RALF STEGNER: Der blitzgescheite Harvard-Absolvent und SPD-Bundesvize steht seit 2003 in der ersten Reihe der Landespolitik in Schleswig-Holstein - als Finanzminister, Innenminister, als Landespartei- und Fraktionschef. Mit seinem Führungsstil hat der 59-Jährige mit dem Raubein- und Schlechte-Laune-Image zwar manche Sozialdemokraten vergrätzt. Aber: Seinen Job als kantiger Fraktionschef hat er immer professionell erledigt, in Regierung wie Opposition. Im Juni erst erkämpfte er sich die Wiederwahl an der Fraktionsspitze - wenn auch nur mit 14 von 21 Stimmen.
Stegner ist ein Mann, an dem sich viele reiben - vor allem wegen seiner pointierten, polarisierenden Äußerungen. Selbst in der Heimat Schleswig-Holstein glaubten viele nicht, dass der Parteilinke wirklich für den Bundesvorsitz antreten würde. Er hat sie wieder alle überrascht, wie schon oft in seiner Karriere. Immer wieder müsste Stegner einstecken, verlor als Spitzenkandidat Wahlen, immer wieder rappelte er sich wieder auf. Bis heute ist er der einzige Genosse aus dem Norden mit bundesweiter Reputation.
Der starke Redner symbolisiert mit oft heruntergezogenen Mundwinkeln geradezu die Krisenstimmung in der SPD. Ende März gab Stegner nach zwölf Jahren den SPD-Landesvorsitz in Schleswig-Holstein auf. Zu groß war nach den verlorenen Wahlen der vergangenen Jahre der Veränderungswunsch in der Landespartei. Seine Stehauf-Qualitäten könnte er jetzt in Berlin beweisen.