Durch die Fachschule hat Claudia Lottes für sich ein neues Hobby entdeckt: Nähen. Sie lacht: „Genäht hatte früher nur die Mutter und Schwiegermutter. Für mich war die Nähmaschine eine „Höllenmaschine“, ulkt sie heute. „Ich hatte mich vorher nicht rangetraut. Durch mein Basiswissen traue ich mir zu, sogar Hosen zu kürzen oder Taschen zu nähen.“ Nach den Prüfungen warten schon einige bereitgelegte Stoffe, die verarbeitet werden wollen.
Die dreifache Mutter legt den Fokus mehr auf andere Sachen als früher und plant gezielt. Was möchte sie mit ihrem Abschluss beruflich anfangen? „Jetzt muss sich erst einmal alles setzen. Dann werde ich sehen. Ich kann mir vorstellen, in die Seniorenbetreuung zu gehen, aber auch in eine Wohngruppe für Jugendliche“, konkretisiert sie ihre Zukunftsgedanken und Wünsche. „Es wird ja auch besser bezahlt, wenn man einen Abschluss hat und als Fachkraft eingestellt wird.“
Am meisten gefällt ihr aber, dass die Familie so mitzog. Angefangen vom Ehemann, den Kindern, Eltern und Schwiegereltern brachte sich jeder mit ein. „Das hat uns alle richtig zusammengeschweißt. Meine Kinder haben gesehen, dass die Mama nicht rund um die Uhr da ist, sondern auch noch etwas Neues machen möchte. Sie haben erkannt, dass auch Erwachsene ein Leben lang lernen müssen“, ergänzt sie.
„Die Fachschule in Teilzeitform gibt es bei uns seit 1993“, erklärt die zuständige Abteilungsleiterin für Bildung und Beratung des AELF Bayreuth, Christa Reinert-Heinz. „Zugangsvoraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung oder ein abgeschlossenes Studium. Die Schule ist kostenfrei. Ab Herbst, zum neuen Semesterbeginn, steht ein neues Konzept an und die Schule passt sich den veränderten Bedingungen an. Neu sind weniger Pflichtstunden, dafür gibt es je nach Einsatzmöglichkeiten interessante Wahlpflichtmodule, wie Großhaushalt, Berufs- und Arbeitspädagogik, Unterstützung im Alltag und Medienkompetenz mit Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Reinert-Heinz. Die Fachschule ist für Erwachsene, die sich umorientieren wollen oder auch einen Meister anstreben. Die Fachschule wurde komplett generalsaniert und die Unterrichtsräume lichtdurchflutet und attraktiv auf den neuesten Stand eingerichtet. Bis September wird der letzte Teil – die moderne Küche – fertiggestellt sein.
Männer sind noch dünn gesät
Wo bleiben die Männer? Die seien willkommen, aber noch dünn gesät. Dennoch bemerkt Reinert-Heinz eine Veränderung in der Gesellschaft: „Die Männer bringen sich für das Familienleben viel mehr ein als früher. Immer mehr Männer sind in Elternzeit, suchen eine Herausforderung und nutzen das Angebot. Unser Abschluss als Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung ist auch für Männer ein Zusatzbaustein für mehr Lebensqualität. Wir legen auch Wert darauf, dass Schule und Beruf zu vereinbaren sind.“ Die meisten Teilnehmer sind zwischen 25 und 55 Jahren alt, aber auch älter. „Auch im fortgeschrittenen Alter möchte man mehr wissen“, resümiert die Abteilungsleiterin. Alt und verstaubt ist der Beruf der Fachkraft für Ernährung und Haushaltsführung schon lange nicht mehr. Berufschancen für die Zukunft sieht Reinert-Heinz genug: „Viele Stellen können jetzt schon nicht mehr besetzt werden.“ Sie weist darauf hin, dass erstmalig in Bayreuth die Möglichkeit der Fortbildung zum Hauswirtschaftsmeister/in für die Führungsebene besteht.
Die Noten der letzten staatlichen Prüfungen stehen für Claudia Lottes noch aus, doch in dem bereits im Mai abgelegten Fachschulabschluss hat die junge Mutter mit 1,4 abgeschlossen. „Da ist die ganze Familie stolz drauf. Das puscht einen selbst“, strahlt sie glücklich. Vor allem wenn man sieht, wie ich es trotz anfänglicher Bedenken einfach so geschafft habe.“
Infos zum neuen Semester gibt es bei Christa Reinert-Heinz, Telefon 09 21/5 91 12 10, oder per E-Mail christa.reinert-heinz@aelf-by.bayern.de.