Land Rover Defender 90 Rampensau!

Kurz und gut: Der Land Rover Defender ist jetzt auch wieder als 90er zu haben, die kurze Variante des Alleskönners im Gelände. Im Test zeigt er: Auch der 90er ist im Vergleich zum Vorgänger endlich als Auto zu bezeichnen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Autotest - Eiger Grey. Die Farbe gibt schon mal die Richtung vor. Nicht nur das furchteinflößende Grau der Nordwand, sondern auch eine Höhen-Einordnung. Denn Klettern musst du können, wenn du dich auf den Land Rover Defender 90, den mit dem kurzen Radstand, eingenordet hast. Du sitzt auf, steigst nicht ein. Und wenn du nach hinten, in die zweite Reihe willst, musst du gelenkig sein, trittfest sein – und es wirklich wollen. So, wie du dieses Werkzeug für deine Wege wollen müssen musst. Denn auch dieser Defender ist eine Entscheidung. Für ein Profi-Teil ohne Weichspüler, nicht irgend so ein SUV-Ding, das vorgibt, alles zu können, aber halt nichts richtig.

Der Überallhinkommer

Der Defender in seiner Kurzfassung ist in aller Kürze: Eines der wenigen Fahrzeuge, mit denen du überall hinkommen wirst. Flussdurchfahrten mit bis zu 90 Zentimetern Tiefe? Egal! Geröllhalden? Wurscht! Steile Auffahrten? Die Rampensau macht das! Genau so, wie es der direkte Vorgänger ab 1948 bis 2016 auch gemacht hat. Der 4,32 Meter kurze Defender 90, der ein halbes Jahr nach dem 5,09 Meter langen 110er auf die Welt gekommen ist, kann die Gene nicht verleugnen. Soll er auch gar nicht. Zumindest, was die Geländekompetenz angeht.

Komfort kann er inzwischen auch

Allerdings eben mit einer Eigenschaft, die dem Urahn komplett abgegangen ist: Komfort. Auch der Defender 90 ist: ein Auto, keine Kutsche. Du sitzt sehr ordentlich in luftiger Höhe, blickst auf schön animierte Instrumente, hast eine sorgsam aufs Nötigste eingedampfte Anzahl an Knöpfen zu bedienen, wirst angenehm klimatisiert. Vom Reihen-Sechser unter der langen Haube, der mit Diesel gefüttert werden will, und der in der zweiten von drei Ausbaustufen 249 Gäule vorspannt und 570 Newtonmeter Drehmoment an den intelligenten Allrad schickt, bekommst du nichts mit. Entfernt grummelt er vor sich hin wie ein Schiffsdiesel, entfesselt aber – für den Defender – ungeahntes Temperament, das der Achtgang-Automat butterweich verwaltet: In acht Sekunden stanzt er den Hunderter in den Asphalt und beschleunigt den 90er auf knapp Tempo 190. Bei einem Verbrauch im Test von 9,7 Litern. Mit dem alten Defender hast du schon bei 80 freiwillig aufgehört, den rechten Fuß durchzudrücken, aus Sorge, dem Landy drückt es gleich die Nieten aus dem Alublech.

Angenehmer Gleiter

Dass der Defender trotz einer direkten Lenkung, standfester Bremsen und dem feinen – optionalen (plus 2846 Euro) – Luftfahrwerk kein Kurvenräuber ist, ist bei einem Gewicht von 2,3 Tonnen irgendwie logisch. Aber er ist auch auf befestigten Straßen, für die er ja eigentlich vom Grundsatz der Anforderungen gar nicht gebaut ist, ein extrem angenehmer Begleiter.

Dritter Sitz vorne und Stoff-Faltdach optional

Die Summe der witzigen Details wie dem klappbaren dritten Sitz in der ersten Reihe oder dem Stoff-Faltdach (noch mal 2123 Euro drauf), das aus dem Defender fast ein Cabrio macht, und auf dem sich der Regen so heimelig anhört, lassen dich ein ums andere Mal lächeln, wenn du überlegst, warum du schon wieder nicht die Straße genommen hast, sondern über Schotter schotterst. Und warum du lieber mit dem Rad zum Einkaufen fährst – weil der Kofferraum so klein und die Türen des kurzen Defender so lang sind, dass es echt schwierig wird auf den heutigen Parkplätzen.

Eine bewusste Entscheidung

Ja, der Defender (Grundpreis: 60 500 Euro) ist kein billiges Vergnügen und will eine klare Entscheidung. Das hat er sich verdient – als selbstbewusste Rampensau.

Autor

Bilder