Langlauf-Ikone gestorben Trauer um Walter Demel

Walter Demel mit seiner wertvollsten Trophäe: Die Bronzemedaille gewann er bei der WM 1966 am Holmenkollen in Norwegen als Dritter über 30 Kilometer Foto: red/Lammel

Bayreuth trauert um einen seiner bedeutendsten Sportler des 20. Jahrhunderts: Walter Demel ist im Alter von 87 Jahren gestorben.

 
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Es gibt nicht viele Sportler, deren Name auch noch ein halbes Jahrhundert nach ihrer aktiven Zeit ein Begriff ist. Bei Walter Demel ist das ohne Zweifeld so – in Bayreuth ohnehin, wo er am 1. Dezember 1935 geboren wurde und später im Stadtteil Seulbitz lebte, und sicher auch beim SC Zwiesel, dem er während seiner Dienstzeit beim Bundesgrenzschutz beitrat und wo er Ehrenmitglied war. Doch der Skilangläufer war über einen so langen Zeitraum derart prägend für seine Sportart, dass er dort auch Bundesweit noch immer als Ikone gilt.

40 deutsche Meistertitel hat Walter Demel zwischen 1962 und 1975 gewonnen, davon 26 in Einzelrennen. Mit dieser Marke galt er noch bis Anfang 1996 als der am meisten dekorierte Wintersportler des Landes, ehe Jochen Behle den 27. Einzeltitel holte.

Entsprechend lange war der Bayreuther auf internationaler Ebene das Aushängeschild des deutschen Skilanglaufs. An vier Olympischen Spielen nahm er teil, in Innsbruck 1964 und noch einmal als bereits 40-Jähriger 1976 sowie in Grenoble (1968) und in Sapporo (1972). In der japanischen Olympiastadt wurde ihm die Ehre zuteil, die deutsche Mannschaft als Fahnenträger ins Stadion zu führen, und dort gelangen ihm auch die besten Ergebnisse. Über 50 und 30 Kilometer wurde der für Kampfgeist und unermüdliche Ausdauer geschätzte Langstrecken-Spezialist jeweils Fünfter mit einem Abstand zur Bronzemedaille von nur 32 beziehungsweise 13 Sekunden sowie über 15 Kilometer unter den Spezialisten für diese relativ kurze Distanz ebenso hervorragender Siebter.

Vor allem auf der längsten Strecke hätte sich Demel damals auch einen Platz auf dem Siegerpodest zugetraut: „Hätte ich da eine andere Startnummer zugelost bekommen, wäre eine Medaille heraus gesprungen“, berichtete er in einem Interview zu seinem 80. Geburtstag. „Aber es hat kurz vor meinem Start geschneit, und es lag Schnee in der Spur, sodass ich etwas langsamer wurde. Glück gehört im Sport halt einmal dazu.“ Unter den besten Zehn war er auch schon 1964 über 30 km als Zehnter sowie 1968 auf der Mittel- und Langstrecke jeweils als Neunter. Damit war Demel oft nicht nur bester Deutscher, sondern auch bester Mitteleuropäer unter den starken Skandinaviern und osteuropäischen Staatsamateuren – „und wohl auch der beste ungedopte Läufer“, wie er einmal scherzhaft anmerkte.

Einmal ist es ihm aber doch gelungen, bis in die Medaillenplätze vorzudringen. Bei den Weltmeisterschaften 1966 am Holmenkollen in Norwegen wurde er über 30 km Dritter, was er auch stets selbst als seinen größten Erfolg bezeichnete. „Ich war begeistert und beeindruckt von der Stimmung bei der Siegerehrung vor 40.000 Zuschauern vor dem Rathaus in Oslo“, schwärmte Demel noch fast 50 Jahre später.

Bereits 1964 wurde Walter Demel das Silberne Lorbeerblatt verliehen, die höchste sportliche Auszeichnung in Deutschland. 1972 erhielt er den Goldenen Ehrenring der Stadt Bayreuth sowie den Ehrenbrief der Stadt Zwiesel. Nach der aktiven Laufbahn blieb der Polizeihauptmeister seinem Sport verbunden als Langlauftrainer beim Bayerischen Skiverband von 1978 bis 1985 und Fachwart Langlauf von 1982 bis 1987.

In seiner Heimatstadt Bayreuth engagierte sich Demel zudem Jahrzehnte lang bis 2008 im Stadtrat. Fünf Mal war die beliebte Sport-Legende über die Liste der SPD unangefochten ins Stadtparlament gewählt worden.

Walter Demel hinterlässt seine Ehefrau, einen Sohn, eine Tochter und drei erwachsene Enkelkinder.

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