Luise Dietzfelbinger Die Mutter der Jumelage ist tot

Luise Dietzfelbinger ist am Samstag, wenige Tage vor ihrem 101. Geburtstag in Bayreuth gestorben. Das Foto zeigt sie im vergangenen Jahr, einen Tag vor ihrem 100. Geburtstag, auf den sie sich so gefreut hatte. Foto: Eric Waha/Eric Waha

Wenige Tage vor ihrem 101. Geburtstag ist Luise Dietzfelbinger gestorben. Sie war die Frau, die zu dem Kreis gehörte, die nach dem Zweiten Weltkrieg der Partnerschaft Bayreuths und Annecys den Weg geebnet haben.

 
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Eine traurige Nachricht für all diejenigen, die sich an die Anfänge der Partnerschaft der beiden Städte Bayreuth und Annecy erinnern können: Mit Luise Dietzfelbinger ist jetzt eine wichtige Wegbereiterin dieser Partnerschaft gestorben. Nach Peter Färber, Oskar Sauer, Helmut Künzel. Nach Informationen unserer Zeitung starb Luise Dietzfelbinger am Samstag, eine Woche vor ihrem 101. Geburtstag.

Große Affinität zu Frankreich

Luise Dietzfelbinger hatte eine große Affinität zu Frankreich: „Ihre Augen leuchten, wenn sie von Frankreich spricht“ hatte Peter Schmidt, Ehrenvorsitzender der Deutsch-Französischen Gesellschaft (DFG) Bayreuth, bis zu seiner Pensionierung am Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium (WWG) – natürlich – Französisch-Lehrer, und langjähriger Freund Luise Dietzfelbingers im vergangenen Jahr gesagt, als der 100. Geburtstag der ehemaligen Lehrerin im Seniorenstift der Rummelsberger anstand, auf den sie sich so sehr gefreut hatte. Dass „zwei Städte, die keinerlei Voraussetzung dafür hatten, echte Partner geworden sind“, wie der Wegbereiter der Partnerschaft von französischer Seite, Paul Servettaz, einst in einem Interview gesagt hatte, habe auch an Luise Dietzfelbinger gelegen. Auch wenn sie lieber die Arbeit im Hintergrund machte, den Rummel um ihre Person gar nicht mochte.

1921 geboren in Nürnberg

Dietzfelbinger, die familiäre Kontakte zum Bayreuther Unternehmer Sophian Kolb hatte, kommt 1921 in Nürnberg zur Welt, erlebt den Krieg in Bayreuth und wird hier mit der Familie ausgebombt. Als Schülerin wie später als Lehrerin war sie zuerst „an der OR“, wie sie im Gespräch mit dem Kurier sagt. An der damaligen Oberrealschule, dem heutigen Graf-Münster-Gymnasium. Luise Dietzfelbinger studiert Englisch und Französisch, „zu einer Zeit, als das eher ungewöhnlich war“, wie sie sagte.

„Die Dietze“ – modern und nachhaltig beim Unterricht

„Die Dietze“, wie sie von den Mädchen an ihrer langjährigen Lehrer-Station am Richard-Wagner-Gymnasium (RWG), genannt wurde, teilte ihre Liebe zu Frankreich mit ihrem Kollegen Richard Maron. Sie sei „oft in Frankreich gewesen, hat sich auch die Unterrichtsmethoden dort genau angeschaut. Sie hat uns beigebracht, die Menschen in Frankreich lieben zu lernen“, erzählte ihre ehemalige Schülerin Inge Konrad. Die Methoden: „Modern. Und so gut, dass ich vieles heute noch weiß.“ Dietzfelbinger war am RWG bis zum Schluss stellvertretende Schulleiterin, sie war es, die das Schulmuseum initiiert hat.

Wild musste lernen, dass „das kein Kuhkaff war“

Schon 1960 waren Dietzfelbinger und Maron in Annecy, hatten – anfangs über private Kontakte – das Terrain sondiert. Das war sechs Jahre, bevor der Partnerschaftsvertrag geschlossen worden war. Sie erinnerte sich damals in einem Film-Projekt des WWG zum 50. Jubiläum der Jumelage: Hans Walter Wild, der damalige Oberbürgermeister von Bayreuth, „hatte den Kontakt mit uns gesucht, der eigentliche Begründer der Partnerschaft war aber Paul Servettaz. Der hat gesagt: das muss was werden.“ Im März 1964 waren Dietzfelbinger und Maron wieder in Annecy im Rathaus, diesmal in offizieller Mission und im Auftrag Wilds, dem sie vorher „erst einmal klarmachen mussten, dass das kein Kuhkaff war“, wie sich Dietzfelbinger in dem Film mit einem Lächeln auf den Lippen erinnerte.

Mitgründerin der Freunde der Akademie Tutzing

Luise Dietzfelbinger, die unter anderem in Bayreuth den Verein der Freunde der Akademie Tutzing mitbegründet hat, lange Zeit die Schatzmeisterin war, habe immer Nektar aus den Begegnungen mit Menschen aus ganz Europa gezogen. Die Begegnungen mit Franzosen, mit Engländern, mit Italienern – oft durch Schüleraustausch – hätten „auch in Zeiten, in denen es nicht so glücklich war“, ihr Leben bereichert. Und ihr Freundschaften gerade nach Frankreich bis zum letzten Tag geschenkt.

Sie legte den lokalen Grundstein für ein gemeinsames Europa mit

Für Bayreuth gehörte sie zu den Menschen, die „einen wertvollen Grundstein für ein gemeinsames Europa in unserer Stadt und Region“ gelegt hätten, wie es der damalige Oberbürgermeister Michael Hohl gesagt hatte, als er Luise Dietzfelbinger zusammen mit Oskar Sauer mit der Bayreuth-Medaille in Silber auszeichnete.

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