Mehr Jugendsozialarbeit Bayreuth: Schulen rufen um Hilfe

Ausgrenzung und Mobbing sind nur zwei drei Probleme, mit denen Schüler an Bayreuther Schulen verstärkt seit der Pandemie zu kämpfen haben. Jugendsozialarbeiter sollen helfen. Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild

Es geht um Mobbing, Sprachbarrieren, Depressionen, Rassismus: Die Pandemie hat die Probleme an mehreren Schulen in Bayreuth verschärft. Deshalb haben drei Schulen jetzt bei der Stadt dringend um Hilfe nachgefragt. Das Ergebnis: Der Jugendausschuss befürwortet eine Aufstockung der Jugendsozialarbeit an den Schulen.

 
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Die Probleme sind massiv. Und die Pandemie hat sie verstärkt. Es geht um Mobbing. Es geht um Probleme mit dem Elternhaus, um Vernachlässigung. Um Rassismus. Um Probleme mit der Integration. Um Depressionen und aggressives Verhalten sich selbst oder dem Umfeld gegenüber. Deshalb haben jetzt drei Schulen in Bayreuth – die Alexander-von-Humboldt-Realschule, die Städtische Wirtschaftsschule und die Luitpoldschule – um Hilfe gerufen bei der Stadtverwaltung. Das Ziel: An der Realschule und an der Wirtschaftsschule eine Stelle zu schaffen für Jugendsozialarbeit, an der Luitpoldschule sollen die bestehenden Stunden aufgestockt werden.

Drei Schulen stellen Anträge

Der Jugendausschuss des Stadtrats hat sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Thematik beschäftigt und ein klares Signal gegeben. Wenn auch eines, das leicht reduziert ist. An den beiden weiterführenden Schulen wird es eine Halbtagsstelle geben, die Stunden an der Luitpoldschule werden aufgestockt. Wie die Sozialreferentin Manuela Brozat sagt, seien im mittleren Schulbereich die Stellen für Jugendsozialarbeit über einen längeren Zeitraum gar nicht gefördert worden, jetzt gebe es aktuell noch eine Förderung, die allerdings zu Ende Juli kommenden Jahres auslaufe. Was Brozat auch sagt: Viele Probleme „haben sich durch Corona verstärkt“ bei den Kindern und Jugendlichen.

Lange Listen mit Problemen

Die Listen, die die Schulen abgegeben haben, um ihren Bedarf zu begründen, sind lang. Aus der Wirtschaftsschule etwa heißt es, man habe „seit dem Schuljahresanfang 31 Schülerinnen und Schüler aus den unterschiedlichsten Gründen verloren“: Manche hätten einen Arbeitsplatz gefunden, andere seien „von den Eltern abgemeldet“ worden, weil „nach ihrer Auffassung die Lernrückstände aufgrund der Pandemie zu groß waren, drei Schüler wurden aus der Schule entlassen aufgrund andauernder Disziplinlosigkeit“, wie Schulleiter Jürgen Meier schreibt.

Kinder mit Migrationshintergrund gehen verloren

Was Heike Gürtler, die Rektorin der Alexander-von-Humboldt-Realschule unter anderem als alarmierend beschreibt, sei die „deutliche prozentuale Abnahme von Schülern mit Migrationshintergrund in höheren Jahrgangsstufen“, wie sie an Oberbürgermeister Thomas Ebersberger (CSU) schreibt. „Offenbar besteht hier noch ein deutlicher Handlungsbedarf, soll eine echte Chancengleichheit gewährleistet werden.“ Viele Schüler hätten darüber hinaus Versagens-Ängste, fühlten sich – trotz schulischer Ergänzungsangebote – „massiv überfordert“ als Folge der Pandemie mit monatelangen Pausen im Präsenzunterricht.

Entlastung für die Schule

Beate Kuhn (SPD) sagt in der Sitzung des Jugendausschusses, dass sie sich zum einen noch gut an die vielen Diskussionen über Jugendsozialarbeit an der Altstadtschule erinnern könne – aber auch daran, dann „wir damit nur gute Erfahrungen gemacht haben“. Jugendsozialarbeit entlaste die Lehrkräfte und könne „durch frühes Eingreifen auch den Schulalltag erleichtern“. Für Ingrid Heinritzi-Martin (CSU) ist Jugendsozialarbeit „auch immer eine präventive Sache“, die gut unterstützend wirke. Torsten Lange (BG) sagt, er sehe aufgrund der Problemstellung einen besonderen Bedarf an der Luitpoldschule. Auf seine Frage hin sagt Heiko Sollmann, Abteilungsleiter für kommunale Jugendarbeit, dass die Jugendsozialarbeiter „bei Bedarf auch die häusliche Situation vor Ort“ begutachten könnten – allerdings „nicht gegen den Willen der Eltern“, wie Sollmann unterstreicht.

So schnell wie möglich soll es gehen

Für Halil Tasdelen (SPD) ist der Zeitraum, bis Bericht erstattet werden soll – nämlich nach zwei Jahren – zu lang, wie er moniert. Die Erklärung Brozats: „Die Fachkraft soll sich erst einmal einarbeiten und etablieren können.“ Was aber auf Anregung von Mirko Matros (CSU) in allen drei Fällen angestrebt werden soll: Die Stellen für Jugendsozialarbeiter sollen so schnell wie möglich geschaffen – beziehungsweise im Fall der Luitpoldschule aufgestockt – werden. Unter anderem, um die Förderung noch mitnehmen zu können, vor allem aber deshalb, „weil es umso besser ist, je schneller es geht“, wie Matros sagt. Auch wenn Brozat sagt, „dass das Abwickeln sehr langwierig“ sei, weshalb es sicher nicht zum neuen Schuljahr klappen werde.

Das Gutachten des Jugendausschuss in allen drei Fällen ist einstimmig. Jetzt muss der Stadtrat entscheiden.

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