Landkreis hilft Gemeinden zeigen sich solidarisch

Überwiegend Frauen und Kinder fliehen aus der Ukraine. Im Landkreis Kulmbach finden viele von ihnen einen sicheren Platz. Foto: /Sergei Grits/dpa

Geflüchteten Ukrainer finden nicht nur in der Stadt Kulmbach Zuflucht, sondern auch in den Märkten und Gemeinden des Landkreises. Auf eines sind die Bürgermeister dabei ganz besonders stolz.

 
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Der Krieg gegen die Ukraine, den Russland vor Wochen begann, zwingt mehr und mehr Menschen zur Flucht aus ihrem Heimatland. Sie lassen ihr Zuhause hinter sich und sind teils mehrere Tage unterwegs, um wo anders in Sicherheit zu sein. Die Menschen landen dann unter anderem in Kulmbach, wo sie aufgenommen werden. Doch wie sieht es im Landkreis Kulmbach aus?

So hat die Stadt Kupferberg bereits Mitte März eine Helfergruppe organisiert. Der Markt Kasendorf hingegen richtet die Zimmer eines ehemaligen Hotel-Gasthofes her und bietet es den Geflüchteten als Unterkunft an. Auch das Herrichten der gemeindlichen Turnhalle ist für einige Gemeinden und Märkte im Landkreis eine Option, sollten noch mehr Flüchtlinge einen Platz benötigen. Einen ganz anderen Weg geht die Gemeinde Guttenberg. Hier sind aktuell knapp zehn Flüchtlinge untergebracht, wie Bürgermeister Philip Laaber mitteilt. „Diese werden im Schloss bei unserem Baron Philipp zu Guttenberg beherbergt,“ ergänzt er. Da die vier sich im Besitz befindenden Gemeindewohnungen vermietet sind, freut sich Laaber über diese Möglichkeit.

Hilfsangebot ist überwältigend

Aber auch die meisten Gemeindewohnungen der anderen Märkte und Gemeinden können aktuell nicht genutzt werden, da sie entweder vermietet oder erst noch saniert werden müssen. Daher kommen viele geflüchtete Ukrainer auch vorerst noch in privaten Haushalten unter. Das macht die Bürgermeister besonders stolz. Christian Ruppert, Bürgermeister von Markt Presseck sagt zu der Hilfsbereitschaft seiner Bürger: „Das Hilfsangebot ist überwältigend und zumindest ein kleiner Hoffnungsschimmer in dieser schlimmen Zeit.“ Und auch über die Geflüchteten selbst hören die Bürgermeister nur gutes. Franz Uome, Bürgermeister des Markt Marktleugast, möchte die Ukrainer demnächst sogar zu Kaffee und Kuchen einladen und selbst kennen lernen.

Bereits vergangenen Woche gab es eine offizielle Begrüßung der ukrainischen Geflüchteten in der Stadthalle Kulmbach. Oberbürgermeister Ingo Lehmann, sagte bei seiner Rede, dass es ihm ein Herzensanliegen sei, die Menschen in Kulmbach mit offenen Armen zu empfangen und Ihnen die Ankunft hier so angenehm wie möglich zu gestalten. „Wie schwer Ihre Situation ist, ist für uns alle unvorstellbar. Mir fällt es nicht leicht, heute die richtigen Worte zu finden, denn diese Ausnahmesituation stellt uns alle vor große Herausforderungen. Dennoch war für Stadt und Landkreis Kulmbach sofort klar, dass wir alle Möglichkeiten der Hilfe ausschöpfen werden“, betonte er.

Das sagen die Bürgermeister:

Markt Presseck

Christian Ruppert, Bürgermeister:

„In Presseck läuft die Hilfsbereitschaft und die Aufnahme geflüchteter Menschen aus der Ukraine sehr gut. Als Bürgermeister bin ich sehr dankbar, über die große Solidarität unserer Bürger. Viele melden sich bei uns in der Gemeinde, wir verweisen dann immer an die Internetseite des Landkreis Kulmbach. Hier sind wir sehr gut aufgestellt und die Online- Registrierung läuft super. In Presseck sind bereits 25 Personen untergebracht, darunter viele Frauen mit Kindern. Wir haben noch weitere Kapazitäten bei privaten Anbietern. Von Seiten der Gemeinde haben wir keine eigenen Möglichkeiten, geflüchtete Menschen unterzubringen, aber unsere Bürger stellen viele Plätze privat zur Verfügung. “

Stadt Kupferberg

Harald Michel, Bürgermeister:

„Am 19. März hat sich die Helfergruppe: ‚Team Ukraine Kupferberg’ organisiert. Die Gruppe besteht aktuell aus 34 Personen. In Kupferberg wurden derzeit 20 Menschen aus der Ukraine aufgenommen, die von den Helfern im Alltag unterstützt werden. Weitere zwei Flüchtlinge werden in Kürze erwartet. Bewohnbare Gemeindewohnungen stehen derzeit bei uns nicht zur Verfügung. Es gäbe aber bis zu fünf Wohnungen der Stadt, allerdings müssten die vorher saniert werden. Derzeit haben wir acht Personen im Pfarrhaus untergebracht, dort sollen auch die beiden Geflüchteten unterkommen, die wir noch erwarten. 14 Geflüchtete wohnen bei Gemeindemitgliedern in ihren Wohnungen oder Häusern. Für zwei weitere Flüchtlinge haben wir noch freie Plätze.“

