Landwirt im Interview „Sicherheit hat ihren Preis“

Lukas Schütz auf dem Hof des elterlichen Betriebs in Dörfles, nahe Mainleus. Foto:  

Lukas Schütz hat seine Prüfung als Landwirtschaftsmeister mit Bestnote bestanden, und das obwohl er Noten gar nicht für das Wichtigste hält. Zu den Folgen des Ukraine-Kriegs hat er eine eindeutige Meinung.

 
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Bei der Feier Ende Juli auf der Naturbühne Trebgast erhielten 52 oberfränkische Landwirtschaftsmeister ihre Meisterbriefe. Unter ihnen war auch Lukas Schütz aus Dörfles, der Jahrgangsbeste des Prüfungsjahrgangs 2021.

Erst noch einmal herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Meisterprüfung und vor allem auch zu ihrem hervorragenden Abschluss als Jahrgangsbester. Herr Schütz, warum haben Sie sich entschlossen, Landwirt zu werden?

Ich bin ja auf dem Bauernhof aufgewachsen, und da war es für mich einfach schon immer klar Landwirt zu werden. Deswegen habe ich die Ausbildung und dann den Landwirtschaftsmeister gemacht, da ich später mal den Betrieb führen will.

Können Sie den Betrieb kurz vorstellen?

Unseren Familienbetrieb im Mainleuser Ortsteil Dörfles führen wir mit drei Generationen. Es ist ein Milchviehbetrieb mit rund 140 Milchkühen und Nachzucht. Dazu bewirtschaften wir 170 Hektar Land und haben seit vergangenem Jahr eine Biogasanlage mit 100 kW.

Wie sind Ihre Erfahrungen mit dem Betrieb einer Biogasanlage?

Grundsätzlich ist es eine sehr gute Anschaffung. Da aber Technik für eine 500 kW-Anlage verbaut ist, ist sie durch die Auflagen fast schon unattraktiv. Trotzdem war es eine gute Entscheidung für die Zukunft: dünnere, homogenere Gülle, die nicht mehr so stinkt, was auch für die Bevölkerung gut ist. Und bei der bodennahen Gülleausbringung haben wir wesentlich weniger Probleme.

Würden Sie größeren Betrieben eine Biogasanlage empfehlen?

Auf jeden Fall. Die Gülle ist ja da – warum also nicht daraus Strom erzeugen und damit seinen Teil zur Energiewende beitragen?

Welche Arbeit erledigen Sie auf dem Hof am liebsten?

Ich würde mal sagen das Futtermischen. Das ist jeden Tag meine erste Arbeit. Man sieht gleich, dass man was gemacht hat und wenn dann alle Kühe im Fressgitter am Futtertisch stehen und glücklich fressen, zaubert das immer wieder ein Lächeln ins Gesicht.

Was sind Ihre Ziele für die weitere Entwicklung des Betriebs?

Wir haben in den vergangenen Jahren viel investiert. Ein Stalldach wäre noch für eine PV-Anlage frei, eventuell wollen wir noch in eine investieren. Ansonsten ist die Auslastung für einen Familienbetrieb gegeben, und wenn man von Weiterentwicklung spricht, redet man auch immer von Fremdarbeitskräften.

Wie gehen Sie mit den Herausforderungen der Trockenheit um, und wie wollen Sie sich auf den Klimawandel einstellen?

Wenn man die vergangenen fünf Jahre betrachtet, sieht man, dass heuer das dritte trockene Jahr in Folge ist. Es ist also zu befürchten, dass jedes zweite Jahr ein Trockenjahr wird. Wir müssen uns so aufstellen, dass wir nicht anfällig sind, also einen großen Futtervorrat haben. Im Ackerbau müssen wir möglichst wassersparend arbeiten und keine unnötigen Bodenbearbeitungen vornehmen. Wenn wir jetzt aber nur noch einen guten und vielleicht noch einen halben zweiten Schnitt ins Silo fahren können, werden wir den Lebensmittelanbau reduzieren müssen, um genügend Futter für unsere Tiere zu haben. Auch das Tierwohl müssen wir in heißen Sommern sichern. Deswegen haben wir zwei große Deckenventilatoren im Stall.

