Markgräfliches Opernhaus: Vorhang auf!

Von Michael Weiser
Foto: Eric Waha Foto: red

Es ist ein Wunder mit Ankündigung. Am heutigen Donnerstag wird das Markgräfliche Opernhaus wiedereröffnet - nach sechs Jahren der Sanierung. Die Pracht des Weltkulturerbe-Theaters sollte man nicht so sehr als Denkmal für vergangene Zeiten sehen, sondern vielmehr als einzigartige Chance für Bayreuth.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Richard Wagner hatte seine Festspiele als „Demokratisches Fest“ geplant. Es kam dann ein bisschen anders; denn so einfach war es gar nicht, an Karten zu kommen, am einfachsten noch für Könige und Fürsten. Überhaupt hatte das ganze Treiben im Festspielhaus gleich von Anfang an etwas von Hoftheaterpublikum.

Lustspiele, sogar Shows mit Affen

Das ältere Musiktheater wiederum, das Markgräfliche Opernhaus, ist ein feudales Theater, dessen drei Logenränge die Gliederung der Gesellschaft spiegeln, ein Musentempel, der die Ständeordnung festschreiben sollte. Es kam dann ein bisschen anders. Schon das Fürstenpaar saß ab und zu nicht in seiner Loge, sondern unten im Parkett und vorne (weil man da einfach näher dran war am Geschehen), und kurze Zeit nach der Einweihung 1748 war’s ohnehin vorbei mit der Fürstenherrlichkeit. Später wurde dort dann stinknormales Theater gegeben, Lustspiele sogar, Shows mit Affen. Und das alles vor normalen Leuten. Wenn man so will, wurde das Markgräfliche Opernhaus nach und nach das demokratische Theater Bayreuths, während die Festspiele zwischendurch mehr und mehr zur elitären Veranstaltung mutierten.

Und heute?

Heute wird das Markgräfliche Opernhaus wiedereröffnet. Nach sechs Jahren der Sanierung erhält Bayreuth sein Doppelgestirn zurück. Es ist nicht so, dass damit zusammenwächst, was zusammengehört, eben weil diese Theaterdichte so nie wirklich geplant war. Es war alles Zufall – aber aufs Schönste gefügt. Weil sie sich so gut ergänzen, die eher puristische „Scheune“ auf dem Grünen Hügel und das eher überladene Barockschmuckstück in der Innenstadt. Spätromantik und Barock, manche würden auch sagen: schwere Arbeit und verhältnismäßig leichte Muse in zwei stilbildenden Theatern. Es mag sein, dass ihm „melodiöse Opern mehr liegen als manche schwere Oper“, gesteht Ministerpräsident Markus Söder im Interview mit dem Kurier. Und wirkt irgendwie überrascht davon, was in der gar nicht so großen Stadt möglich ist.

Die Bayreuther sollen das Haus zu ihrem Haus machen

Das Festspielhaus ist weltberühmt, Weltkulturerbe aber ist allein das Markgräfliche Opernhaus. Das wird heute gefeiert, mit Staatsakt und Großkopferten, es wird wohl noch in den nächsten Wochen nicht ganz einfach werden, noch reinzukommen.

Hoffentlich fangen die Bayreuther trotzdem schon mal an, Besitz von ihrem Opernhaus zu ergreifen. Sie haben wahrlich Rechte daran. Der Bau des Opernhauses stürzte vor 270 Jahren die Markgrafschaft in die Schuldenkrise, berappen mussten für den Bau- und Repräsentationswahn ihrer Fürsten letztlich die Untertanen. Verglichen damit, waren die über 27 Millionen Euro für die jüngste Sanierung locker zu verschmerzen. Dennoch waren auch das Steuergelder, bezahlt von Bayerns Bürgern für ein Haus, das nunmehr genau genommen der Welt gehört.

Dem Fürstenstaat errichtet, aber den Bürgern gewidmet

Konzerte, Opern, Führungen: Es gibt in den kommenden Monaten viele Gelegenheiten, sich mit dem Wunderhaus vertraut zu machen. Hoffentlich sind viele Bayreuther unter den Besuchern. Um Stolz zu entwickeln, um die Kunde von der Urständ des markgräflichen Theaters in die Welt und zu den Gästen Bayreuths zu tragen. Dem Fürstenstaat errichtet, aber den Bürgern gewidmet – eine schöne Karriere für das schöne Haus. Eine Großchance für die Stadt.

Bilder