Zehn Staffeln lang ging das so - bis zum großen Ross-und-Rachel-Happy End und der erlösenden Antwort: "Ja, sie hat's geschafft". Der Original-Satz "I got off the plane" ist seither zu einer Art Synonym für ein glückliches Serienende geworden, die Szene, in der Rachel (Aniston) in Ross' Wohnung auftaucht, ein beliebtes Gif-Motiv.
Seit 2018 ist die 90er-Jahre-Serie nun bei Netflix zu sehen. Allerdings mischen sich in den großen Nostalgie-Jubel auch kritische Stimmen. Die Serie löse "rückblickend zwar nostalgische Gefühle aus", sagt Bleicher. Das aktuelle Lebensgefühl treffe sie aber nicht mehr. "Besonders die queere Community kann derzeit mit einigen schwulenfeindlich wirkenden Äußerungen nichts mehr anfangen."
Befremdlich könnten aus heutiger Sicht Äußerungen über Chandlers (Matthew Perry) Transgender-Vater wirken, sagt Bleicher. Und dass Ross nicht will, dass sein Sohn mit Barbie-Puppen spielt, macht ihn nicht gerade zur sympathischsten Figur der Serie.
In sozialen Netzwerken wird vor allem die Folge kritisiert, in der Ross nicht damit zurecht kommt, dass eine männliche Nanny seine Tochter betreut. Eine Episode der ersten Staffel befasst sich ausgiebig und klischeehaft mit der Frage, warum so viele Menschen Chandler für schwul halten. Auch die ständigen und wenig empathischen Verweise darauf, dass Monica (Courtney Cox) als Kind dick war und darum gemobbt wurde, würde es in einer Serie von heute so mutmaßlich nicht mehr geben.
In anderen Serien und Sitcoms aus dem 1990er Jahren sei Sexismus aber noch sehr viel präsenter gewesen, sagt Alegra Kaczinski, ebenfalls vom Lehrstuhl für Marketing und Medien der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster - und großer "Friends"-Fan. "Dass Ross' Exfrau in einer homosexuellen Beziehung lebt, wird von Anfang an ganz selbstverständlich in die Geschichte eingebaut, und es gibt in der Serie keine Frau, die einfach nur heiraten möchte. Monica macht ein eigenes Catering-Business, und Phoebe ist von vornherein wahnsinnig unabhängig. Fortschrittlicher geht es ja eigentlich nicht."
Bei den Darstellern scheinen die Erinnerungen an die Serie ohnehin weitgehend gut zu sein, auch wenn Lisa Kudrow jüngst mitteilte, sie habe Angst gehabt, mit den schönen Kolleginnen Aniston und Cox nicht mithalten zu können.
Für Aniston wäre sogar eine Fortsetzung denkbar, wie sie noch im Juni in der Talkshow von Ellen DeGeneres sagte: "Ich würde es machen." Gleiches gelte für die anderen Charaktere aus der Serie: "Die Mädels würden es machen. Und die Jungs auch. Da bin ich mir sicher." Alles sei möglich.
Das sehen die Serienmacher wohl anders. Wie das Branchenmagazin Variety berichtete, wurde die "Friends"-Erfinderin jüngst beim Tribeca TV Festival in New York deutlich: "Wir werden keine Reunion machen und auch keinen Neustart", sagte TV-Produzentin Marta Kauffman. "Es würde das, was wir gemacht haben, nicht übertreffen."