Es ging um den tschechischen Schriftsteller Ota Filip (1930 bis 2018), der zwar nicht sehr bekannt sei, wie Fuchs erläuterte, in dessen Lebensgeschichte es jedoch nicht an Umbrüchen und tragischen Verstrickungen mangele. Der gebürtige Ostrauer sei schon in jungen Jahren wegen systemkritischer Publikationen ins Visier des kommunistischen Staatsapparats geraten und habe als "ideologisch unzuverlässig" gegolten. Höhen und Tiefen habe das für den jungen Autor bedeutet: Gefängnis und Zwangsarbeit einerseits, der Literaturpreis seiner Heimatstadt andererseits. Im Jahr 1974 habe das Ganze in seiner Zwangsausbürgerung gegipfelt. "Da Filip zweisprachig aufgewachsen war, konnte er sich in seinem oberbayerischen Exil rasch etablieren; er arbeitete als Lektor, wurde Mitglied der Bayerischen Akademie der schönen Künste und nahm die deutsche Staatsbürgerschaft an." Sein letztes Lebensjahrzehnt sei überschattet worden von Vorwürfen wegen früherer Zusammenarbeit mit der tschechischen Staatssicherheit, was er schließlich auch eingeräumt habe. Sein Sohn Pavel habe deshalb den Freitod gewählt, ein Schlag, der Filip am Ende seines Lebens zu schmerzlichen Erkenntnissen geführt habe. "Das ist das Tragische seiner Vita", erklärte Fuchs, "er spricht von den Sünden der Väter, die die Kinder heimsuchen, und von der ungewissen Hoffnung, dass ihn sein geschriebenes Wort wenigstens ein paar Jahrzehnte überleben möge."