Lichtblicke Die Hoffnung stirbt niemals

Astrid Löffler

Mit der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine waren die vergangenen Monate für viele Menschen niederdrückend. Steigende Preise sorgen auch nicht gerade für Euphorie und bringen etliche, bei denen das Geld ohnehin knapp ist, in finanzielle Not. Was gibt Menschen jetzt – kurz vor Ostern – in dieser Lage Hoffnung? Wir haben uns umgehört.

 
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Osterfeuer sind ein gängiger Brauch. Sie stehen für das Licht der Welt und für Hoffnung. Wir haben Menschen in der Region gefragt, was für sie auch in düsteren Zeiten Lichtblicke sind. Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Roland Löb, Vorsitzender des Regionalverbands Jura des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB): „Hoffnung gibt mir, dass die Generation vor mir weitaus schlimmere Zeiten erlebt hat und sich das Blatt dann auch wieder gewendet hat. Auch das besonnene Handeln der politisch Verantwortlichen, das unsere Sicherheit nicht gefährdet, ist ein Lichtblick – sowie die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Gerade bin ich aber nicht davon überzeugt, dass die Lage so schnell besser wird – bezogen auf das Preisniveau und die finanziellen Notlagen. Bei den milliardenschweren staatlichen Ausgaben auf Pump und den komplett durcheinander geratenen Märkten frage ich mich die ganze Zeit, woher das Geld alles kommen und wie es funktionieren soll. Ich befürchte, dass uns der große wirtschaftliche Knall mit harten Einschnitten erst noch bevorsteht.

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Kraft schöpfe ich aus meiner extrem stabilen und ausgeglichenen Partnerschaft. Sie ist für mich Rückzugsort, Stütze und setzt auch mal einen Stopp, wenn man sich nur noch im Mausrad dreht. Der Umstand, dass es einem persönlich gut geht, ist eine weitere Energiequelle. Zum Einsatz für die Region, den ASB und den Nächsten motiviert mich zum einen die Gewissheit, dass diese freiwilligen Tätigkeiten richtig und wichtig für eine funktionierende und soziale Gesellschaft sind. Zum anderen die Dankbarkeit der Menschen, denen geholfen wurde und die vielfältigen Unterstützungen von außen. Und es treiben mich jene Leute an, die sich bei uns im ASB weit über das normale Maß hinaus mit Freude einbringen, und damit den Verein zu dem machen, was er ist: ein flexibler, menschlicher und unbürokratischer Hilfs- und Wohlfahrtsverband.“

Teresa Zukic, Ordensschwester der „Kleinen Kommunität der Geschwister Jesu“ im mittelfränkischen Weisendorf und früher Gemeindereferentin in Pegnitz: „Wegen des Krieges gegen die Ukraine bin ich wie viele andere auch fassungslos, erschüttert und einfach entsetzt angesichts dieses sinnlosen Leidens und Mordens. Ich habe erst mal viel geweint. Nach meiner überstandenen Krebserkrankung rührt mich vieles noch mehr an. Andererseits hat es mich getröstet, dass ich etwas tun kann, dass ich nicht hilflos bin: So habe ich Geld aus dem Verkauf der Schürzen für mein Kochbuch für Ukraine-Flüchtlinge gespendet. Außerdem habe ich ein Ermutigungsgebet geschrieben. Darin heißt es: ,Die Menschlichkeit hat jetzt schon über das Böse gesiegt, weil es Menschen gibt, die lieben.‘ Dieses Gebet habe ich auf den Druck eines Bildes schreiben lassen, das ich in der Reha gemalt habe. Es heißt Blick ins Paradies. Außen ist es recht dunkel, aber innen hell und oben habe ich einen König angedeutet. Er gewinnt immer. Das Bild soll zeigen: Am Ende steht das Leben. Eine Familie, die selbst Flüchtige an der Grenze abgeholt hat, bat mich um die Karten und eine ukrainische Übersetzung. Sie haben sie an Ukrainer verteilen lassen und schon viele positive Reaktionen bekommen. Nun kommen jeden Tag Bestellungen für die Karten. Es ist so wichtig, an diese Menschen zu denken, die keine Tränen mehr haben in der Todesangst um ihre Liebsten. Ich selbst hatte so viel Angst wegen der Krebserkrankung. Jetzt habe ich keine Angst mehr – auch weil ich Putin nicht die Macht geben will, die er begehrt. Ich lasse mich nicht in diesen Wahn mit reinziehen. Ich will jetzt erst recht zeigen, was Liebe, Demokratie und das Gute ist. Es ist doch beeindruckend, dass in Deutschland auf einmal so viele Flüchtlinge mit offenen Armen aufgenommen werden.“

