GDL weiter auf Konfrontationskurs
Der neue Chef machte bei seinen Reden vor den Delegierten außerdem deutlich, dass die GDL bei ihr wichtigen Themen auf Konfrontationskurs bleibt: "In einem Betrieb, wo ein Arbeitgeber uns offensiv angreift und willkürlich das Tarifeinheitsgesetz anwendet, kann eine echte Sozialpartnerschaft nicht gedeihen", sagte Reiß in Richtung des ebenfalls anwesenden Bahn-Personalvorstands, Martin Seiler.
Das Tarifeinheitsgesetz (TEG) regelt, dass in einem Betrieb mit zwei konkurrierenden Gewerkschaften nur die Tarifverträge der mitgliederstärkeren Arbeitnehmervertretung angewendet werden. Bei der Bahn ist das in den meisten Betrieben die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Das Gesetz ist nicht nur aus Weselskys Sicht der Hauptgrund dafür, dass das Verhältnis zwischen seiner GDL, der EVG und der Deutschen Bahn weitgehend zerrüttet ist. "Dieses Gesetz spaltet die Belegschaft und bringt Unfrieden in die Betriebe", erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Beamtenbunds (dbb), Volker Geyer, bei der Generalversammlung der GDL. "Dieses Gesetz ist kein Tarifeinheitsgesetz, sondern ein Tarifspaltungsgesetz."
Weselsky als "unbeliebtester Sachse"
Weselsky hat einen Großteil seiner 16-jährigen Amtszeit dem Kampf gegen das TEG verschrieben. Unterschwellig beeinflusste das Thema viele seiner Tarifrunden mit der Bahn. Dabei nahm der gebürtige Dresdner nie ein Blatt vor den Mund und verstand es, auch persönlich gegen das Management der Deutschen Bahn oder unliebsame Politiker auszuteilen.
Während er innerhalb der Gewerkschaft unumstritten war, führten seine Arbeitskämpfe und die langwierigen Tarifrunden bei der Bahn bei vielen Fahrgästen zu Wut und Frust. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer erzählte auf der Generalversammlung, er habe oft Lacher mit dem Spruch gesammelt, dass Weselsky den Titel "unbeliebtester Sachse in ganz Deutschland" inzwischen von Walter Ulbricht übernommen habe. Er wolle sich für diesen Spruch auf Weselskys Kosten bei diesem entschuldigen. "Aber er kam gut an."
Ähnliche Beliebtheitsvergleiche mit früheren DDR-Staatsoberhäuptern wird der neue GDL-Bundesvorstand wohl vermeiden wollen.