Die Gewerkschaft Verdi fürchtet mit dem neuen System zunächst keinen verstärkten Druck auf die Luftsicherheits-Assistenten. "Fraport hat ein hohes Interesse, dass die ganze Sache erstmal funktioniert", sagt Wolfgang Pieper, der die Tarifverhandlungen für die bundesweit rund 25 000 Beschäftigten koordiniert. Nachdem flächendeckend Stundenlöhne von 20 Euro durchgesetzt wurden, stehen jetzt mehr Vollzeitverträge und verbindliche Zuschläge auf der Agenda der Gewerkschaft. Das größte Problem für die Unternehmen wird weiterhin sein, genug Arbeitskräfte für den Job zu finden.
Schneller als über das Bundesbeschaffungsamt möglich hat Fraport zudem neue Technik bestellt. Im ersten Quartal des Jahres sollen sieben neuartige CT-Scanner in den Dienst gestellt werden, bei denen Flüssigkeiten und elektronische Geräte nicht mehr aus dem Handgepäck genommen werden müssen. Bislang kamen ausschließlich Produkte des britischen Mischkonzerns Smiths Detection mit seinem Werk in Wiesbaden zum Einsatz. Nun wird auch eine Kontroll-Linie des zum Toyota-Konzern zählenden Konkurrenten Vanderlande eröffnet. Wettbewerb soll auch hier das Geschäft voranbringen, denn bei einer Gesamtzahl von 186 Kontrollspuren am größten deutschen Flughafen ist noch viel zu tun. Und da ist das neue Terminal 3, das 2026 ans Netz gehen soll, noch gar nicht mitgezählt.
Keine Abstriche bei der Sicherheit
Die bereits seit Dezember 2020 getesteten Geräte durchleuchten das Handgepäck mit der aus der Medizin bekannten Technik der Computer-Tomographie (CT). Statt nur weniger Aufsichtsbilder liefern sie ohne Tempoverlust Hunderte Aufnahmen des Gepäckstücks, was am Kontrollschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise Durchleuchtung des Tascheninhalts ermöglicht. Auch feste und flüssige Sprengstoffe können von den Geräten erkannt werden. Die Flüssigkeitsbeschränkungen im Luftverkehr waren 2006 zur Terrorabwehr eingeführt worden.
Dass letztlich trotz allen Profitdenkens keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden, ist das erklärte Ziel der Bundespolizei, die weiterhin über das gesamte Kontrollverfahren wacht. Das Bundesinnenministerium und damit vor Ort die Bundespolizei bleibt als oberste Luftsicherheitsbehörde verantwortlich für alle luftsicherheitsrelevanten Fragestellungen. Es legt konkrete Vorgaben für die Art der Kontrollmaßnahmen und die dabei eingesetzten Geräte fest. Das Personal der beauftragten Sicherheitsfirmen führt die Kontrollen im Auftrag der Fraport durch, aber weiter nach den Richtlinien des Bundes und unter Aufsicht der Bundespolizei.
Auch die Fraport ist mit den hoheitlichen Aufgaben nur "beliehen", der Staat kann also im Zweifel jederzeit die Organisation wieder an sich ziehen. Dem Vernehmen nach "gewinnt" die Bundespolizei am Flughafen mit der Reform rund 30 Beamte, die bislang mit dem Management der privaten Dienstleister beschäftigt waren. Die Beamten stehen künftig für andere polizeiliche Aufgaben zur Verfügung. Unter anderem plant die Behörde mehr verdeckte Testläufe an den Kontrollstellen als bislang. Dass die Kontrollen für die Luftsicherheit weiterhin wichtig sein werden, zeigt schon die Zahl von rund 150 000 verbotenen Gegenständen, die 2021 gefunden worden sind. Dazu kommen 17 000 Fahndungstreffer und 1500 vollstreckte Haftbefehle.