Markt Ludwigschorgast

Doris Leithner-Bisani, Bürgermeisterin:

„Der Markt Ludwigschorgast besitzt im Moment nur eine freie Wohnung, die gerade erst saniert wurde. Wir haben diese selbstverständlich beim Landratsamt Kulmbach als mögliche Unterkunft für Flüchtlinge gemeldet. Bei uns hat sich auch eine hilfsbereite Ludwigschorgasterin gemeldet, die sich mit uns um mögliche Flüchtlinge kümmern würde. Ansonsten gibt es bei uns im Ort bereits ukrainische Flüchtlinge, die in Privatwohnungen untergebracht sind. Um diese kümmern sich die Hausbesitzer, was bisher, soweit ich informiert bin, auch sehr gut funktioniert. Ich habe auch gehört, dass die ukrainischen Flüchtlinge auch ganz gut untereinander vernetzt sind und Kontakte pflegen.“

Gemeinde Trebgast

Herwig Neumann, Bürgermeister:

„Wir haben in Trebgast derzeit etwa 14 ukrainische Geflüchtete aufgenommen. Die Menschen sind hauptsächlich bei Privatleuten oder Verwandten untergekommen. Noch gibt es ein gewisses Potenzial an privaten Unterkünften, die bereit wären, weitere Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. Trebgast hat nur noch eine Wohnung im Besitz, und diese ist vermietet. Bei einem sehr großen Schub an Kriegsflüchtlingen würde nur die gemeindliche Turnhalle noch ausreichend Platz bieten. Bis jetzt klappt die Aufnahme und Betreuung der Flüchtlinge gut, alle haben eine Bezugsperson. Wir haben bei uns auch meine Schwiegereltern aufgenommen, meine Frau stammt aus der Ukraine, und hilft beim Übersetzen.“

Markt Marktschorgast

Marc Benker, Bürgermeister:

„Der Markt Marktschorgast besitzt zirka 50 gemeindeeigene Wohnungen, die derzeit nahezu alle vermietet sind. Zwei Wohnungen stehen momentan leer und werden saniert. In Marktschorgast sind derzeit vier ukrainische Staatsangehörige bei Privatpersonen untergebracht. Zwei weitere Familien haben bislang Bereitschaft signalisiert, im Bedarfsfall ukrainische Geflüchtete aufzunehmen. Sollte der Bedarf sprunghaft stark zunehmen, käme auch eine Nutzung unserer Turnhalle oder anderer Räume in Betracht.“

Markt Marktleugast

Franz Uome, Bürgermeister:

„Wir haben zwar zwei, drei Gemeindewohnungen, aber die sind vermietet. Daher können wir keine zur Verfügung stellen. Aber wir haben aktuell 38 Flüchtlinge, die alle privat untergebracht und auch registriert sind. Wir wollen uns darum kümmern, das die Kinder in die Schule kommen. Von den Familien, die Flüchtlinge aufgenommen haben, hört man bisher nichts Negatives. Ich will mir demnächst auch einmal die Zeit nehmen, die Geflüchteten einzuladen, um sie bei Kaffee und Kuchen etwas besser kennenzulernen.“

Markt Kasendorf

Norbert Groß, Bürgermeister:

„Wir haben keine Wohnungen im Gemeindebesitz. Jedoch haben wir im Hotel-Gasthof „Goldener Anker“, den wir Ende letzten Jahres gekauft haben, sechs Apartments mit je zwei Betten, die wir aktuell herrichten und ausstatten. Wir haben bereits über zehn ukrainische Geflüchtete in privaten Unterkünften im Markt Kasendorf aufgenommen. Da sind auch zwei Kinder dabei, die schon in die Kasendorfer Grundschule gehen. Alle Ukrainerinnen mit ihren Kindern werden durch private Initiativen betreut – und ich habe noch von keinerlei Problemen gehört.“

Gemeinde Ködnitz

Anita Sack, Bürgermeisterin:

„Gemeldet sind bei uns aktuell sieben Flüchtlinge, die bei zwei Familien aus unserer Gemeinde untergebracht sind. Ich bin auch im Kontakt mit dem Landratsamt, damit wir wissen, wie der aktuelle Bedarf ist. Also, ob eine Mutter mit Kind oder eine große Gruppe einen Platz braucht. Für eine Gruppe einen Platz zu finden ist natürlich schwieriger. Die Menschen sollen gut leben können und brauchen dafür Platz. Daher wollen wir prüfen, ob es bei uns Häuser gibt, die demnächst leer stehen. Aktuell ist dies nicht der Fall, aber das wechselt ja auch immer mal.“

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