Kultfigur wird 65 Barbie gibt es nun auch blind und im Rollstuhl

Markus Brauer/
Die blinde Rundfunksprecherin und Behindertenaktivistin Lucy Edwards, hält die erste blinde Barbie in der Hand, die der Spielzeughersteller Mattel als jüngste Ausgabe seiner wachsenden Kollektion integrativer Puppen herausbringt. Foto: PA Media/dpa/Mattel

Vor 65 Jahren kommt die Barbie auf den Markt. Seitdem gibt es Kritik, die Puppe verkörpere ein unrealistisches und einseitiges Körperbild. Ein neues Modell soll weiter dabei helfen, das zu ändern.

 
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Barbie gibt es nun auch mit einer Sehbehinderung. Der Spielzeughersteller Mattel setzt damit seine Bemühungen fort, ein breiteres Abbild der Gesellschaft zu zeigen. Die neue Puppe hat einen Stock und trägt eine Sonnenbrille, wie das Unternehmen mitteilte. Die Verpackung sei mit Brailleschrift versehen, einer Blindenschrift.

2024: Foto der ersten blinden Barbie, die der Spielzeughersteller Mattel als neueste Ausgabe seiner wachsenden Kollektion inklusiver Puppen herausgibt. Foto: PA Media/Mattel/dpa
2024: Eine Puppe der Barbie Fashionistas sitzt im Rollstuhl während der 73. Internationalen Spielwarenmesse im Januar 2024 am Stand von Mattel in Nürnberg Foto: dpa/Daniel Karmann

„Durch diese neuen Puppen können noch mehr Kinder eine Barbie finden, die sie selbst repräsentiert, und mit ihr ihre eigenen Geschichten erzählen“, heißt es in der Mitteilung. An der Entwicklung der Puppe seien Vertreter von Blindenverbänden beteiligt gewesen.

„Für mich ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg, dass wir endlich eine Welt schaffen, die dazu gemacht ist, dass blinde, junge Menschen sich entfalten können“, erklärt die britische Journalistin und Aktivistin Lucy Edwards, die selbst blind ist.

Londoner Design-Ausstellung zum 65. Geburtstag

Die erste Barbie wurde 1959 vorgestellt. Seitdem sind es die berühmtesten 29 Zentimeter Kunststoff der Welt. Barbie ist nicht nur Spielzeuglegende, Schönheitsideal und Filmstar. Die Puppe ist auch immer wieder Ziel von Kritik.

Oft ist Barbie wissenschaftlich untersucht worden. In London widmet sich nun eine Ausstellung, die jetzt im Design Museum beginnt, dem Phänomen. Es ist eine Art Geburtstagsgeschenk: Barbie wird in diesem Jahr 65.

2017: Barbie-Puppen hängen während der Spielwarenmesse in Nürnberg zu Präsentations-Zwecken an einer Wand am Stand von Mattel. Foto: dpa/Daniel Karmann

„Barbie ist kein statisches Objekt“

Dass Barbie mal in Rente gehen könnte, daran ist nicht zu denken. Ihr Team arbeite bereits an Ideen für 2026, erzählt Kim Culmone, Vizepräsidentin des US-Spielwarenkonzerns Mattel. „Barbie ist kein statisches Objekt.“ 300 bis 400 Objekte bringt der Barbie-Kosmos jedes Jahr heraus. Die Herausforderung: Zeitlos und zeitgemäß zugleich müsse Barbie sein, sagt die Entwicklerin.

2013: Mit Barbie in den Weltraum - die Mars Explorer Barbie. Foto: Mattel GmbH/obs
2011: Kick it like Barbie! Die DFB-Barbie trägt das offizielle Adidas- Outfit der Nationalmannschaft für die WM 2011. Foto: obs/Mattel GmbH
2009: Barbie im Lola Paltinger Dirndl. Foto: Mattel GmbH/obs
2020: Die Meditations-Barbie von Mattel. Foto: David Chickering St/Mattel GmbH/obs
2012: Eins, zwei, Cha cha cha: Auch Barbie ist im Tanzfieber. Foto: obs/Mattel GmbH
2012: Das königliche William und Kate Barbie-Geschenk-Set für Sammler und Liebhaber der kleinen Stilikone. Foto: Mattel GmbH/obs
2010: Barbie ehrt mit Unikat Kronprinzessin Victoria von Schweden Foto: obs/Mattel Gmbh
2015: Andy Warhol Collector Barbie. Foto: obs/Mattel GmbH

„Barbie ist ein Design-Phänomen“, erklärt der Londoner Museumsdirektor Tim Marlow. „Die Reise begann auf einer Spielwarenmesse, und nun fliegt sie ins All.“ Kürzlich nahm Astronautin Samantha Cristoforetti eine Barbie mit auf die Internationale Raumstation ISS. Stilecht trug die Puppe einen Raumanzug. Übrigens, nicht zum ersten Mal: Schon einige Jahre, bevor Neil Armstrong 1969 den Mond betrat, gab es – ihrer Zeit weit voraus – eine Astronautin-Barbie.

Pinke Barbie-Welt

Spätestens seit dem Hollywood-Blockbuster „Barbie“ mit Margot Robbie in der Titelrolle ist die berühmteste Puppe der Welt nicht nur ein gesellschaftliches, sondern auch ein popkulturelles Phänomen.

Und Barbie steht für Rekorde. Eine der am meisten verkauften Puppen der Geschichte. Mehr als 260 Berufe hat Barbie bereits dargestellt, war Astrophysikerin, Musikerin, Tennisspielerin und Vorstandsvorsitzende. 1973 erschien die Puppe als Ärztin. Damals waren weniger als zehn Prozent der Mediziner in den USA weiblich. „Wir Mädels können alles schaffen“, lautete der Barbie-Slogan in den 1980ern, heute heißt es inklusiver „Du kannst alles sein.“

„Bild-Lilli“ und die Geburt von Barbie

Seit Beginn gab es Kritik an Barbie. Die Beine zu lang, die Hüfte zu schmal, die Brüste zu groß. Die extrem schlanke Puppe propagiere falsche, unrealistische Körperideale, lautet einer der häufigsten Vorwürfe. In der Realität könne eine Frau mit solchen Maßen nicht einmal geradeaus laufen.

Barbie-„Mutter“ Ruth Handler hat die Figur der deutschen Puppe „Bild-Lilli“ nachempfunden, die auf einem sexualisierten Comic basiert. Die Figur verstärke Stigmatisierung und Stereotype von Frauen, meinen Kritiker.

1953: Lillie war ein Comic, der von 1952 bis 1961 in der „Bild“-Zeitung erschien. Er wurde so populär, dass die „Bild“-Redaktion 1953 beschloss, eine Puppe als Werbemittel nach dem Vorbild der Titelfigur produzieren zu lassen. Die „Bild-Lilli“ wurde das Vorbild für Barbie. Foto: Imago/epd

Das Unternehmen baut die Puppe als feministische Ikone auf. Auch dem berühmten Barbie-Pink, das lange als „typische Mädchenfarbe“ galt, als Zeichen für Naivität, wird eine neue Bedeutung zugesprochen. „In der heutigen Welt von Barbie signalisiert Pink Optimismus, Selbstbewusstsein und die Kraft des Feminismus“, heißt es in der Londoner Ausstellung. Wie sehr die Farbe einen Nerv trifft, zeigt auch das lila-pinke Trikot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft – wie Barbie ein Verkaufsschlager.

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