Nicht nur ihnen ist sie sehr dankbar, sagt die Mutter. Die 27-Jährige kam mit 17 Jahren aus der Türkei nach Deutschland, ihre Verwandten sind dort. Die Eltern von Emils Kindergarten hätten von Anfang an geholfen, über Facebook Möbel organisiert - und vor allem die Typisierungsaktion in der Turnhalle der Graserschule, um einen Spender für Emil zu finden. 2257 Menschen machten mit. "Für mich bedeutet das, wir können 2257 Leben retten." Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe hatte die Schirmherrschaft für die Aktion abgelehnt. Die Helfer warfen ihr auch nach ihrer Entschuldigung mangelnde Unterstützung vor.
Die Aktion kostete die Deutsche Knochenmarkspenderdatei (DKMS) etwa 113.000 Euro. Aktuell hat die Elterninitiative vom Kindergarten Grashüpfer knapp 30.000 Euro gesammelt, sagt Niko Baumgärtel. Ein Dutzend Spendendosen sind in der Stadt noch verteilt, aber bald werden sie eingesammelt, weil nichts mehr dazukommt. Die Elterninitiative plant noch eine letzte Aktion mit dem SpVgg Bayreuth.
Emil findet Mamas kurze Haare lustig
Hafize Koszior wirkt fröhlich und quirlig. Wieder, sagt sie. Und wenn man sie fragt, wie sie mit der Situation klar kommt, sagt sie ein Wort. "Muss." Sie hat sich ihre Haar abgeschnitten, als Zeichen, weil Emil keine Haare hat. Nicht ganz abrasiert, weil die Schwestern sagten, dass sie ihren Sohn dann erschreckt hätte. Jetzt sind sie ein paar Zentimeter lang und Emil findet das lustig. "Er ist tapfer. Ich bin so stolz auf ihn", sagt Hafize Koszior.
Er mache alles mit, was die Schwestern und Ärzte von ihm wollen. "Er weiß, dass er krank ist", sagt die Mutter. Nur nicht, wie schlimm. Wenn etwas auf den Boden fällt, sagt er, dass man es desinfizieren muss. Dass er die Hände waschen muss und Mundschutz tragen muss, wenn er das Zimmer verlässt. "Wenn ich traurig bin, nimmt er mich in den Arm", sagt Hafize Koszior.
"Hauptsache, er lebt."
Sie spielen, schauen DVDs, malen zusammen. Abends kommt der Besuchsdienst der Klinik vorbei. Tagsüber oft die Musiktherapeutin, um mit Emil zu spielen. Und damit seine Mutter auch einmal durchschnaufen kann. Im September wollte die Hausfrau eine Ausbildung zur Krankenschwester beginnen. Alles nicht wichtig. "Emil braucht mich jetzt", sagt Hafize Koszior. "Hauptsache, er lebt."
Eins will sie noch loswerden: "Warum sind Organspende und Typisierung nicht Pflicht? Es gibt so viele unwichtigere Dinge, die das in Deutschland sind." Ob die Transplantation erfolgreich war, zeigt sich etwa vier Wochen danach.
Info: Das macht die Chemotherapie mit Emil
Das Knochenmark muss man sich vorstellen wie einen Schwamm, erklärt Prof. Markus Metzler. In dessen Nischen sitzen die Blutstammzellen, die rote und weiße Blutkörperchen sowie die Blutplättchen bilden. Die weißen Blutkörperchen sind für die Abwehr im Körper zuständig. Durch die Leukämie sind die gesunden Knochenmarkzellen verdrängt worden. "Während der Chemotherapie, die die bösartigen Leukämiezellen zerstört, werden auch die normalen Knochenmarkzellen unterdrückt", sagt der Arzt. Das schwächt den Körper. "Aber Emil hat sich bisher sehr gut geschlagen." Säuglingen und Kleinkinder vertrügen die Behandlung oft besser als Jugendliche und Erwachsene.