Zwei unterschiedliche Werkzeuge benutzt
Was aber nicht zum Geständnis des Angeklagten passt: Die Nachfrage des Nebenklägers und Bruders des Opfers, Andreas Lösche, ergab die Einschätzung der Obduzentinnen, dass die Kopfverletzungen von zwei unterschiedlichen Werkzeugen verursacht worden sein dürften. Eine erste Verletzung sei von einem glatten, stumpfen und breiten Gegenstand verursacht worden und habe zur Bewusstlosigkeit geführt. Eine zweite Verletzung mit Knochenabsplitterungen am Schädel sei tödlich gewesen. Die Obduzentin Monika Diaz Dolores sagte: „So denken wir, dass es passiert ist: Die erste Sequenz führte zur Bewusstlosigkeit. Die zweite Sequenz zum Tod.“
Wie berichtet, behauptet der Angeklagte, bei beiden Tatabschnitten mit demselben Werkzeug zugeschlagen zu haben, einem Radmutterschlüssel, der aussieht wie ein Eisenrohr mit einem Sechskant am Ende. Boujeema L. behauptet weiter, den Schlag in der zweiten Phase deshalb ausgeführt zu haben, weil er bei seiner Rückkehr zu dem Laster darüber erschrocken sei, dass Sophia Lösche ihm beim erneuten Öffnen der Fahrertüre eine Hand entgegengestreckt und den Kopf gehoben habe. Laut den spanischen Obduzentinnen jedoch müsste Sophia Lösche schon nach Beibringen der ersten Verletzung bewusstlos gewesen sein.
Obduktionsergebnisse werden noch abschließend interpretiert
Zusammengefasst könnte das spanische Obduktionsergebnis heißen: Das Opfer wurde bewusstlos geschlagen und erst danach getötet. So gesehen, wäre das ein Mord. Abschließend festgestellt sind die Obduktionsergebnisse und vor allem die daraus zu ziehenden Schlüsse aber noch nicht: Die Erkenntnisse aus Spanien soll der Erlanger Rechtsmediziner Professor Stephan Seidl im weiteren Prozessverlauf einordnen und interpretieren. Seidl war während der Beweisaufnahme in Bayreuth die meiste Zeit anwesend, hat die Erklärungen des Angeklagten gehört und soll beurteilen, ob der von Boujeema L. behauptete Tathergang mit den Obduktionsergebnissen kompatibel ist.
Der nächste Prozesstermin ist der 12. August.