Mehrwegpflicht Ohne Müll und schlechtes Gewissen

Wer direkt bei Swagman isst, bekommt umweltfreundliche Verpackungen. Das Roadhouse fällt nicht unter die neue Verordnung, ist aber für die Mitnahme an das Mehrwegsystem von Vytal angeschlossen. Foto: Ute Eschenbacher

Für Speisen und Getränke To-Go müssen in Restaurants und Cafés künftig Mehrwegverpackungen bereit gestellt werden. Nur: Ein einheitliches Mehrwegsystem gibt es für die Verbraucher nicht.

 
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Ob beim Coffee-To-Go beim Bäcker, dem Burger von der Fast-Food-Kette oder dem Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat von der Metzgerstheke: Überall können Verbraucher nun auf umweltfreundliche Mehrwegverpackungen bestehen.

Die neue Vorgabe des Bundesumweltministeriums gilt seit 1. Januar 2023. Jeder Betrieb, der mit Essen oder Getränken befüllte Take-away-Verpackungen verkauft, ist verpflichtet, die Verordnung einzuhalten: Restaurants, Cafés, Bistros, Betriebskantinen, Tankstellen, Supermärkte, Cateringbetriebe und Bäckereiketten. Davon ausgenommen sind kleinere Geschäfte wie Imbisse, Spätis und Kioske, in denen höchstens fünf Beschäftigte arbeiten und die Ladenfläche weniger als 80 Quadratmeter umfasst.

Mehrwegbehälter: Für viele möglichst einfach handhabbar

Das trifft im Prinzip auch auf das Swagman Roadhouse in der Riedinger Straße in Bayreuth zu. Trotzdem setzt Inhaber Peter Appel auf ein Mehrwegsystem. „Die Thematik ist uns sehr wichtig“, sagt Appel, der mit dem Foodtruck in Oberfranken und im Raum Nürnberg unterwegs ist. „Der Umweltgedanke ist nur dann sinnvoll, wenn sich das in größerem Stil verbreitet und vom Kunden einfach zu handhaben ist.“

Deshalb habe er sich vor drei Jahren mit der Firma Vytal aus Köln zusammengeschlossen. Über eine App können sich Kunden registrieren und Behälter mittels QR-Code ausleihen. „Der Barcode wird gescannt und dann können wir die Behälter rausgeben“, erklärt Appel das Konzept. Die Kunden hätten 14 Tage Zeit, das Mehrweggeschirr zurückzugeben. Die Rückgabe ist bei jedem Partnerbetrieb möglich. Er frage sich jedoch, ob die Firma profitabel arbeiten könne.

In kleineren Restaurants gilt die Pflicht nicht

Übrigens: Die Dessert-Schalen und die Deckel der Salatschüsseln sind bei Swagman nicht aus Plastik, wie es den Anschein hat. „Sie bestehen aus Maisstärke und sind kompostierbar“, sagt Appel im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Grund dafür: „Der Kunde will sehen, was er kauft. Deswegen haben wir diesen Kompromiss gemacht.“ Und am Ende des Tages müsse alles wirtschaftlich sein.

In der Vytal-App werden die nächstgelegenen Partner-Restaurants und -Gaststätten angezeigt: In Bayreuth zum Beispiel „Die Laus“, das Naupaka, Manns Bräu, Vedans, die Lohmühle oder die Metzgerei Parzen. Auch die Betriebskantinen von Tennet und Stäubli benutzen das Mehrwegsystem. „Ich finde, das ist eine Superlösung“, sagt Daniel Parzen. „Den Kunden kostet es nichts, er muss die Behälter nur zurückbringen und kann sie überall abgeben. Das ist einfach praktisch.“ Seit Mitte Dezember habe die Metzgerei das Mehrwegsystem eingeführt. Dafür zahle sie pro Behälter eine Gebühr. „Von unseren Kunden wird das sehr gut angenommen.“

Auch eigene Behälter können mitgebracht werden

Wer nicht so geschickt mit dem Smartphone sei, der könne sich Offline-Karten kaufen. Für zehn Euro würden dann zwei Behälter ausgegeben und könnten vielfach benutzt werden. Die Ausgabe von Speisen sei in der Corona-Zeit aus hygienischen Gründen streng reglementiert worden. Doch die Kunden könnten jetzt auch wieder eigene Töpfe, Dosen oder Schüsseln mitbringen. Die neue Verordnung hält Daniel Parzen für sinnvoll. „Es ist ja schade, dass so viel Verpackungsmüll für Essen anfällt.“ Daher seien Mehrwegbehälter auch für Pizza, Sushi oder Bowls angebracht. Es sei wichtig, dass etwas für die Umwelt getan werde. „So können auch wir unseren Beitrag dazu leisten.“

In der Mensa und den Cafeterien des Studentenwerks Oberfranken (SWO) an der Uni Bayreuth wird seit 2019 auf Mehrweg gesetzt. Begonnen hat die Mensa mit Mehrweg-Kaffeebechern. Die Restbestände an einfachen To-Go-Bechern wurden aufgebraucht und die Porzellantassen abgeschafft. Wie Dieter Wolf, Verpflegungsleiter beim SWO, sagt seien die Rücknahme und das Spülen ein großer Kostenfaktor bei den Mehrweg-Kaffeebechern. „Umweltschutz gibt’s nicht zum Nulltarif.“

Mensa setzt auf Mehrweg Kaffeebecher und Schüsseln

Seit 2021 wird das Mensa-Essen auch zum Mitnehmen angeboten. Das funktioniert über ein Rebowl-System, das in der Corona-Zeit eingeführt wurde. Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit habe sich die Anzahl der mitgenommenen Mahlzeiten verdreifacht. „Der Aufwand ist bei den Mehrwegschalen viel geringer als bei den Kaffeebechern. Wir nehmen die Schüsseln ganz normal in der Mensa an der Kasse zurück und brauchen dafür keinen Automaten.“ Mehrere Tausend Rebowl-Schüsseln sind bereits im Umlauf. Für fünf Euro Pfand erhalten Studierende und Mitarbeitende die Schüsseln zur Mitnahme. In Bayreuth wird das Essen zum Mitnehmen nur noch in Mehrweg-Behältnissen ausgegeben. Die SWO-Mensen in Amberg, Coburg, Hof, Münchberg und Weiden sollen bald nachziehen. Die größten Müllmengen fallen in den Filialen von Fast-Food-Ketten an. McDonald’s setzt jetzt auf ein eigenes Mehrwegsystem mit wiederverwendbaren Verpackungen gegen Pfand. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) ist wenig begeistert von der neuen Mehrwegpflicht. Diese sei mit mehr Aufwand und Kosten verbunden. Wer gegen die Vorschriften verstoße, riskiere ein Bußgeld, das bis zu 10 000 Euro hoch sein könne.

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