Landwirtschaft Biogas-Erzeuger aus Raum Bayreuth in Not

Betreiber von Biogasanlagen im Raum Bayreuth kämpfen um ihre Existenz. Im Gespräch mit Silke Launert (CSU) in Hollfeld stellen die Landwirte Forderungen.

 
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Prominenter Besuch auf dem Hof der Familie Schatz in Hollfeld: Silke Launert (Dritte von links), Wissenschafts-Staatssekretärin und CSU-Bundestagsabgeordnete, informierte sich bei Biogas-Erzeugern über deren Existenzangst. Mit dabei: Hollfelds Bürgermeister Hartmut Stern (links, Bürgerforum), Ely Eibisch (Zweiter von links), Vize-Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Andreas Popp (Fünfter von links) vom Fachverband Biogas, Altbauer Michael Schatz (Fünfter von rechts) und Hofinhaber Stefan Schatz (rechts). Foto: red

„Für eine mögliche Bio-Gaseinspeisung ins Gasnetz benötigen wir eine Verlängerung der bestehenden Gasnetzzugangs Verordnung, die Ende 2025 ausläuft. Für Biogasanlagen die 2024/2025/2026 aus dem EEG, dem Erneuerbaren Energieengesetz, fallen, benötigen wir eine Verlängerung ihres bestehenden EEG’s bis es eine wirtschaftliche Nachfolge-Regelung für die Anlagenbetreiber gibt. Sonst verlieren wir unsere Biogas-Branche”, erklärt Ely Eibisch, stellvertretender Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, Bezirkspräsident des Bauernverbandes in der Oberpfalz und Kreisobmann des Kreisverbandes Tirschenreuth.

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Biogas-Anlagen der Landwirte vor unsicherer Zukunft

Die ersten Pioniere, die vor 20 Jahren mit Biogas begonnen haben, sind schon raus: Immer mehr Biogas-Anlagen droht nun das Aus, weil sie aus der Förderung fallen. „Die Hütte brennt”, warnten Biogasanlagen-Betreiber die Wissenschafts-Staatssekretärin Silke Launert, CSU, bei einem zweistündigen Fachgespräch auf dem Hof der Familie Schatz in Hollfeld. Launert ist Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Bayreuth, zu dem Hollfeld gehört.

„Der Biogas-Bereich wird sterben, wenn nicht schnell etwas geschieht”, sagte der an dem Gespräch teilnehmende Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, BBV, Ely Eibisch, aus Kemnath.

In Bayern stehen rund 2700 Biogas-Anlagen. Und darum geht’s: Biogas-Anlagen, die vor zwanzig Jahren in Betrieb gegangen sind, erhalten kein Geld mehr nach dem alten Erneuerbaren Energieengesetz, dem EEG. Ihnen bleibt nur, sich um eines der total überzeichneten Stromliefer-Kontingente an der Leipziger Börse zu bemühen.

Landwirte fordern Übergangslösung wegen Biogas

Die Ausschreibung zu gewinnen, sei wenig aussichtsreich, wurde beim Hollfelder Fachgespräch hervorgehoben. Die Kontingente seien zu gering; die erzielbaren Preise oft ruinös. Kleinere Biogas-Anlagen könnten davon nicht existieren.

Betreiber fordern eine Übergangslösung

Eine typische landwirtschaftliche Biogas-Anlage hat eine Leistung von maximal 500 Kilowatt. Großanlagen haben bis zu fünf Megawatt. Biogas kann aufbereitet und ins Erdgasnetz eingespeist werden.

„Totaler Schwachsinn“

Horst Ponfick aus Unterölschnitz schildert in Hollfeld seine Situation: Er habe eine 400 Kilowatt-Anlage und 140 Kühe. Dreimal habe er an einer Ausschreibung teilgenommen, aber keinen Erlös erhalten, mit dem er leben könnte. Soll er eine Gülle-Kleinanlage errichten? „Totaler Schwachsinn”, sagt er, „ich müsste die bisherige Anlage abreißen, und eine neue schaffen.” Die anwesenden Anlagen-Betreiber plädieren für eine Übergangslösung von zwei bis drei Jahren. Hollfelds Bürgermeister Hartmut Stern, Bürgerforum, der zu dem Gespräch gekommen ist, sagt: „Macht fünf Jahre, sonst steht ihr in zwei Jahren wieder da.”

Aber, haben die Landwirte nicht gewusst, dass die EEG-Förderung nach zwanzig Jahren wegfällt? Gewiss, sagen die Anwesenden, doch sei ihnen von der Politik stets signalisiert worden, dass sie als Stromerzeuger gebraucht würden. In der Gas- und Stromkrise zu Beginn des Ukrainekrieges seien sie geradezu angefleht worden, einzuspeisen. Und sie hätten immer wieder neu investiert, viele zusätzliche Auflagen erfüllt, wie in den Bau von Tragluftdächern. Das Biogas-System sei ausbaufähig, Cluster aus mehreren Biogas-Anlagen könnten gebildet, Speicher gebaut werden.

Irrt Wirtschaftsministerin Katherina Reiche?

Manuel Appel, Geschäftsführer der Hollfelder Biogas- und Hackschnitzelanlage, sagt, die Nahwärmeversorgung sei nicht nur auf 20 Jahre ausgerichtet worden.

Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche, CDU, hat nun die Parole ausgegeben: „Wirtschaft vor Umwelt”, so anwesende Bauern, „doch, wir müssen auch etwas für die Umwelt tun”. Die von Reiche angepeilten Gaskraftwerke seien zudem noch nicht gebaut; die großen Erdgasspeicher seien momentan ziemlich leer. Die Bestandsbiogas-Anlagen sollten weitergeführt werden können.

Andreas Popp vom Fachverband Biogas in Oberfranken, sagt: „Wer weiß, wann die Gaskraftwerke kommen.” Bürgermeister Stern zur Situation der Biogas-Anlagen: „Und diese Branche macht man kaputt.” BBV-Vize Ely Eibisch sagt: „Die Ausschreibung ist ein Horror”. Manuel Appel ergänzt: „Die Ausschreibung ist ein Glücksspiel. Die Kontingente sind dreifach überzeichnet; das ist ein Abschalt-Programm; sind wir überhaupt noch gewollt?”

Biomassepaket 2 noch nicht ratifiziert

Silke Launert stellt fest: „Der Markt ist extrem kompliziert.” Stefan Purrucker aus Speichersdorf sagt, er habe bei der Ausschreibung nichts gekriegt. Die Förderung seiner Biogas-Anlage laufe Ende des Jahres, am 31. Dezember, aus. Vom Stromabnehmer Bayernwerk habe er die Kündigung erhalten. „Sollen die Haushalte, die ich mit Wärme beliefere, wieder mit Öl heizen?” Das kurz vor Ende der alten Legislaturperiode beschlossene Biomassepaket 2 sei noch nicht ratifiziert.

Nun gehe es darum, darin eine Übergangsfrist für mindestens zwei Jahre für Biogas-Anlagen zu erreichen.

Die Gesprächsrunde aus Bauernverband, Fachverband Biogas und Landwirten, will mit einer Stimme sprechen, um das Anliegen in Berlin vorzubringen. Silke Launert unterstützt dieses Vorgehen – und will alle Abgeordneten-Kolleginnen und Kollegen einschalten.