Malteser Schüler-Projekt Jungs und Mädchen werden zu Herzensrettern

Was ist zu tun für eine Wiederbelebung? Lehrer Michael Danner (links) leitet den Schüler Elias (Mitte) bei der Herzdruckmassage an. Foto: Ralf Münch

Wenn ein Mensch bewusstlos wird, ist schnelles Handeln erforderlich. Wer weiß, was zu tun ist, kann Leben retten.

 
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Bayreuth - Ein Schock-Moment im EM-Vorrundenspiel Dänemark gegen Finnland: Der Däne Christian Eriksen bricht auf dem Spielfeld zusammen. Millionen von Zuschauern sahen zu, wie Notärzte und Sanitäter den Dänen ins Leben zurückholten.

Nicht jeder hat so viel Glück wie der 29-Jährige Fußballstar von Inter Mailand. Mehr als 50 000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Und nicht alle werden rechtzeitig reanimiert.

Der ungarische Nationalspieler Miklós Fehér schaffte es nicht: In einem Spiel seines Vereins Benfica Lissabon erlitt er mit 25 Jahren einen plötzlichen Herztod. Aus einem nicht auskurierten Infekt der oberen Luftwege entwickelte sich eine Herzmuskelentzündung. Die führte zu Kammerflimmern – eine die lebensgefährliche Form einer Herzrhythmusstörung.

Nicht selten sind Profisportler betroffen

Selbst bei Profisportlern sei ein Herz-Kreislauf-Stillstand möglich, sagt Michael Danner, Ausbildungsleiter bei den Maltesern. Für den Konrektor an der Albert-Schweitzer-Mittelschule ist es eine Herzenssache, den Mädchen und Jungen lebensrettende Sofortmaßnahmen beizubringen. 180 Siebtklässler werden in dem Pilotprojekt „Herzensretter“ geschult. Die Übung soll ihnen die Scheu nehmen, einem zusammengebrochenen Menschen schnell zu helfen. Schirmherrin ist Landtagsabgeordnete Gudrun Brendel-Fischer. Sie hat eine Spende mitgebracht. Beim Crowdfunding und mit Hilfe der VR Bank Bayreuth-Hof kamen bereits 2000 Euro Startkapital zusammen. Die zweistündige Schulung bassiert auf einem Modellkonzept der Bundesarbeitsgemeinschaft Erste Hilfe (BAGEH). Neben der Albert-Schweitzer-Mittelschule nehmen die Mittelschule Bayreuth-Altstadt, die Mittelschule St. Georgen und die Private Montessori-Schule Bayreuth an dem „Herzensretter“-Projekt teil.

Lehrplan sieht Reanimation als Lernziel vor

Dass die Schüler und Schülerinnen wissen sollen, wie sie einem bewusstlosen Menschen helfen, ist im Lehrplan verankert. Das Kultusministerium gibt seit 23. Juni 2019 die Reanimation als verpflichtendes Lernziel ab der siebten Klasse vor. Erst in der 8. und 9. Klasse befassen sich die Schüler mit dem Thema Beatmung und dem Umgang mit einem Defibrilator. Je nach Wissen und Können, werden die Module als Bronze, Silber und Gold bezeichnet und mit einem Sticker belohnt. „Danach kann ein großer Erste-Hilfe-Kurs angeschlossen werden“, erklärt Danner den zwölf Schülern, die am Dienstag an dem Kurs teilnehmen. Bei den Maltesern gibt es dafür einen Rabatt.

Die Mädchen waren als Erste an der Reihe. In einer Doppelstunde und zwei Unterrichtseinheiten erfahren auch die Jungs, wie sie auf einen leblosen Menschen reagieren. Danner fragt in die Runde, lässt die Jungen Vorschläge machen. Auf die Wange schlagen? Das geht gar nicht, belehrt er erfahrene Lebensretter die Klasse. „Das wird zwar oft in Filmen so gezeigt, ist aber nicht richtig. Am Ende schlägt die Person noch zurück...“ Ein wenig Humor darf sein, doch das Thema ist todernst.

Die Atmung immer wieder kontrollieren

Richtig sei vielmehr, den auf dem Boden Liegenden leicht an den Schultern zu schütteln, erklärt Danner. Dann ist zu überprüfen, ob die Atmung noch vorhanden sei. Den Puls am Hals suchen? Einen Spiegel vor den Mund halten? Nein, „das ist alles Hollywood“. Besser ist, mit dem Ohr am Mund des Opfers zu hören, die Haut an der Wange zu tasten und zu kontrollieren, ob noch eine Bauchbewegung zu sehen ist. Ist der Atem noch spürbar, den Kollabierten in die stabile Seitenlage bringen, sofort den Notruf absetzen und die Atmung überwachen. Wenn diese nicht mehr bemerkbar ist, dann ist wieder die 112 anzurufen und sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung zu beginnen. So zeigen es die Schilder an der Tafel. „Es ist ganz wichtig, nicht aufzuhören, bis der Rettungsdienst da ist“, mahnt Danner.

An drei männlichen Puppen dürfen die Schüler in vier Gruppen schließlich die Herzdruckmassage ausführen. Der Lehrer hat es vorgemacht: Den Kopf überstrecken, den Oberkörper des Bewusstlosen freimachen und mit ausgestreckten Armen und übereinandergelegten Händen etwa in die Mitte des Brustkorbes drücken. Und das oft, immer wieder und immer wieder. Vier Minuten üben es die Schüler – und sind verwundert wie lange vier Minuten sein können. „Um das in Relation zu setzen: Der Rettungswagen braucht ungefährt acht Minuten bis er nach dem Notruf da ist.“ Die Retter vorher zu informieren, was wo mit wem und wie vielen Menschen passiert ist – auch das haben die Schüler gelernt.

Info: Sind Sie Lehrer und wollen Trainer werden? Unter Telefon 0921/5075699 (Mo/Mi/Fr, 15 bis 16.30) bei den Maltesern melden oder an herzensretter-bayreuth@malteser.org schreiben.

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