Landwirte, Waldbauern und Spaziergänger ignorieren die Hinweise – Automatische Schranke sperrt Weg Eiswurf: Warnschilder ein Ärgernis

und Thorsten Gütling

Schranken und Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht Eiswurf“ sorgen rund um die Windräder im Landkreis Kulmbach und Bayreuth für Aufmerksamkeit. In Haag gibt es Kritik auch am Betreiber der Anlagen. Waldbauern würden ohne erkennbaren Grund von ihren Grundstücken ferngehalten. Folglich werden die Schilder einfach ignoriert. Über das, was von oben kommen kann, machen sich nur wenige Gedanken.

 
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 Foto: red

Egal, von welcher Seite sich Spaziergänger oder Forstleute den Windrädern in Zultenberg bei Kasendorf auch nähern, derzeit sind überall Schilder mit der Aufschrift „Vorsicht Eiswurf“ aufgestellt. Eine Vorschrift, die keinesfalls zur Verunsicherung führen soll. „Die Windräder drehen sich ja nur, wenn sie wirklich eisfrei sind“, erklärt Klaus Amschler aus Zultenberg. Bildet sich Eis, erkennen das spezielle Eisdetektoren. Die Windräder bleiben dann automatisch stehen. Als Gemeinderat in Kasendorf hat Amschler – wie auch alle anderen Räte und Bürgermeister Bernd Steinhäuser – im letzten Jahr die Aufstellung der Schilder befürwortet. Tatsächlich ist das Aufstellen der Eiswurf-Warnschilder vorgeschrieben, erklärt Hans-Dieter Vießmann vom Landratsamt Kulmbach. „Es ist klar, dass im Winter Eis von den Rotoren rutschen kann. Aus diesem Grund ist es schon im Bescheid vorgeschrieben, dass solche Schilder aufgestellt werden müssen“, erläutert Vießmann.

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Sperrungen auch andernorts

Vießmann sagt, dass andernorts auch schon Wege gesperrt werden mussten, um eine Gefahr sicher auszuschließen. So wie seit Jahren im Windpark Lindenhardter Forst. Haags Bürgermeister Robert Pensel hört die Beschweren der Waldbauern in jeder Bürgerversammlung. An fünf Zufahrtswegen in den Wald wurden Schranken gebaut. Die blieben aber immer öfter auch unten, wenn sich die noch Windräder drehten. Eisdetektoren wie in Zultenberg gibt es im Lindenhardter Forst nicht. Dort regelt ein anderes System den Betrieb. Die Anlage erkennt, welche Leistung sie eigentlich bei einer bestimmten Windstärke erbringen müsste. Wird dieser Wert nicht erreicht und herrschen Temperaturen, die eine Eisbildung möglich machen, schaltet sich die Anlage bereits ab.

Da ist die Schranke zu

Und so kommt es in Haag zu Situationen wie dieser, die Bürgermeister Pensel schildert: „Ich stand schon bei 17 Grad im T-Shirt da und oben waren die Schranken zu.“ Weil das kein Waldbauer verstehe, würden die Schranken immer öfter umfahren. Auch dann, wenn tatsächlich eine Gefahr bestehe.

Lange wurde daher über das Einrichten einer Funkverbindung zwischen Rotor und Schranken diskutiert. Die Sender sollten bis an den Haager Ortsrand senden und idealerweise gleich dort eine Schranke schließen, forderte Pensel. Denn wenn sie erst am Waldrand vor einer verschlossenen Schranke stünden, kehrten nur noch wenige Waldbauern wieder um. An einer Straße, der Forststraße, die nahe an den Anlagen vorbeiführt, gibt es das Funksystem jetzt. Schaltet sich eine Anlage ab, dann schaltet eine Ampel automatisch auf Rot.

Betreiber sitzt in Regensburg

Betreiber der Anlagen im Lindenhardter Forst ist die Firma Ostwind aus Regensburg. Dort sieht man die Sache etwas anders als in Haag. Die Eisbildung sorge derzeit kaum für Kopfzerbrechen, heißt es. Ganz im Gegenteil: In den vergangenen Tagen seien die Anlage sogar „sehr gut gelaufen“, sagt Christoph Markl-Meider, Pressesprecher der Firma Ostwind. Er gibt aber auch zu: „Wir hatten außergewöhnlich viel Eisansatz.“ Über den ganzen Winter hinweg gesehen hätten die Abschaltzeiten daher deutlich über dem Durchschnitt der Jahre zuvor gelegen. Jetzt werde ermittelt, wie sich das auf die Wirtschaftlichkeit des Windparks ausgewirkt hat.

Automatische Abschaltung

Mit Blick auf die Windräder bei Pegnitz weiß Bürgermeister Uwe Raab: „Vom Hersteller des Eisabschaltungssystems liegen Zertifikate für die Inbetriebnahme des Eisabschaltungssystem vor. Bei Eisansatz werden die Anlagen automatisch abgeschaltet. Außerdem wird das System von der Betriebsführung überwacht. Zudem wurde der Meldedienst an den technischen Betriebsführer verbessert. Das bedeutet: Der technische Betriebsführer erhält automatisch eine Warnmeldung, wenn das Kontrollsystem einen Fehler meldet. Er kann somit bei Bedarf von Hand eingreifen.“