Doch digital ist nicht alles, darauf verweist Benedikt Karl vom Bayerischen Philologenverband. «Es kann nicht heißen: Mebis geht nicht, dann habe ich frei.» Er empfiehlt auch analoge Lernmethoden. «Es schadet nichts, sich mal eine Stunde mit dem Schulbuch hinzusetzen.» Da sei zudem das Ablenkungspotenzial nicht so groß.
Weil Mebis seine Tücken hat, verschicken viele Lehrer Arbeitsaufträge momentan per E-mail, auch an Grundschüler. «Den Sandwich-Rap lernen», bittet eine Viertklass-Lehrerin. Eine Lateinlehrerin gibt Fünftklässlern Tipps, wie sie den Lerntag gestalten können. Und in Mathe gibt ein Lehrer seiner Klasse Aufgaben für zwei Stunden auf mit dem Hinweis «Plane Pausen ein!». Noch hoffen viele Schulen, dass sie die Schulaufgaben, die Ende April angesetzt sind, auch schreiben können, wenn auch mit abgespecktem Stoff.
Warnung vor Lernstopp
Das ifo Institut in München warnt sogar vor einem Lernstopp. «Die erzielten Lernergebnisse bestimmen, ob die Schülerinnen und Schüler gut für die zukünftigen Herausforderungen vorbereitet sind», sagt Ludger Wößmann vom ifo Zentrum für Bildungsökonomik. «Das Jahr 2020 darf nicht als das verlorene Jahr in die Bildungsgeschichte der betroffenen Kinder und Jugendlichen eingehen.»
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV), sieht das nicht ganz so dramatisch. Man könne nicht erwarten, dass die Mama oder der Papa jetzt zu Lehrern würden. Das sei auch den Schulen klar. In ein paar Wochen die Schule wieder öffnen und einfach weiter im Stoff machen? Eher nicht, auch weil es Familien in schwierigen Verhältnissen gibt, in denen niemand die Kinder zum Lernen anhält und die nicht einfach vom Rest der Klasse abgehängt werden dürfen. Die Lehrer müssten deshalb dann erst mal den Lernstand der Kinder überprüfen, sagt Fleischmann.
Einfach in den Tag hineinleben, davon hält die Pädagogin dennoch nichts. Ihr Rat: Eltern sollten den Tagen eine Struktur geben und die Schüler dazu motivieren, ihre Aufgaben zu machen. Mit Grundschülern sollten sie lesen, schreiben und rechnen üben, damit sie im Training bleiben.
Und sonst? Nicht nur an Schule denken, sondern etwas zusammen unternehmen, kochen, Bücher lesen, ein Brettspiel rausholen oder am Computer spielen. Lebenskompetenz vermitteln, nennt Fleischmann das und empfiehlt, in den drei Wochen bis zu den Osterferien entspannt zu bleiben: «Drei Wochen Unterricht weniger werden das Lebensglück eines Kindes nicht gefährden».