Luisenburg: Intendant bis Weihnachten

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Die Luisenburg in bewegten Zeiten: Intendant Michael Lerchenberg verspricht eine fulminante letzte Saison auf der Luisenburg. Und Wunsiedels Bürgermeister verheißt ein baldiges Ende der Intendanten-Krise.

 
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Es gibt einen leibhaftigen Theatermacher, aber keine Frittatensuppe. Der österreichischen Variante der Pfannkuchensuppe ist im Thomas-Bernhard-Stück „Der Theatermacher“ eine Abhandlung gewidmet. Daher hätten die Frittaten gut zur Pressekonferenz zum Start des Vorverkaufs am 22. November gepasst. Stattdessen gibt es Kürbissuppe und zwei gut gelaunte Hauptdarsteller, denen die Presseleute lauschen: Intendant Michael Lerchenberg spielt die Titelrolle im „Theatermacher“, diesem modernen Klassiker, der in der kommenden Spielzeit zum ersten Mal auf der altehrwürdigen Felsenbühne aufgeführt wird. Neben dem Intendanten sitzt Bürgermeister Karl-Willi Beck, der seine Rollen als begeisterter Luisenburg-Fan und Festspielverantwortlicher nicht spielen muss: Er lebt beide.

Wehmut schweingt mit

So viel Begeisterung Beck und Lerchenberg auch verbreiten, es schwingt auch Abschied mit. So erinnerte Beck mit brüchiger Stimmer noch einmal an zwei endgültige Abschiede: Kurz hintereinander sind im Frühherbst der Schauspieler Michael Altmann und die langjährige Leiterin des Betriebsbüros Martha Baumeister-Boettge gestorben.

Einen Abschied auf Raten erlebt derzeit Michael Lerchenberg. Der Intendant hat, wie berichtet, seinen Vertrag vorzeitig um ein Jahr verkürzt und verlässt Ende der kommenden Spielzeit nach dann 14 Jahren die Luisenburg. Mit viel Bitternis hatte er dies im August in einer Pressekonferenz mitgeteilt und dabei heftig ausgekeilt, vor allem gegen Stadträte, die sich rufschädigend geäußert hätten.

Lerchenberg verbreitet Vorfreude

Diesmal gerät die neuerliche Pressekonferenz nicht zur Abrechnung, vielmehr vermittelt Lerchenberg eine fast schon kindliche Vorfreude auf seine letzte Luisenburg-Saison. Und diese soll noch einmal fulminant werden. Die Zutaten sind schnell aufgezählt: interessante Stoffe, begeisterungsfähige Schauspieler und eine möglichst große Bühne. All dies hat Lerchenberg. Die Felsenbühne sucht ihresgleichen und lässt den Regisseuren alle Freiheiten. Die Akteure auf der Bühne, die er engagiert hat, sind ebenfalls Profi durch und durch. Egal, ob Maria Kempken als „Heidi“, der Schweizer Paul Kaiser als Alm-Öhi im selben Stück oder Norbert Neugirg als Musikant in „Die Pfingstorgel“. Überhaupt: alles Wunschkandidaten und zum großen Teil bekannt von vielen Bühnen oder aus dem Fernsehen. Bleiben die Stücke. Hier hat sich Lerchenberg einen Wunsch erfüllt. Er spielt den Theatermacher in dem gleichnamigen Thomas-Bernhard-Stück. „Es handelt vom Scheitern am Theater ebenso wie vom Hadern mit dem Aufführungsort.“ Letzteres lässt vor allem Wunsiedler Stadträte aufhorchen. Doch der Intendant betont, dass er sich streng an die Bernhard-Fassung halten will. „Alle weiteren Interpretationen überlasse ich dem Publikum“, fügte er augenzwinkernd hinzu.

40 Bewerbungen für Intendanten-Job

Weiter kommen das Familienmusical „Heidi“ als Luisenburg-Erstaufführung, das Volksstück „Die Pfingstorgel“ und das Erfolgsmusical der abgelaufenen Saison, „Cats“ auf die Bühne. „Bei ,Cats’ blieb uns nichts anderes übrig. Es war heuer immer ausverkauft und wir hätten noch viel mehr Karten verkaufen können.“

Schon an die „Nach-Lerchenberg-Ära“ denkt Bürgermeister Karl-Willi Beck, „wenn ich auch wehmütig bin“. Die 14 Jahre Lerchenberg seien aber eine lange Zeit gewesen, und im Theater sei der Wandel das einzig Beständige. Auf Nachfrage der Frankenpost sagte Beck, dass mittlerweile 40 Bewerbungen für die Intendantenstelle eingegangen seien. In den vergangenen Wochen hat sich der Stadtrat auch beim Kultusministerium und bei zwei Kulturreferenten größerer Städte Rat zum Prozedere der Auswahl eingeholt. „Bis Weihnachten werden wir den Namen von Lerchenbergs Nachfolger kennen.“

Alles in Ordnung?

Angesprochen auf den großen Theaterkrach des Sommers reagiert Beck gelassen. Nein, persönlich sei zwischen ihm und Lerchenberg alles wieder in bester Ordnung. Lerchenberg hatte sich über mangelnden Schutz seitens des Bürgermeisters beschwert. Außerdem gehörten Diskussionen zu einem lebhaften Theaterbetrieb einfach dazu.

Programm-Infos

Früher war die Luisenburg ein Vierklang aus Klassiker, Kinder-, Volksstück und einer modernen Aufführung. In seiner letzten der Ära Lerchenberg ist daraus ein Vielklang.

So sind zum Beispiel am 18. Juli schräge österreichische Popklänge der Ersten Allgemeinen Verunsicherung zu hören, die Intendant Lerchenberg nach mehreren Versuchen engagieren konnte. Auch aus Österreich kommen die sieben Blechbläser von Mnozil Brass. Sie gastieren am 2. Juli. Schließlich gibt es Opern von Wagner und Mozart unter dem Motto „Opern auf bairisch“ am 24. Juli zu hören. „Einen Termin haben wir noch frei“, sagt Lerchenberg und verspricht noch ein Überraschungskonzert a la BAP.

Längst ist auch der Hof des Fichtelgebirgsmuseums als Spielort etabliert. Hier gibt es heuer besonders interessantes Theater zu sehen. So „Der varreckte Hof“, eine Stubenoper von Georg Ringsgwandl, das Soloprogramm von Paul Kaiser „Dr. Wahn“, ein komödiantischer Abriss der Naturwissenschaft und Philosophie, sowie die Lesung „Pfarrer, Pfaffen und Pastoren“, die Intendant Michael Lerchenberg anlässlich des 150. Todestages von Ludwig Thoma hält.

Die wichtigsten Termine, die Premieren: Am 31. Mai „Heidi“; 15. Juni; Theaterfest; 23. Juni „Die Pfingstorgel“, danach Staatsempfang. 29. Juni „Cats“; 14. Juli „Der Theatermacher“, 19. Juli „Da varreckte Hof“, 10. August, „Die Czárdásfürstin“. 17. August, „Die Zauberflöte“.

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