Lieber Dusche statt Gratis-Stellplatz

Von Sonny Adam

Sommerferien, herrliches Wetter. Trotzdem ist der Wohnmobilstellplatz in der Fischergasse leer. Auch auf dem Campingplatz, der sich nur wenige Meter neben dem Gratis-Angebot befindet, ist wenig los. Kein Grund zur Sorge, sagt der Campingplatzbetreiber Roland Mai. Erfahrungsgemäß rollt die Campingreisewelle erst in wenigen Wochen an.

 
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Siegfried Dengler (58) und Vera Szymroszczyk (56) sitzen vor ihrem Campingmobil in der Sonne. Obwohl es schon später Vormittag ist, dehnen sie das Frühstück aus. Eventuell wollen beide später spazieren gehen, vielleicht – wenn das Wetter so bleibt – gehen sie aber ins Schwimmbad. „Wir sind völlig frei, können spontan entscheiden“, sagt Vera Szymroszczyk.

Viel zu entdecken

Und diese Freiheit ist es, die das Paar im Urlaub auf dem Campingplatz Waischenfeld genießt. Schon seit Jahren erkunden die beiden, die aus Dresden kommen, spontan verschiedene Regionen. „Wir sind zum ersten Mal in der Fränkischen Schweiz, wollen die Höhlen, die Burgen besichtigen. Auf dem Mittelalterfest waren wir auch. Das war toll – hier ist es so schön und es gibt so viel zu entdecken“ , sagt Vera Szymroszczyk.

Transporter umgebaut

Der Bus des Paares hat keine Dusche, Toilette und sonstige Luxusausstattung. Es handelt sich um einen ganz normalen ausgeräumten Transporter. „Ich bin Kaufmann, nutze den Bus auch beruflich. Im Urlaub wird er ausgeräumt und zum Camper umfunktioniert“, erklärt Siegfried Dengler. Aus diesem Grund macht das Paar mit seinem Fahrzeug der besonderen Art am liebsten auf dem Campingplatz Station und nicht auf dem wenige Meter entfernt gelegenen kostenlosen Stellplatz.

Die Vorzüge eines Campingplatzes

„Es ist schon wichtig, dass auf einem Stellplatz Toiletten und Duschen vorhanden sind. Man kann auch mal eine Nacht auf einem Stellplatz irgendwo stehen bleiben, aber generell ist uns ein Campingplatz lieber“, sagt Dengler. Das Paar kocht abends mit einem kleinen Kocher, abgespült wird in der Küche des Campingplatzes.

Hier Kurtaxe, dort nicht

„Dass der kostenlose Stellplatz nur wenige Meter von uns entfernt ist, macht uns überhaupt keinen Abbruch“, sagt Campingplatzbetreiber Roland Mai. „Aber eine Sache ärgert mich: Diejenigen, die mit ihrem Camper dort stehen, zahlen keine Kurtaxe. Ich muss von meinen Gästen einen Euro pro Tag verlangen“, moniert Mai.

Im eigenen Auto schlafen

Die Übernachtungspreise sind auf der Waischenfelder Anlage erschwinglich. Zwei Erwachsene, ein Kind und Campingmobil kosten 28 Euro. „Immer mehr Camper wollen einfach nur eine Nacht im eigenen Auto schlafen. Inklusive Freibadeintritt sind dies neun Euro. Wir haben erst vor wenigen Tagen eine Frau gehabt, die hat in ihrem Skoda Yeti übernachtet. Solche Fälle nehmen zu“, erzählt der Betreiber.

Im Moment wenig los

Dass trotz des herrlichen Sommerwetters mit strahlendem Sonnenschein vor den jüngsten Regentagen nur wenige Urlauber in Waischenfeld Station machen, ist für Mai normal. „Am Anfang der Sommerferien fahren die Leute in Urlaub. Gecampt wird erst später. Ab Mitte oder Ende August kommen die Leute – nach dem großen Urlaub“, kennt der Campingplatzbetreiber die Situation. Als absoluten Trend macht Mai Vater-Kind-Wochenenden aus. „Meistens kommen an einem Wochenende die Väter, die Mütter bleiben zu Hause und genießen die Ruhe. Aber kurze Zeit später kommen dann auch die Mütter mit und verbringen hier ein Wochenende“, so der Campingplatzbetreiber.

300 Stellplätze

In Waischenfeld gibt es 300 Stellplätze. Aktuell sind nur zehn Urlauber da, 62 Plätze sind mit Dauercampern belegt. Einer davon ist Dietmar Hecker aus Bayreuth. Er kommt jedes Wochenende nach Waischenfeld, um in der Fränkischen Schweiz auszuspannen. Aktuell hat er sein Wohnmobil dabei. „Aber auch mit dem Wohnmobil will ich Strom, Entsorgungseinrichtungen. Das ist mir wichtig“, sagt er.

Zugang zum Freibad gefällt

Und so hält er es nicht nur, wenn er in Oberfranken unterwegs ist, er hat auch schon die Ostsee, den Schwarzwald und Kroatien mit dem Wohnmobil erkundet. „Was mir gut gefällt in Waischenfeld ist, dass der Platz einen Zugang zum Freibad hat“, sagt Hecker. Auch das ist ein Argument für den bezahlten Platz – und gegen die kostenfreie Stellfläche.