Wobei die eigentliche Ursache für die Erkrankung noch weiter zurückliegt. Nach einem Autounfall mit schweren inneren Verletzungen musste Mirco Schraml die Milz entfernt werden. Doch das hat Folgen. Man wird anfälliger für Infektionen aller Art, und sie können schwerer verlaufen. Ärzte raten daher zu Impfungen gegen Pneumokokken, um eine Blutvergiftung (Sepsis) zu vermeiden. Natürlich nicht sofort nach dem Unfall. Aber als die schweren Verletzungen verheilt waren, dachte niemand mehr daran, und so kam es 2016 zu dem zweiten Unglück, das Mirco Schraml fast das Leben kostete. Er hatte sich eine schwere Sepsis zugezogen.
Die Operationen, die lange Zeit im Koma, Aufenthalte in Spezialkliniken und unzählige Reha-Maßnahmen haben Schraml aber nicht entmutigen können. Das erste, was er sich wünschte, als man ihn langsam wieder in ein normales Leben zurückführte, war es, mobil zu bleiben. Und dazu brauchte es ein Auto. Seine damalige Freundin schrieb unter anderem an die Kurier-Stiftung „Menschen in Not“, und bekam Hilfe. Der Kurier berichtete außerdem über das Schicksal des jungen Bayreuthers, und unzählige Leser spendeten. Über 5000 Euro bekam er, damit er sich ein Automatik-Fahrzeug mit speziellen Vorrichtungen anschaffen konnte, die es ihm ermöglichten, selbst am Steuer zu sitzen.
Der Weg dahin war nicht einfach. Auch was die Prothetik anbelangt, musste immer wieder geändert und neu angepasst werden. Bei der Firma Reha-Technik fand Schraml Helfer, die immer für ihn da sind und ihn versorgen. Und heute hat sich der gelernte Heizungsbauer wieder auf die Seite der Helfer begeben. Um Menschen zu unterstützen, die – ähnlich wie er damals – mit ihrem Schicksal hadern, arbeitet Schraml jetzt als Berater für Barrierefreiheit mit dem Schwerpunkt Badumbau. Dank seines Autos ist er mobil und gerne unterwegs. Er berät und organisiert, gibt Tipps, wohin man sich wenden kann. Weil er sich selbst nie hat unterkriegen lassen, will er jetzt Betroffenen helfen. „Das ist eine Einrichtung, die ich mir damals gewünscht hätte, als ich ganz alleine dastand.“
Und Mirco Schraml kann motivieren. Selbst in der Unfallklinik in Bad Murnau hat er das mehrfach bewiesen. Damals hatten ihn die Ärzte angerufen und gebeten zu kommen, denn einer jungen Frau mit zwei kleinen Kindern musste ein Bein amputiert werden. Sie war völlig verzweifelt, kündigte ihren Suizid an. Schraml gelang es, ihr das auszureden. Noch heute steht er in Kontakt mit ihr. „Und jetzt wandert sie in den Bergen. Da kann sogar ich nur staunen.“