Melanie Zink, Pastoralreferentin im Seelsorgebereich Auerbach-Pegnitz: „Als Christinnen und Christen sind wir ja eigentlich Hoffnungsprofis. Nicht, weil wir das so gut könnten, sondern weil es in die DNA unserer Religion eingeschrieben ist. Immer schon mussten Menschen dunkle Stunden überstehen, in den jüdisch-christlichen Erzählungen wird das in großartige Bilder gepackt: Die Israeliten ziehen durch die Wüste, Petrus und die Jünger müssen durch den Seesturm, Jesus selbst erlebt das Leid der Kreuzigung. Und Gott geht mit. Immer. Nie lässt er uns allein, und am Ende wartet das Leben in den schillerndsten Farben. Das ist es, was mir konkret Mut macht: Wenn ich spüre, dass ich nicht allein bin – und das sind sehr menschliche Momente: ein Kinderlachen, ein Kuss, aber auch die große Hilfe und Solidarität, die gerade den geflüchteten Ukrainern entgegenkommt. Immer dann spüre ich: Gott ist da, es ist nicht hoffnungslos. Hoffnung macht mir auch das Leben selbst, das sich im Frühling so mächtig zu Wort meldet: Blumen, die nach dem kalten Winter aufblühen; Vögel, die singen und Nester bauen; die ersten warmen Sonnenstrahlen. Das ist vielleicht nichts Großes, aber es zeigt mir: Wir sind Teil dieser Welt, die so wunderbar lebendig ist. Auch, wenn die Zeiten dunkel scheinen: Ich kann darauf vertrauen, dass die Dunkelheit nicht das letzte Wort hat.“

Dekan Markus Rausch aus Pegnitz: Ostern bedeutet neues Leben – und genau das wünschen wir uns nach zwei Jahren Corona-Pandemie und angesichts des Krieges in der Ukraine. Neues Leben sehe ich auch in den Kirchengemeinden – Kreativität und Mut zu Neuem. Ausgerechnet eine Krisensituation, eine Notlage bringt das zum Vorschein. Der Krieg in der Ukraine ist eine große Anfechtung für unseren Osterglauben, denn wo wird hier erkennbar, dass das Leben siegt? Die große Hilfs- und Spendenbereitschaft – auch hier in Pegnitz – ist ein Hoffnungszeichen und ein Lichtblick. Jetzt ist nicht die Zeit der großen Worte – denn die sind bisher wirkungslos geblieben. Jetzt ist die Zeit der Gebete und der solidarischen Gesten. Die ökumenischen Friedensgebete geben mir Mut und Hoffnung. Der Zusammenhalt und die Solidarität, die ich wachsen sehe. Wichtig ist mir, dass diese Solidarität allen gilt, die unter der gegenwärtigen Situation zu leiden haben. Ostern bedeutet, dass sich die Macht des Lebens letztendlich durchsetzt – ich bin es gewohnt, an das zu glauben, was ich (noch) nicht sehe. Ich freue mich auf die liturgisch reichen Gottesdienste rund um Ostern.“

Sonja Schwemmer, Vorsitzende des Seelsorgebereichsrats Auerbach-Pegnitz: „Ostern führt uns besonders deutlich vor Augen, dass oft erst schweres Leid durchstanden werden muss, bevor das Licht der Hoffnung einen neuen Weg aufzeigt. Katastrophenmeldungen, Krieg, Not, persönliche Schicksalsschläge – kaum ein Tag vergeht, an dem nicht neue Tragödien bekannt werden. Gott sei Dank gibt es auch viele Hoffnungslichter, helfende Hände, ein freundliches Lächeln, ein gutes Wort, ein befreites Kinderlachen ... Jede mitfühlende Geste macht die Welt etwas besser. In dem Brief Paulus an die Philipper heißt es: ,Jeder achte nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der anderen. Seid untereinander so gesinnt, wie es dem Leben in Christus entspricht‘. Folgen wir dieser Aufforderung, ist es selbstverständlich, dem Nächsten zu helfen und sich ehrenamtlich einzubringen. Auch familiär wurde ich in dieser Richtung geprägt. Dieser Einsatz kostet zwar Zeit und Kraft, gibt aber unendlich viel mehr zurück. Durch meine Ehrenämter konnte ich meinen Horizont erheblich erweitern, viele Kontakte knüpfen und Freundschaften schließen; auch erhalte ich immer wieder neue Anregungen und viele aufmunternde Zeichen. Selbstverständlich stößt man manchmal an seine Grenzen, ist kurz davor aufzugeben, aber bisher habe ich genau in diesen Augenblicken immer einen Impuls bekommen, der mich zum Weitermachen bestärkt hat. Möglich ist mir dies allerdings nur mit dem Rückhalt meiner Familie.“

Fabian Gottschalk, Vorsitzender des Pfarrgemeinderats St. Johannes der Täufer in Auerbach: „Als ich das erste Mal mit einem Flugzeug geflogen bin, war ich beeindruckt, dass über den Wolken immer die Sonne scheint. Natürlich war mir dies schon vorher bekannt, trotzdem wurde es mir erst richtig bewusst, als ich es selbst erlebte. Es gibt wohl auch über unseren Köpfen und unserem Denken einen Gott, der uns einige Sonnenstrahlen durch die Wolken schickt. Ich glaube daran, dass unterdrückerische und menschenverachtende Regimes auf Dauer keinen Bestand haben, da sie auf Hass und Zersetzung angewiesen sind und kein gesunder Mensch das gesamte Leben hindurch hassen kann. Das Sprichwort ,Die Hoffnung stirbt zuletzt‘ ist grundfalsch. Das Wesen der Hoffnung ist, dass sie niemals stirbt. An diesen Gedanken kann man sich – hoffentlich – in finsteren Stunden klammern. “