Am Donnerstag hatte Trump auf die Frage nach der Krim erklärt, die Ukraine habe die Halbinsel vor Jahren verloren: "Können Sie sie zurückbekommen? Ich glaube, das wird sehr schwierig werden." Einen Tag zuvor hatte er Selenskyj für dessen Weigerung scharf kritisiert, die Besetzung der Krim zu akzeptieren. Er warf ihm vor, damit den Krieg zu verlängern. "Wenn er die Krim haben will, warum haben sie dann nicht schon vor elf Jahren um sie gekämpft, als sie ohne einen Schuss an Russland übergeben wurde?" Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko schloss erzwungene Gebietsabtretungen weniger kategorisch aus als Selenskyj. "Leider, wie wir sehen, ist dieses Szenario durchaus möglich", schrieb er in einem Facebook-Post.
In dem "Time"-Interview warf Trump der Ukraine auch vor, mit ihrem Wunsch nach einem Nato-Beitritt den Krieg verursacht zu haben. "Ich glaube, was den Krieg auslöste, war, als sie anfingen, über einen Nato-Beitritt zu sprechen. Wenn das nicht gemacht worden wäre, wäre die Chance, dass er (der Krieg) nicht begonnen hätte, viel größer gewesen." Trump sagte auch, er glaube nicht, dass die Ukraine jemals Nato-Mitglied werden könne.
Lawrow: Ukraine-Deal noch feinjustieren
Der Kreml hatte zuletzt von angespannten Verhandlungen gesprochen, gab aber das Ziel aus, eine friedliche Lösung zu finden. Russlands Außenminister Sergej Lawrow sagte im Interview des US-Senders CBS, dass ein Ukraine-Deal noch feinjustiert werden müsse. Russland verlangt, dass die Ukraine nicht nur auf die Krim, sondern auch auf die vier Regionen Donezk, Luhansk, Saproischschja und Cherson verzichtet, die Moskau aber nicht vollständig kontrolliert.
Witkoff hat sich schon mehrfach persönlich mit Putin getroffen und sich im Anschluss an die Unterredungen immer auffällig positiv über ihn geäußert. Zuletzt sprach er mit dem Kremlchef am 11. April in St. Petersburg mehr als vier Stunden lang. Der Amerikaner war auch schon im Februar und März in Russland zu Verhandlungen gewesen. Das neue Gespräch mit Putin gilt auch als weiterer Schritt zu einem möglichen Treffen der Präsidenten beider Länder.
Unter Präsident Trump haben die USA einen scharfen Kurswechsel vollzogen und sind nicht mehr bereit, die Ukraine langfristig bei ihrem Abwehrkampf gegen die russische Invasion zu unterstützen. Washington übt vor allem Druck auf Kiew aus, um einen schnellen Frieden zu erreichen und Territorium aufzugeben. Trump und Putin haben auch bereits telefoniert.