Medi-Team gegen Göttingen Doppelte Herausforderung

Siegmund Dunker
Eine „Waffe“ unter dem Korb: Tai Odiase (weißes Trikot) gehört zu den erfolgreichsten Punktesammlern und effektivsten Spielern der BBL. In dieser Szene kapitulieren die Würzburger Florian Koch (Nr. 21) und Jonas Weitzel (Nr. 27) vor dem Göttinger Center. Foto: Imago//Heiko Becker

Nach zwei Siegen in Folge kann Basketball-Bundesligist Medi Bayreuth selbstbewusst in das Heimspiel am Mittwoch gegen die BG Göttingen gehen. Allerdings ist der Einsatz von Kapitän Bastian Doreth fraglich.

 
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Basketball - Eine unterschätzte Aufgabe von Trainern ist es, sich nicht von Emotionen treiben zu lassen. Nach zwei Siegen in Folge mag Raoul Korner folgerichtig nicht in den Chor derer einstimmen, die Medi Bayreuth vor dem Bundesliga-Heimspiel am Mittwoch um 20.30 Uhr gegen die BG Göttingen die Favoritenrolle zuschanzen.

„Ich sehe uns nicht als Favoriten“, sagt der Medi-Trainer, betont aber zugleich, dass er generell nicht in diesen Kategorien denke. Der beeindruckende 95:92-Erfolg nach Verlängerung bei den Hamburg Towers mag die Bayreuther in der Wahrnehmung vieler Fans vom Abstiegskandidaten zum Playoff-Anwärter avancieren lassen, Korner kann mit dieser Rollenzuschreibung jedoch nicht viel anfangen. Der Blick seines Teams soll sich bewusst auf das nächste Spiel verengen, und hier sieht der Österreicher eine gewaltige Herausforderung: „Göttingen hat unfassbar viel Talent, gerade auf den Außenpositionen. Da kann jeder mal 20 Punkte machen.“

Viele gute Guards, aber nur ein Center

Diese Vielzahl an Optionen in der Offensive sei jedoch nicht immer nur ein Segen. „Weil jeder scoren will, leidet auch schon mal die Ballbewegung.“ Korner vergleicht den Spielstil der Göttinger mit dem der Niners Chemnitz – allerdings mit einem gravierenden Unterschied: „Die Göttinger haben zusätzlich einen der besten Center der Liga.“

Der 2,06 Meter große Tai Odiase besticht durch seine überragende Athletik und führt die BG sowohl bei den Punkten (16,3 pro Spiel) als auch bei den Rebounds (7,0) deutlich an. Ein Center, der die meisten Würfe in seinem Team nimmt, ist im modernen Basketball ungewöhnlich, spiegelt in diesem Fall aber den Fähigkeiten des 25-jährigen Amerikaners gerecht wider. Mit Dererk Pardon kann das Medi-Team immerhin einen ähnlichen Spielertypen aufbieten. „Wir müssen defensiv sehr präsent sein und physisch spielen“, betont Korner. Odiase zu bearbeiten, ihn müde zu machen und ihm Fouls anzuhängen, kann ein Erfolgsrezept für das Medi-Team sein. Denn ohne Odiase haben die Göttinger unter dem Korb kaum noch Optionen.

Mit 10:22 Punkten gehören die Niedersachsen aktuell dem dicht gedrängten Tabellenmittelfeld an und liegen knapp hinter dem Medi-Team (12:20). Zuletzt verbesserten sie ihre Aussichten mit einem 87:82-Erfolg in Würzburg. Gegen fränkische Teams sind die Niedersachsen in dieser Saison noch unbesiegt, denn auch gegen Brose Bamberg gelang ein 87:80-Heimsieg. Es war bislang der strahlende Höhepunkt einer wechselhaften Spielzeit, insbesondere für Trainer Roel Moors, der sieben Monate zuvor in Bamberg entlassen und ausgerechnet durch Johan Roijakkers, den langjährigen Göttinger Coach, ersetzt worden war. Neben dieser Rochade prägt auch der Name Odiase das Verhältnis beider Klubs. Denn auch die Bamberger haben einen Odiase auf der Centerposition. Sie entschieden sich jedoch, salopp gesagt, für den falschen Odiase. Denn während Tai die Fans verzückt, spielt Norense in Bamberg seit Mitte Januar keine Rolle mehr.

Die Göttinger lagen jedoch nicht mit allen Personalentscheidungen im Sommer richtig. Von vier Spielern (Jorge Gutierrez, Benedikt Turudic, Glen Robinson Jr., Ron Jackson Jr.) haben sie sich im Saisonverlauf bereits wieder getrennt. Vor allem auf den Guard-Positionen sah Moors Bedarf für neue Akzente. Und sein Wunsch wurde erhört. Mit US-Spielmacher Deishuan Booker und dem lettischen Shooting Guard Rihards Lomazs stießen zuletzt zwei Spieler zum Team, die über Erfahrung in der Champions League respektive Euroleague verfügen. Beide deuteten bei ihren ersten Einsätzen bereits an, dass sie die erhofften Verstärkungen sind. Nur marginale Beiträge zum Scoring liefern dagegen die deutschen Spieler der BG. Mit 6,0 Punkten pro Partie hebt sich Nelson Weidemann, ein Ex-Bamberger, bereits deutlich hervor.

Doreth-Verletzung aus Hamburg mitgebracht

Die Bayreuther Aussichten auf den dritten Sieg in Serie werden durch den sehr wahrscheinlichen Ausfall von Bastian Doreth getrübt. Der Kapitän hat beim Sieg in Hamburg eine schmerzhafte Prellung an Wade und Knie erlitten. Schmerzhaft ist der Verlust auch für seinen Trainer. „Vor ein paar Wochen“, gibt Korner zu, „hätte das in mir wahrscheinlich noch Panik ausgelöst“. Nun aber, da Lazeric Jones immer besser in Fahrt kommt, ist der Medi-Coach zumindest ein bisschen zuversichtlicher, das Fehlen Doreths kompensieren zu können. Philip Jalalpoor und Nico Wenzl wird nun die Aufgabe zufallen, Jones auf der Spielmacherposition zu entlasten. Jalalpoor tat sich zuletzt zwar schwer, seine Rolle zu finden, doch in kämpferischer Hinsicht sei der 27-Jährige über jeden Zweifel erhaben. „Er hat ein Herz wie ein Löwe“, sagt Korner. Verzichten muss das Medi-Team auch erneut auf Kay Bruhnke, der an hartnäckigen Rückenproblemen laboriert.

Pokal-Endrunde am 17./18. April

Das Top-Four-Turnier um den BBL-Pokal ist nun am Wochenende 17./18. April angesetzt worden. Die Halbfinalspiele zwischen Gastgeber Bayern München und Ratiopharm Ulm sowie BG Göttingen und Alba Berlin werden am Samstag ausgetragen, das Endspiel am Sonntag.

Nach dem ursprünglichen Terminplan hätte genau an jenem Samstag Medi Bayreuth beim FC Bayern um BBL-Punkte spielen sollen. Der 29. Spieltag wird nun jedoch komplett verlegt.

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