Vor 65 Jahren kommt die Barbie auf den Markt. Seitdem gibt es Kritik, die Puppe verkörpere ein unrealistisches und einseitiges Körperbild. Ein neues Modell soll weiter dabei helfen, das zu ändern.
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Barbie gibt es nun auch mit einer Sehbehinderung. Der Spielzeughersteller Mattel setzt damit seine Bemühungen fort, ein breiteres Abbild der Gesellschaft zu zeigen. Die neue Puppe hat einen Stock und trägt eine Sonnenbrille, wie das Unternehmen mitteilte. Die Verpackung sei mit Brailleschrift versehen, einer Blindenschrift.
„Durch diese neuen Puppen können noch mehr Kinder eine Barbie finden, die sie selbst repräsentiert, und mit ihr ihre eigenen Geschichten erzählen“, heißt es in der Mitteilung. An der Entwicklung der Puppe seien Vertreter von Blindenverbänden beteiligt gewesen.
„Für mich ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg, dass wir endlich eine Welt schaffen, die dazu gemacht ist, dass blinde, junge Menschen sich entfalten können“, erklärt die britische Journalistin und Aktivistin Lucy Edwards, die selbst blind ist.
Die erste Barbie wurde 1959 vorgestellt. Seitdem sind es die berühmtesten 29 Zentimeter Kunststoff der Welt. Barbie ist nicht nur Spielzeuglegende, Schönheitsideal und Filmstar. Die Puppe ist auch immer wieder Ziel von Kritik.
Oft ist Barbie wissenschaftlich untersucht worden. In London widmet sich nun eine Ausstellung, die jetzt im Design Museum beginnt, dem Phänomen. Es ist eine Art Geburtstagsgeschenk: Barbie wird in diesem Jahr 65.
„Barbie ist kein statisches Objekt“
Dass Barbie mal in Rente gehen könnte, daran ist nicht zu denken. Ihr Team arbeite bereits an Ideen für 2026, erzählt Kim Culmone, Vizepräsidentin des US-Spielwarenkonzerns Mattel. „Barbie ist kein statisches Objekt.“ 300 bis 400 Objekte bringt der Barbie-Kosmos jedes Jahr heraus. Die Herausforderung: Zeitlos und zeitgemäß zugleich müsse Barbie sein, sagt die Entwicklerin.
„Barbie ist ein Design-Phänomen“, erklärt der Londoner Museumsdirektor Tim Marlow. „Die Reise begann auf einer Spielwarenmesse, und nun fliegt sie ins All.“ Kürzlich nahm Astronautin Samantha Cristoforetti eine Barbie mit auf die Internationale Raumstation ISS. Stilecht trug die Puppe einen Raumanzug. Übrigens, nicht zum ersten Mal: Schon einige Jahre, bevor Neil Armstrong 1969 den Mond betrat, gab es – ihrer Zeit weit voraus – eine Astronautin-Barbie.
Spätestens seit dem Hollywood-Blockbuster „Barbie“ mit Margot Robbie in der Titelrolle ist die berühmteste Puppe der Welt nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein popkulturelles Phänomen.
Und Barbie steht für Rekorde. Eine der am meisten verkauften Puppen der Geschichte. Mehr als 260 Berufe hat Barbie bereits dargestellt, war Astrophysikerin, Musikerin, Tennisspielerin und Vorstandsvorsitzende. 1973 erschien die Puppe als Ärztin. Damals waren weniger als zehn Prozent der Mediziner in den USA weiblich. „Wir Mädels können alles schaffen“, lautete der Barbie-Slogan in den 1980ern, heute heißt es inklusiver „Du kannst alles sein.“
„Bild-Lilli“ und die Geburt von Barbie
Seit Beginn gab es Kritik an Barbie. Die Beine zu lang, die Hüfte zu schmal, die Brüste zu groß. Die extrem schlanke Puppe propagiere falsche, unrealistische Körperideale, lautet einer der häufigsten Vorwürfe. In der Realität könne eine Frau mit solchen Maßen nicht einmal geradeaus laufen.
Barbie-„Mutter“ Ruth Handler hat die Figur der deutschen Puppe „Bild-Lilli“ nachempfunden, die auf einem sexualisierten Comic basiert. Die Figur verstärke Stigmatisierung und Stereotype von Frauen, meinen Kritiker.
Das Unternehmen baut die Puppe als feministische Ikone auf. Auch dem berühmten Barbie-Pink, das lange als „typische Mädchenfarbe“ galt, als Zeichen für Naivität, wird eine neue Bedeutung zugesprochen. „In der heutigen Welt von Barbie signalisiert Pink Optimismus, Selbstbewusstsein und die Kraft des Feminismus“, heißt es in der Londoner Ausstellung. Wie sehr die Farbe einen Nerv trifft, zeigt auch das lila-pinke Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft – wie Barbie ein Verkaufsschlager.