Haben Sie überlegt auf einen Ökobetrieb umzustellen?

Wir wollten das mal durchrechnen, aber es würde aufgrund der alten Gebäude nicht funktionieren. Gerade was die Auflagen beim Auslauf betrifft. Es wäre baulich nur sehr schwierig umzusetzen.

Ihre Schwester hat Lebensmittelmanagement studiert. Warum sind sie nicht den gleichen Weg über das Studium gegangen?

Weil ich noch nie vom Lernen begeistert war. Schon in der Grundschule wollte ich von der Schule heim und raus auf den Betrieb. Ich habe es damals bei meiner Schwester im Gymnasium gesehen: Sie hatte besonders in der Abiturvorbereitung so viele Nachmittagsstunden – das wäre nichts für mich gewesen. Für mich war klar, dass ich den praktischeren Weg gehen möchte. Was ich in den zwei Lehrjahren meiner Ausbildung gelernt und erlebt habe – dadurch bin ich persönlich gewachsen. Das hätte ich niemals mit einem Studium reinholen können. Als späterer Betriebsleiter war die Ausbildung sehr wichtig, weil man in den Fremdlehrjahren miterlebt, wie es in anderen Betrieben funktioniert. Das hat mich im Nachhinein sehr weitergebracht.

Sie haben viel in der Lehre gelernt – wie verhält es sich mit Landwirtschaftsschule, Höhere Landbauschule und Meisterprüfung?

Die Landwirtschaftsschule war im praktischen Bereich enorm lehrreich. Wir haben uns viel mit Pflanzen und Tieren beschäftigt. Noch betriebswirtschaftlicher war es dann an der Höheren Landbauschule. Weil die Betriebe dort so offen waren, konnte man mehr von ihnen lernen und Rückschlüsse auf den eigenen Betrieb ziehen.

Herr Roder, der Meisterprüfungsausschussvorsitzende in Oberfranken, hat bei der Meisterfeier gesagt, dass die Noten gar nicht so wichtig seien, sondern vor allem die Einigkeit in der Familie. Was sagen sie als Jahrgangsbester zu dieser Aussage?

Das unterstreiche ich auf jeden Fall. Was nützen mir gute Noten, wenn es daheim ständig Clinch gibt? Es geht nur miteinander, um einen erfolgreichen Betrieb zu führen. Das sieht man täglich immer wieder aufs Neue. Nur wenn die Familie zusammenhält, kann man so einen großen Betrieb bewältigen.

Sie waren jetzt lange mit der Ausbildung beschäftigt bzw. vom Betrieb weg. Wie schaffen Sie es in der Familie, dass es mit der Harmonie und dem anstehenden Generationenwechsel klappt?

Die Kommunikation ist es wichtigste. Wenn die Absprache gegeben ist, dann funktioniert es viel besser mit der Planung und der Aufgabenverteilung.

Wie viel Freizeit gönnen Sie sich und wie gestalten Sie Ihre Freizeit?

Jetzt in der Erntezeit rückt die Freizeit in den Hintergrund. Für mich ist es im Grunde genommen auch Freizeit, wenn ich darauf warte bis der Kipper beim Dreschen voll wird. Dann kann ich einfach ruhig auf dem Bulldog sitzen und dem Drescher zuschauen. Ansonsten lasse ich es am Wochenende etwas ruhiger angehen, um etwas mit Freunden zu unternehmen.

Glauben Sie, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und die daraus resultierende Verknappung von Getreide auf dem Weltmarkt kann für die regionale Erzeugung und deren Wertschätzung eine Chance sein?

Man merkt schon, dass wir uns da sehr abhängig gemacht haben. Und eigentlich sollte die Ernährung erst mal für die Heimat sichergestellt werden. Klar kann das zunächst teurer sein, aber man hat mehr Sicherheit, und die ist in den vergangenen Jahren etwas in den Hintergrund gerutscht. Sicherheit muss man bezahlen, aber sie sollte höher stehen als der Preis.

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