberfläche bis in das Gravitationsfeld der Erde reichen.

Mithilfe eines Führungsseils zwischen einer Basisstation am Äquator und einer Raumstation hinter dem geostationären Orbit in fast 36 000 Kilometer Höhe soll der Weltraumlift in dieser Version Menschen und Lasten transportieren. Foto: Imago/Depositphotos
Um den Weltraumlift zu betreiben, wäre eine Raumstation im geostationären Orbit notwendig. Foto: Imago/Panthermedia

Dieser Weltraumlift funktioniert – zumindest in der Theorie – ohne Raketenantrieb entlang eines gespannten Führungsseils zwischen einer Basisstation am Äquator und einer Raumstation hinter dem geostationären Orbit in fast 36 000 Kilometer Höhe.

Die konkurrierenden Kräfte der auf der Erde stärkeren Gravitation und am oberen Ende stärkeren Fliehkraft sollen das Seil spannen und einen selbst- oder fremdangetriebenen Lift samt eine Nutzlast heben sowie in beide Richtungen befördern.

Mit Lift statt Rakete in den Orbit

Die beiden angelsächsischen Forscher sind der festen Überzeugung, dass ihr Weltraum-Aufzug sehr viel effizienter und kostengünstiger wäre als herkömmliche Reisen ins All mit konventionellen Raketen. Angetrieben werden könnte der Mond-Lift mit Hilfe von Solarenergie. Diese gibt es im Weltall bekanntlich im Überfluss und dazu auch  noch gratis.

Obayashi-Projekt soll fast 100 Milliarden Euro kosten

Das Projekt der Obayashi Cop. soll rund 100 Milliarden Dollar (94 Milliarden Euro) kosten. Wie auf den Websites businessinsider.com und sciencealert.com berichtet wird, könnte etwa der Mars mit einem Weltraumlift in weniger als der Hälfte der bisher benötigten Zeit erreicht werden.

Das Unternehmen teilte mit, dass man derzeit „mit Forschung und Entwicklung, Grobdesign, Aufbau von Partnerschaften und Werbung beschäftigt“ sei.

Röhre aus Stahl? Unmöglich

Der Weltraumforscher Christian Johnsson hatte bereits im März 2023 im Fachmagazin „Journal of Science Policy & Governance“ eine wissenschaftliche Studie zum Bau eines Weltraumaufzugs veröffentlicht und sich darin intensiv mit der komplizierten Thematik beschäftigt.

In seiner Analyse erklärt Johnsson, dass das Gerüst und die Röhre für den Lift sehr massiv sein müssten. „Wenn man versucht, sie aus Stahl zu bauen, bräuchte man mehr Stahl, als auf der Erde vorhanden ist“, so Johnsson.

Statt Stahl könnten Kohlenstoff-Nanoröhren verbaut werden, schlägt die Obayashi Cop. vor. Foto: Imago/Science Photo Library

Die Obayashi Corporation untersucht deshalb alternative Methoden zur Errichtung eines sicheren Gerüsts. Eine Möglichkeit könnten demnach Kohlenstoff-Nanoröhren sein, deren Einsatz jedoch noch nicht ausreichend getestet worden ist. Trotz der Herausforderungen gibt sich das Unternehmen zuversichtlich und strebt an, den Weltraumaufzug bis 2050 in Betrieb zu nehmen.

„Space-Elevator“-Idee existiert seit 1895

  • Der Erste, der die Idee eines Space Elevators austüftelte, war der russische Weltraumpionier Konstantin Eduardowitsch Ziolkowski (1857-1935). Inspiriert vom Pariser Eiffelturm erdachte er einen 35 786 Kilometer hohen Turm in den Weltraum.
  • Im Jahr 1959 schlug der sowjetische Wissenschaftler Juri Arzutanow (1929-2019) vor, ein Seil von einem geostationären Satelliten herabzulassen.
  • Von 2005 bis 2009 organisierten die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa und die Spaceward Stiftung „Elevator:2010“-Wettbewerbe.
Sogar die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat sich schon mit der Idee eines Weltraumlifts beschäftigt. Foto: Imago/Piemags
  • Der Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke – Verfasser des Science-Fiction-Klassikers „2001: Odysee im Weltraum“ – entwickelte die Idee eines "Space Elevators" in seinem Zukunftsroman „Fahrstuhl zu den Sternen“ („The Fountains of Paradise“) weiter. Darin beschriebt er den Bau eines „Orbitalturms“ im 22. Jahrhundert, der Nutzlasten in die Erdumlaufbahn befördern soll.