Und es wird noch besser. Die festliche Overtüre von Schostakowitsch, direkt nach der Pause, ist einfach großartig. Die "Variations sur un Noël" spielt Carpenter nicht nur aberwitzig schnell und gut, sondern auch mit einer solchen Fülle an Klangfarben, dass man die Begeisterung des Amerikaners für seine Wunderorgel auf einmal versteht.
Schließlich tobt das Publikum. Cameron Carpenter lässt sich nicht lumpen, spielt drei Zugaben, unter anderem das Vorspiel zu den "Meistersingern", in einer Transkription, die er wohl eigens für Bayreuth geschaffen hat, und es ist wunderbar, das man darin Wagners Ehrfurcht vor Bach in Carpenters Spiel so deutlich hört. Carpenter schließt eine höchst virtuose Fassung einer Chopin-Etüde an. Das muss man nicht gut finden, wenn man's im Radio hört. Wenn man ihn dazu sieht, wird im Kopf des Betrachters aus schierer Fingerfertigkeit wiederum ein Erlebnis.
Was geht da noch? Am Ende noch das Vorspiel zum dritten Akt von "Lohengrin"? Nein, aber man wird ja noch träumen dürfen. Auch nach diesem Abend, der einfach sensationell war. Und höchstens ein kleinwenig Zirkus.
INFO: Am kommenden Freitag, 22. Mai, steht in der Musica Bayreuth das Familienkonzert an: "Alice im Cartoonland" lautet der Titel für dieses Kammerkonzert zu Disney-Stummfilmen. Beginn in der Stadthalle ist um 19.30 Uhr. Karten unter anderem an der Theaterkasse.