Medi Bayreuth im "Homeoffice" Training geht weiter

BAYREUTH. Am morgigen Montag wollen Vertreter der BBL und der Klubs darüber beraten, wie es in der Corona-Krise mit dem Basketball weitergehen soll. Für den Fall, dass es überhaupt weitergeht, müssen sich die verbliebenen Medi-Spieler momentan so gut wie möglich zu Hause fit halten.

 
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Normalerweise würden sich die Spieler von Medi Bayreuth jetzt gerade auf den Saisonendspurt vorbereiten. Nach der in Sachen Playoffs vielleicht wegweisenden Partie am vergangenen Mittwoch gegen Rasta Vechta hätten in der Bundesliga bis zum 2. Mai noch das Derby in Bamberg sowie die Spiele gegen Frankfurt und in Oldenburg auf dem Plan gestanden. Doch bekanntlich ist der Spielbetrieb derzeit wegen der Corona-Krise bis zum 30. April ausgesetzt. Am Montag wollen sich Vertreter der BBL und der Klubs wieder zusammenschalten, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Für den Fall, dass es überhaupt weitergeht, müssen sich die verbliebenen Medi-Akteure momentan so gut wie möglich zu Hause fit halten.

Dafür haben sie von Athletiktrainer Bastian Wolff und Physiotherapeut Kevin Schneider individuelle Trainingspläne an die Hand bekommen – und auch die notwendigen Gerätschaften. „Natürlich nicht so wie beim FC Bayern mit Fahrrad und Laufband“, sagt Schneider, „aber doch zumindest Fitnessbänder und Kurzhanteln“. Der 32-Jährige aus Nördlingen, der dort auch in der ProA gespielt hat, ist mittlerweile in seiner sechsten Saison bei Medi Bayreuth, seit vier Jahren hauptamtlich für den Klub tätig und kümmert sich hauptsächlich um die verletzten Spieler.

Seine „aktuellen“ Patienten sind Johannes Krug, der sich in der Endphase auf dem Weg zurück nach seinem Kreuzbandriss befindet, und Andreas Seiferth. Der Center hatte sich vor Saisonbeginn eine Schulterverletzung zugezogen und war lange ausgefallen. Mit ihm hilft Kevin Schneider in der momentanen Situation auch vier bis fünf Stunden pro Tag bei der Herstellung von Mund- und Nasenschutzen. „Ich habe sowieso nix zu tun, und Andi hat mich gefragt, ob ich Bock hätte.“

Selbst hält sich Schneider derzeit mit Joggen und etwas Krafttraining auf der Terrasse fit. „Und ich fahre alles mit dem Fahrrad, das Auto bleibt zu Hause.“ Bei den Spielern lägen die Schwerpunkte auf Grundlagenausdauer und funktioneller Kraft. Es sei jedoch relativ schwer, in Home-Workouts die Intensität hoch zu halten. „Man kann einen Trainingsalltag nicht simulieren. Das Ziel ist, so wenig wie möglich von dem zu verlieren, was man sich über die Saison erarbeitet hat.“ Noch weniger könne man ohne eigene Halle am Ball machen, während „Oldenburg, glaube ich, schon wieder fast voll trainiert“.

Nicht mehr gesehen hat Schneider die Spieler jetzt seit fünf, sechs Wochen. Er vertraut aber darauf, dass sie sich trotz aller Widrigkeiten nicht gehen lassen. Vor allem Bastian Doreth sei „eine Sensation“, verrät der Physiotherapeut. „Er ist ein Duracell-Männchen und macht immer mehr als alle anderen.“ Seiferth stehe dem Medi-Kapitän aber in nichts nach. „Er hinterfragt alles und will immer mehr.“

Und dennoch: Sollte die BBL am Montag beschließen, dass es weitergeht, bräuchten die Spieler laut Schneider „realistisch vier, besser noch sechs Wochen“, um wieder gefahrenlos ein Bundesligaspiel bestreiten zu können. „Die Pause war jetzt noch nicht so lange, und wir müssten nicht bei null anfangen“, gibt der 32-Jährige zwar zu. „Aber ich sehe es sehr kritisch aus medizinischer Sicht.“ Und so sehr er auch „wieder Lust“ hätte, habe er sogar fast Angst, dass es bald weitergeht. „Du hast in einem normalen Basketballtraining und im Spiel eine deutlich höhere Belastung. Und sie würden es dann ja so schnell wie möglich durchdrücken wollen, mit Spielen alle zwei, drei Tage. Damit hast du auch weniger Regeneration. Mit unserem ohnehin dünnen Kader wäre das Risiko viel zu groß.“

Sollte die Saison also abgebrochen werden? „Zu den wirtschaftlichen Aspekten und allem anderen möchte ich mich nicht äußern, weil ich darüber zu wenig weiß. Aber was die Gesundheit der Spieler betrifft, ja“, vertritt Schneider eine ganz klare Meinung. „Mit oder ohne Corona und tägliche Tests – das wäre nur schwer zu verantworten.“

Korner: „Verantwortungslos für die Spieler“

Ins gleiche Horn wie Physiotherapeut Kevin Schneider, was die Gesundheit der Spieler angeht, stößt Raoul Korner. „Ich glaube, der sportliche Aspekt ist ohnehin zwar leider sekundär, aber schon aus einem anderen Grund sehr in Zweifel zu ziehen! Weil diese kurze Abfolge von Spielen, ohne eine entsprechende Vorbereitung, ist meiner Ansicht nach verantwortungslos für die Spieler“, sagte der Medi-Coach im Podcast „Abteilung Basketball“ von Magentasport. „Du brauchst eine Zeit lang, um die Spieler wieder auf das Niveau zu bringen, und wenn sie das nicht sind, kommt es zu Verletzungen, die wir uns alle nicht vorstellen wollen. Und wenn da dann eine Verletzung passiert, die vielleicht einem Spieler die Karriere kostet, möchte ich nicht derjenige sein, der beschlossen hat, die Saison weiterzuspielen, nur um Sponsorenverträge zu erfüllen.“

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