Kiew wirft dem Nachbarn vor, Getreidelager geplündert und Agrarprodukte ins eigene Land gebracht oder vernichtet zu haben. Am Donnerstag sagte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba im ARD-Morgenmagazin, Russland handele jetzt mit ukrainischem Getreide, das es in der Südukraine in Besitz genommen habe.
Vor dem Hintergrund des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind die Lebensmittelpreise in den vergangenen Wochen deutlich gestiegen. In vielen Regionen wird eine schlechte Ernte erwartet, weil die vom Westen verhängten Sanktionen gegen Russland und Belarus auch den Export von Düngemitteln beeinträchtigen.
Aktionsplan der EU-Kommission
Wegen der angespannten Lage hat die EU-Kommission nun einen Aktionsplan veröffentlicht, wie Exporte der Ukraine auf dem Landweg verkauft werden können. Über sogenannte Solidaritätsspuren sollen aber auch Güter wie humanitäre Hilfe ins Land gebracht werden. Zu den Herausforderungen zähle, dass die ukrainischen Waggons nicht mit dem Großteil des EU-Schienennetzes kompatibel seien, so dass die meisten Waren auf Lastwagen oder andere Waggons umgeladen werden müssten. Für diesen zeitaufwendigen Prozess gebe es an den Grenzen zudem nur wenige Anlagen.
Die EU-Kommission ruft nun private und staatliche Stellen auf, mehr Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen und eine Logistikplattform einzurichten, um Prozesse zu koordinieren. Lebensmittelexporten aus der Ukraine solle Vorrang eingeräumt werden, und EU-Staaten seien auch aufgerufen, den Zoll und andere Stellen mit ausreichend Personal auszustatten sowie "ein Höchstmaß an Flexibilität walten zu lassen".
Die angespannte Lage auf den Agrarmärkten steht an diesem Freitag und Samstag auch im Zentrum eines Treffens der G7-Agrarminister in Stuttgart. Bundesminister Cem Özdemir (Grüne) als Gastgeber sagte bereits am Wochenende, davon solle ein Signal ausgehen: "Die Reihen für eine gesicherte Ernährung weltweit und für freien Handel sind geschlossen." Erwartet wird auch der ukrainische Ressortchef. Der G7-Gruppe gehören Deutschland, Kanada, Frankreich, Italien, Japan, die USA und Großbritannien an.