Landkreis Kulmbach Bund Naturschutz kritisiert B 289-Ortsumgehung scharf

Der Kreisverband des Bund Naturschutz (BN) lehnt den Bau der Ortsumgehung Mainroth-Rothwind-Fassoldshof entschieden ab. Statt noch einer Straße solle die daneben verlaufende Bahnschiene elektrifiziert werden.

 
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Vertreter des Bund Naturschutz am Bahnhof Mainroth – Die Planungstrasse würde direkt hinter dem Bahnhof durch die grüne Landschaft verlaufen. Von links: Kreisvorsitzender Anton Reinhardt, Ute Hauptfleisch, stv. Kreisvorsitzende Claudia Drenda, Günther Scheler und Günter Lutz. Foto: Jonas Kaufmann/Bund Naturschutz Foto:  

Die Kreisgruppen des BN aus Kulmbach und Lichtenfels haben im Rahmen des Beteiligungsverfahrens ablehnende Stellungnahmen und Einwände zur geplanten Ortsumgehung der B 289 am gestrigen Mittwoch eingereicht. Nach Auffassung des Bund Naturschutzes ist eine Ortsumgehung der B 289 „wie aus der Zeit gefallen“. Stattdessen sieht er die Voraussetzungen für eine ökologische Verkehrswende in Mainroth, Rothwind und Fassoldshof als „sehr gut“ an. Er fordert, dass die bestehenden Bahnstrecke sowie der öffentlichen Nahverkehr massiv gestärkt werden. Dies würde die Belastung durch den Verkehr in den Orten reduzieren.

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In einer Stellungnahme des Kulmbacher Kreisverbands heißt es: „Anstatt endlich die notwendige, ökologische Verkehrswende umzusetzen, soll in der Region Lichtenfels/Kulmbach wieder einmal eine teure und überdimensionierte Umgehungsstraße die Lösung sein.“

Bei einem Ortstermin am Bahnhof von Mainroth haben sich die Vertreter des Bund Naturschutzes die vom Staatlichen Bauamt Bayreuth geplante Ortsumgehung der B 289 vor Augen geführt. Der sogenannten Bahnhof mit „Bedarfshalt“ habe laut Aussagen des BN ein „eigenartiges Stimmungsbild, das die Gruppe betroffen machte“. So gab es vor Ort keine Wartehäuschen, die vor Wind und Regen schützen, keine Abfahrtstafeln, keine Fahrtrichtungsanzeiger, keine Fahrradständer und keinen Fahrkartenautomaten. Dazu sahen die Vertreter eine gefahrenträchtige Querung der Gleise.

„Unterm Strich ist das kein attraktiver und bürgerfreundlicher Bahnanschluss. Und das bei einem Dorf mit über 500 Einwohnern“, heißt es in der Stellungnahme. Nach den Plänen des Staatlichen Bauamts soll für 50,7 Millionen Euro parallel zur Bahnlinie eine 4,7 Kilometer lange neue Straße von Mainklein bis nach Schwarzach entstehen. Diese quert die bestehende Bahnstrecke zweimal. Nach Aussagen des BN wird dadurch rund 23 Hektar Fläche dauerhaft versiegelt.

Der BN argumentiert, dass der 50 Millionen Euro teure Ausbau der Bundesstraße um die Dörfer herum für einen riesigen Flächenverbrauch sorge und mehr Auto- und Lkw-Verkehr anziehe. Andere Dörfer an der Bundesstraße würden dadurch mehr belastet. Und das führe zu wieder neuen Forderungen nach Umgehungsstraßen. „Wir fordern eine andere Verkehrspolitik. Das 49-Euro-Ticket zeigt, dass attraktivere Preise den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr fördern”, findet Karlheinz Vollrath, Kreisvorsitzender der BN-Kreisgruppe Kulmbach. Dabei beurteilen die BN-Vertreter den Beitritt des Landkreises Kulmbach zum Verkehrsgroßraum Nürnberg ab 1. Januar 2024 positiv. Auch der oberfränkische Regionalreferent des BN, Jonas Kaufmann, stellt klar: „Alle Straßenausbaumaßnahmen im Freistaat müssen auf den Prüfstand kommen. Wenn wir die Klimakrise und den überbordenden Flächenverbrauch in den Griff kriegen möchten, müssen wir aufhören neue Straßen zu planen und zu bauen.”

Auch die Kreisgruppe Lichtenfels lehnt das gigantische Straßenbauprojekt ab. Die stellvertretende Kreisvorsitzende in Lichtenfels, Claudia Drenda, betont, dass direkt neben der Planungstrasse die Bahnstrecke von Lichtenfels nach Kulmbach verlaufe, deren Elektrifizierung schon lange politischer Konsens ist, aber der Straßenbauwahn hat weiter Vorrang vor der Bahn!“