Kurier in der Schule Als Schülerreporter bei den Bayreuth Tigers

Von der Klasse 9b des WWG

BAYREUTH. Schule im Tigerkäfig. Allein Ort, Zeitpunkt und Anlass hätten für die Klasse 9b des Wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasiums gereicht, um diesen außergewöhnlichen Unterricht für immer festhalten zu können. Die Gymnasiasten des WWG waren nämlich an einem Sonntagabend geladene Gäste beim DEL2-Heimspiel der Bayreuth Tigers im Kunsteisstadion.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Mehr als besonders machte den Besuch der WWG-Klasse nicht nur der ungemein kuriose Spielverlauf. Denn die Tigers kämpften sich nach einem 0:5-Rückstand zurück in die Partie und unterlagen erst im Penaltyschießen mit 6:7. Nach dem Spiel nahmen sich auch noch Tigers-Trainer Petri Kujala und der Bayreuther Torhüter Brett Jaeger Zeit und standen den Schülern für die folgenden beiden Interviews zur Verfügung.

Wie sind Sie zum Eishockey gekommen?

Petri Kujala: Ich komme aus Finnland. Bei uns ist Eishockey Volkssport, es ist Schulsport und im Prinzip spielt es jeder. Wenn ich jetzt daran denke, hat eigentlich jeder meiner Freunde in Finnland in irgendeiner Weise Eishockey gespielt. Es ist vergleichbar mit Fußball in Deutschland.

Also haben Sie früher auch aktiv gespielt?

Kujala: Ich war früher ziemlich aktiv, ja.

Und auf welcher Position haben Sie gespielt?

Kujala: Ich war ein gefährlicher Stürmer (lacht).

Warum spielen Sie jetzt nicht mehr?

Kujala: Ich werde dieses Jahr 50 Jahre alt, irgendwann muss man es auch einmal seinlassen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Leistung der Spieler heute?

Kujala: Natürlich sind wir in der Tabelle nicht besonders weit oben. Es gibt immer gute und schlechte Spiele, aber man muss bedenken, dass wir heute 5:0 hinten lagen und dann noch einmal zurückgekommen sind. Man muss immer versuchen, das Positive daraus zu ziehen.

Welche Voraussetzungen muss ein guter Eishockeyspieler mitbringen?

Kujala: Eishockey ist eine ziemlich komplexe Sportart. Du brauchst ein bisschen von allem und – genauso wie Fußballspieler – musst du das Spiel lesen können.

Wie lassen sich Familie und Karriere miteinander vereinbaren?

Kujala: Also bei mir hat es gut funktioniert. Meine Frau war selbst Profi-Triathletin. Und als ich selbst noch gespielt habe, hatte sie, während ich Pause hatte, Hochsaison. Es hat also bei uns gut geklappt. Aber zum Beispiel als normaler Familienvater mit drei bis vier Kindern ist das natürlich schwierig. Wir haben oft nur Einjahres-Verträge und dann müssen die Familien oft umziehen. Es ist nicht immer leicht, ich habe Glück gehabt.

Wie intensiv trainieren die Spieler?

Kujala: Ich wünschte, sie würden intensiver trainieren, aber wir trainieren jeden Tag. Montags ist bei uns grundsätzlich frei, weil wir freitags und sonntags Spiele haben. Dienstags trainieren wir zweimal und dann im Prinzip jeden Tag. Sogar an Spieltagen gehen wir morgens kurz aufs Eis. Also das ist ein Fulltime-Job.

Was macht es mit der Psyche, wenn man immer gegen den Abstieg kämpfen muss?

Kujala: Es ist nicht gut für die Psyche. Wir sind in Bayreuth einer der kleineren Vereine. Wir wissen, dass die Gefahr immer da ist, man ist immer irgendwie mental darauf vorbereitet, dass es jedes Jahr möglich ist, abzusteigen. Schön ist es nicht.

Gerade wenn das so ist, was denken Sie über die Mannschaften, die über den Tigers stehen?

Kujala: Naja, es ist alles total eng. Wir sind zwar aktuell Letzter, aber im Vergleich zum Fußball: Wenn dort der Tabellenerste gegen eine schlechtere Mannschaft spielt, ist relativ klar, wer gewinnt. Bei uns ist das richtig eng, auch mit den Tabellenplätzen.

Was haben Sie Ihren Spielern gesagt, dass sie nach dem 0:5 so motiviert wieder zurückkamen?

Kujala: Sag’ ich nicht (lacht). Nein, natürlich sagt man da was, aber letzten Endes ist das Entscheidende, was die Jungs auf dem Eis machen. Was sie selber sagen, ist entscheidend. Ob sie aufgeben oder nicht. Manchmal kann man viel sagen, manchmal reicht weniger.

Wie schwer ist die Ausrüstung?

Brett Jaeger: Ich denke 15 Kilo. Es hat sich verändert, weil die Ausrüstung besser geworden ist, sie ist nun leichter als früher.

Wie sicher ist Ihre Ausrüstung?

Jaeger: Sie ist gut. Aber an manchen Stellen schützt sie nicht. Außerdem sollte man nicht angespannt sein, sondern relaxed, dann schmerzt es nicht so.
                        
Wie viel Verletzungen hatten Sie schon?

Jaeger: Eine Meniskus-OP, einen Kieferbruch und einen Bandscheibenvorfall in Frankfurt, wo ich dann auch Reha hatte.             
                        
Wollten Sie schon Torwart werden, als Sie noch klein waren?

Jaeger: Ja, wollte ich. Meine Eltern kommen aus Kanada, und mein Vater war selbst auch Eishockeyspieler. Mit drei oder vier Jahren habe ich Schlittschuhlaufen gelernt. Und ins Tor wollte ich von Anfang an.
    
Haben Sie als Torwart eine hohe psychische Belastung?   

Jaeger: Ja, es ist schwer. Man muss schnell vergessen. Ich habe ein paar Atemübungen, die mir helfen, wie eine Art Meditation. Und auch das Hochspritzen mit dem Wasser aus meiner Trinkflasche ist eine Technik, um mich wieder neu zu konzentrieren.

Verstehen Sie sich gut mit Ihrem Team?

Jaeger: Ja, alle sind nette Kerle und gute Spieler auf dem Eis.         
                        
Wenn Sie kein Eishockeyspieler geworden wären, was für einen Job würden Sie dann heute machen?

Jaeger: Das ist schwer, weil ich schon immer Eishockeyspieler werden wollte. Aber mein Vater war Bauer, er hat eine große Farm in Kanada. Die hatte mein Opa auch schon. Also wahrscheinlich hätte ich die Farm übernommen, wenn ich nicht zum Eishockey gekommen wäre.             

Denken Sie, Sie bleiben noch länger in Bayreuth?

Jaeger: Ich hoffe ja. Meine Frau mag Bayreuth und arbeitet hier. Auch meine Tochter hat hier einen guten Kindergarten. Für meine Familie aus Kanada ist es durch den Flughafen in Nürnberg leicht, mich besuchen zu kommen. Außerdem ist Bayreuth nicht so groß wie beispielsweise Frankfurt. Da waren mir zu viele Menschen. Bayreuth ist perfekt für uns.

Bilder