Kulturfreunde Raus aus der Ecke ins echte Museumsleben

Steffen Schmitt in der umgeräumten Uhrmacherwerkstatt, in der noch zahlreiche Handwerksutensilien schlummern, deren Bedeutung bisher unklar ist. Foto: sbr

Die Hollfelder Kulturfreunde wollen das Heimatmuseum spätestens im Januar für Publikum öffnen. Auch Kunstausstellungen soll es wieder geben. Aber das muss erst Schritt für Schritt wachsen.

 
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Hollfeld -

Es schlummerte tief im klassischen Dornröschenschlaf, sagt Steffen Schmitt. Und meint damit das Heimatmuseum, das laut Türschild als Museumsecke firmiert. Er sei einfach froh, „dass es jetzt wieder losgeht, dass sich was tut“. Der Neustart, bei dem noch so manche Hürde zu meistern ist, soll auch den Hollfelder Kulturfreunden wieder neuen Schwung verleihen. Knapp drei Dutzend Mitglieder zählt der Verein noch, dessen Vorsitz Schmitt vor einigen Monaten übernommen hat. Der Altersdurchschnitt ist hoch. Und Corona war nicht förderlich für eine Verjüngung. Ganz im Gegenteil: „Da haben uns manche verlassen.“ Er hat Verständnis dafür, „viele sagen halt, ich bin in dem und dem und dem Verein, aktiv beitragen kann ich nichts mehr, also will ich austreten“. Auch da spiele oft das Alter eine Rolle. Wie auch andernorts, „das Vereinssterben ist ja ein allgemeines Problem“.

Finanzspritze

Jede Menge Probleme galt und gilt es auch in den Museumsräumen zu lösen. Dieser Prozess wird noch geraume Zeit dauern. Doch der Anfang ist gemacht, das sei entscheidend, sagt Schmitt. Da half eine Finanzspitze aus dem Budget der Regionalentwicklungsgesellschaft Neubürg für Kleinprojekte enorm weiter. Es geht um 8000 Euro, von denen die Kulturfreunde 2000 Euro aus eigener Kasse aufbringen mussten.

Genügend Mittel, um den „Rahmen“ für die wiedererweckte Museumsecke aufzufrischen. So wurden zum Beispiel neue Stromleitungen installiert – und dazu auch ein neues Beleuchtungssystem. Das sei bedeutsamer, als man vielleicht zunächst meinen könnte, sagt Schmitt: „Denn es ging schon auch mal das Licht aus bei einer Vernissage für eine Kunstausstellung, das ist jetzt nicht so toll.“ Außerdem wurde gemalert, tapeziert, wurden Hinweisschilder und Motive für Wandbilder entworfen.

Große Puppenstube

Klar, das hat mit dem ersten Eindruck zu tun. Aber eben auch mit Struktur. Denn: „Bisher lag und stand hier einfach alles nur so herum.“ Meist ohne Erklärungen, ohne Zahlen, Daten und Fakten. Von der historisch wertvollen Zahnarztpraxis über einen Friseur- und einen Tante-Emma-Laden bis hin zur Uhrmacherwerkstatt und zur Trachtenstube. Schmitt und seine Helfer haben schon mal umgeräumt. So hat eine bisher eher versteckte Puppenstube der großen und zugleich sehr detailverliebten Art nun einen Platz gefunden, der ihrer würdig ist.

Doch auch dies ist erst ein Beginn. „Der Rahmen, ja, das wird – aber das Inhaltliche muss noch folgen“, sagt Steffen Schmitt im Gespräch mit dieser Zeitung. So sollen sämtliche Exponate ausgezeichnet werden und nach Möglichkeit unter oder hinter Glas kommen. Also zumindest jene, die auch tatsächlich ausgestellt werden sollen. Denn, wie Schmitt erst kürzlich von einem, der es wissen muss, erfuhr: „Weniger ist in einem Museum oft mehr, reduzieren ist ein probates Mittel – um das, was bleibt, dafür stärker wirken zu lassen.“ Das sagte ihm Jens Kraus, Leiter des Fränkische-Schweiz-Museums in Tüchersfeld. Steffen Schmitt will auch mit anderen Museen Kontakt suchen, „ich bin da ja eigentlich Laie, davon können wir nur profitieren“.

Schlüssel fehlen

Noch läuft die Sichtung der zahllosen Artikel und deren Analyse. Noch ist manche Vitrine verschlossen, „weil die Schlüssel nicht mehr da sind, die muss man aufbohren“. Dabei hilft ihm Stadtrat Thorsten Roß aus Freienfels, „der weiß genau, wo man hinlangen muss“. Schmitt erfasst und digitalisiert, was sein iPad hergibt. Und hofft, dass sich bei einer ganzen Reihe von Utensilien noch herausfinden lässt, zu was sie eigentlich gut sind. Das gilt vor allem für Kleinteile diverser Handwerkskünste.

Im Wechsel will Schmitt auch ein „Ding des Monats“ ausstellen, über das man eine „besondere Geschichte erzählen kann“. Die wird dann auch auf der neuen Internetseite des Museums nachzulesen sein. Dort sollen überhaupt Geschichten auftauchen, leicht erreichbar über einen QR-Code, der bei vielen Exponaten den Erklärstücken beigefügt werden soll.

Schritt für Schritt

All das wird Schritt für Schritt passieren, bei der erwähnten inhaltlichen Befüllung des neuen Rahmens, den ein rund zwölfköpfiger Putztrupp des Vereins am Samstag noch einmal auf Vordermann gebracht hat. Kommt am heutigen Montag doch Landrat Florian Wiedemann vorbei, um sich ein Bild vom Stand der Sanierung zu machen.

Offizieller Publikumsverkehr soll spätestens im Januar angeboten werden, vielleicht auch schon im Dezember. „Wir wollen auf jeden Fall immer sonntags für einige Stunden öffnen – und natürlich nach Voranmeldung“. Auch Kunstausstellungen soll es wieder geben. Aber wie gesagt: Das muss wachsen. Schritt für Schritt.

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