Sein Denken, so sagte er, sei stets auf das Morgen zugegangen. Ablehnung, wie sie ihm nicht zuletzt wegen seiner hochfahrenden und überheblichen Art entgegenschlug, kränkte ihn, auch wenn er das nicht gerne zugeben mochte. "Das Scheitern liegt auf der anderen Seite", sagte er bockig. Colani fühlte sich verkannt.
Zuletzt war er leiser geworden. Mit deftigen Worten zog er bis dahin über die in seinen Augen ewiggestrige Designzunft her, beschimpfte die Industrie als ultrakonservativ, verließ sogar Deutschland empört in Richtung China. Zu seinem 90. Geburtstag schließlich wirkte er still und zerbrechlich. Er nahm sich zurück, paffte an seiner Zigarre und lachte ein wenig heiser. Seine Wohnung in Karlsruhe behielt er. Deutschland war für ihn "Heimat". Trotz allem.
Leiser zu sein, hieß dabei aber nicht weniger stur oder weniger stolz. Im Gegenteil. "Ich wurde kopiert, kopiert, kopiert", sagte er der Deutschen Presse-Agentur bei einem Treffen im Juli 2018. Und: "Sie können zurückgehen auf das, was ich vor 20, 25 Jahren gesagt habe - das ist heute neu, neu, neu!"
Der Universaldesigner verachtete die Zweifler, er liebte das Risiko. "Ich könnte dieser Welt auf die Sprünge helfen! Aber ich will es nicht mehr." Ein wenig traurig war er dann auch, aber nur kurz. "Ich habe in keine Zeit gepasst", sagte er.
Viele seiner extravaganten, avantgardistischen Entwürfe blieben in der Schublade. Zahlreiche seiner Monsterprojekte wurden nie umgesetzt. Und ein Colani-Museum, das er dann doch so gerne gehabt hätte, wurde nie gebaut. Er, das Vorbild für viele Generationen von Designstudenten, hatte nach eigenem Bekunden keine Vorbilder. "Ich bewundere niemanden."
Was ihm vielleicht Genugtuung sein mag: Am Ende seines Lebens würdigte man ihn zunehmend wieder als den, der er schon immer war - ein Visionär.