Kulmbacher Akademie 35 Jahre Ausbildung im Journalismus

red
Doppeltes Jubiläum: Seminarleiter Thomas Nagel (Dritter von rechts) steht seit 30 Jahren in Diensten der Akademie für Neue Medien. Die Kulmbacher Einrichtung feiert in diesem Jahr ihr 35-jähriges Bestehen. Mit Nagel freuen sich Christian Holhut, stellvertretender Chefredakteur der Mediengruppe Oberfranken, Landtagsabgeordneter Martin Schöffel (CSU,verdeckt), Bezirkstagspräsident Henry Schramm, Akademie-Vorsitzender Johann Pirthauer, Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig (Freie Wähler) und Kulmbachs Landrat Klaus Peter Söllner (von links). Foto:  

Die Akademie für Neue Medien in Kulmbach hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Die Technik hat sich enorm gewandelt. Podcast statt Bandmaschine heißt es heute. Aber einiges im Journalismus bleibt beim Alten.

 
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Kulmbach - Mehr als 800 Nachwuchsjournalisten hat die Akademie für Neue Medien seit ihrer Gründung 1987 ausgebildet. Seminarleiter Thomas Nagel, der seit 30 Jahren in Diensten der Akademie steht, berichtet von einem großen technischen Wandel: „1988 begann der erste Kompaktkurs mit Plattenspieler, Kassettenrekordern und Bandmaschinen – das heißt, mit Rasierklinge und Klebeband wurden die Beiträge produziert.“ Heutzutage hingegen sei das Smartphone als digitales Arbeitsinstrument für Medienschaffende selbstverständlich und Themen wie Podcasts und die Nutzung sogenannter sozialer Medien wie Instagram ein fester Bestandteil der Ausbildung. Diese habe sich gewandelt vom Broadcaster über den PR-Manager und den Online- beziehungsweise Videojournalisten hin zum Crossmedia-Journalisten. Crossmediales Arbeiten bedeutet, dass verschiedene Kanäle genutzt werden, um Informationen zu vermitteln.

Nagel hob bei bei einer kleinen Feier anlässlich des 35-jährigen Bestehens seiner Einrichtung und seines 30. Dienstjubiläums die Bedeutung der journalistischen Grundlagen hervor. Trotz aller modernen Technik sei es unerlässlich, Stilformen wie Nachricht, Bericht, Interviews oder Reportage zu beherrschen. Für Nagel ist Journalismus noch immer ein „Traumberuf.“ Was zeichnet einen guten Journalisten aus? „Neugierde, gutes Allgemeinwissen, kein Leben in der Filterblase und Leidenschaft für seinen Job“, betonte Nagel.

Akademie-Vorsitzender Johann Pirthauer pflichtete dem emeritierten Leipziger Professor Michael Haller bei, der Journalismus einst als „öffentliche Aufgabe“ einstufte. Pirthauer: „Recherche ist demnach ein unverzichtbares Element, das uns Journalisten von Plattformen und Aggregatoren unterscheidet.“ Die Forschung zeige, dass Leserinnen und Leser Enthüllungen, scharfe Blicke hinter die Kulissen und erklärende Hintergründe wollen.

Mit Sorge beobachte er, Pirthauer, dass Redaktionen zunehmend den Anfeindungen von Querdenkern und Demokratiegegnern ausgesetzt sind. Jenen Kräften, die ebenso Ärzte, Politiker auf allen Ebenen, Einsatzkräfte von Rettungsdiensten, Polizisten und die Repräsentanten staatlicher Institutionen verunglimpfen und attackieren. „Ich frage mich häufig, warum wir Demokraten uns dies alles bieten lassen“, sagte Pirthauer.

Der Akademie-Vorsitzende forderte – zumindest in den weiterführenden Schulen – die Einführung des Fachs „Medienkunde“. Denn Menschen müssten gerade in Zeiten der rasant fortschreitenden Digitalisierung schon in jungen Jahren lernen, wie Nachrichten in puncto Glaubwürdigkeit einzuschätzen seien. Sonst bestehe eine große Gefahr, nur noch in „Filterblasen“ zu leben.

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