Lautstarker Protest mit Trillerpfeifen und Buh-Rufen 300 Bayreuther demonstrieren gegen die NPD

Von Katharina Ritzer und Alexander Gradl

Drei Stunden haben die Gegendemonstranten gewartet, um 17 Uhr rollte die NPD schließlich an. Empfangen wurden die Rechtsextremen von einem ohrenbetäubenden Konzert aus Trillerpfeifen, Buh-Geschrei und "Nazis raus"-Rufen. Und die Protestierer hatten Durchhaltevermögen: Eine Stunde lang schrien sie die Neonazis nieder, deren Hetzparolen waren nicht zu verstehen.

 
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Ab 14 Uhr hatte das Bündnis Kunterbunt zur Gegenveranstaltung aufgerufen. Über den Nachmittag verteilt kamen rund 300 Menschen auf den Jean-Paul-Platz, schätzt Polizeisprecher Georg Löffler. Als die NPD schließlich angekommen war, protestierten noch etwa 150 bis 180 Menschen, sagt Löffler. Alle Altersklassen waren bei den Demonstranten  vertreten, von kleinen Kindern bis zu über 70-Jährigen.

Empfangen wurden die Rechtsextremen - die acht Mann fuhren in einem Lastwagen mit Parteilogo und zwei Transportern vor - von ohrenbetäubendem Lärm. Die Gegendemonstranten pfiffen und schrien, taten mit eindeutigen Gesten ihren Abscheu kund, schwenkten Fahnen mit "Nazis raus"-Texten. Einige reckten das Protestplakat des Kuriers in die Höhe oder befestigten es mit Tesafilm an der Jacke, um die Hände frei zu haben.

Die NPD baute gleich nach ihrer Ankunft in dem mit Sperrgittern abgetrennten Teil des Platzes mannshohe Boxen auf und versuchte, mit Rechtsrock gegen das Pfeifkonzert anzukommen. Von den Reden - unter anderem trat der Bundesvorsitzende Holger Apfel ans Mikro - war indes so gut wie nichts zu verstehen. Es war ein Kampf um die Lautstärke, acht Neonazis gegen 150 bis 180 couragierte Gegendemonstranten.

Lautstark, aber friedlich - dieses Fazit zog auch die Polizei nach der Demo. Für Polizeisprecher Löffler haben die Bayreuther an diesem Montag einmal mehr bewiesen, dass hier eine "ordentliche Demonstrationskultur" herrscht. Zwei Festnahmen hat es dennoch gegeben: Ein Demonstrant warf eine Flasche in Richtung der NPD-Männer, ein anderer zeigte den Hitlergruß - "der wollte wohl provozieren", meint Löffler.

Demonstranten seit 14 Uhr da

In den Stunden zuvor hatten wechselnde Teilnehmer Texte von Autoren, die im Nationalsozialismus verfolgt und diffamiert worden waren, vorgelesen - in Erinnerung an die Bücherverbrennungen der Nazis, die sich dieses Jahr zum 80. Mal jähren. Darunter waren Gedichte von Erich Kästner, Rose Ausländer, Kurtz Tucholsky,  Dietrich Bonhoeffer, Bert Brecht und vielen anderen. Politiker lasen genauso wie Aktive aus den Bündnissen gegen Rechts; den Reigen hatte Regionalbischöfin Dorothea Greiner eröffnet.

Tina Krause, Sprecherin des Bündnisses Kunterbunt, hatte die Demonstranten eingangs über einige Formalien wie die erlaubte Länge udn Beschaffenheit der Transparenthalter und die Regeln zur Benutzung von Megaphonen informierte. Dies und das große Polizeiaufgebot ließ viele Demonstranten mit dem Kopf schütteln: "Verbietet doch endlich diese Partei", schimpfte einer, "das ist ja ein Wahnsinn, was da an Steuergeldern verschwendet wird."

Foto: Wittek

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