Der 23-Jährige sagte, er lebe anders als viele andere Menschen in einem demokratischen Rechtsstaat, "wo mir selbst im Gefängnis gewisse Rechte zustehen". In dieser "vergleichsweise privilegierten Position" sei es für ihn "das Mindeste, zivilen Widerstand zu leisten".
Im Gefängnis habe sie sich bewusst entschieden, ihrer Freiheit nicht nachzutrauern, sagte die 25 Jahre alte Angeklagte vor Gericht. "Ich opfere hier meine Freiheit für eine Zukunft mit mehr Freiheit, mit weniger Leid." Der Richter wies darauf hin, dass die Aktivisten während ihrer Zeit in Polizeigewahrsam Rechtsmittel hätten einlegen können, von dieser Option jedoch keinen Gebrauch machten.
Nach dem bayerischen Polizeiaufgabengesetz können Bürgerinnen und Bürger auf Grundlage einer richterlichen Entscheidung bis zu einen Monat lang festgehalten werden, um die Begehung einer Ordnungswidrigkeit von erheblicher Bedeutung für die Allgemeinheit oder eine Straftat zu verhindern. Dieser Zeitraum kann um maximal einen weiteren Monat verlängert werden.
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hatte vor Prozessbeginn angekündigt, der 30-tägige Präventivgewahrsam solle nur in seltenen Fällen angewendet werden. "Ein Gewahrsam von 30 Tagen muss auch in Zukunft die absolute Ausnahme sein", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". "Bei den Gewahrsamnahmen geht es darum, Straftaten oder konkrete Gefährdungen zu verhindern." Ziel sei nicht, Proteste zu unterbinden.
Weitere Protestaktionen der Gruppe "Letzte Generation" sind unterdessen unwahrscheinlicher geworden - zumindest vorerst. Nach einer scharf kritisierten Aktion auf dem Berliner Flughafen hatte die Gruppe am vergangenen Freitag angekündigt, zunächst auf weitere Aktionen in Berlin und München verzichten zu wollen. Die Gruppe hoffe in der letzten Sitzungswoche des Bundestags im laufenden Jahr auf Taten - warnte aber zugleich vor einem Neustart der Proteste mit mehr Schlagkraft.
Auch die drei Angeklagten in München kündigten an, trotz des Urteils weiter protestieren zu wollen. Die "Letzte Generation" fordert von der Regierung nach eigenen Angaben "einfache, überlebenswichtige" Maßnahmen wie ein Tempolimit auf Autobahnen oder ein 9-Euro-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr.