Kulmbach Schauspiel Debüt mit Verspätung

Rainer Unger

Die Schauspielergruppe „Theater in der Kneipe“ feiert mit ihrer Kriminalkomödie ein gelungenes Debüt. Für Regisseur Jürgen Peter ist es genau das richtige Stück, um die Folgen der Pandemie auf die Bühne zu bringen. Ursprünglich hätte die Premiere des Stücks „A Mords’gschicht“ im Herbst 2020 sein sollen.

 
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Ein Drohbrief erschreckt die Schauspieler und die Wirtshausbesucher so richtig. Die Rollen spielen (von links) Nicolas Peter, Walter Richter, Patricia Wagner, Tobias Seuß, Pauline Wagner, Barbara Wunsch, Silke Neukam-Ködel, Annika Seuß und Thorsten Neukam. Foto: Rainer Unger

Die ersten beiden Aufführungen der Akteure vom „Theater in der Kneipe (TIK)“ mit dem Sitz in Hegnabrunn am Freitag- und Samstagabend im jeweils voll besetzten Waldfreundeheim kamen bei den Besuchern bestens an. Die Kriminalkomödie „A Mordsg’schicht“ ließ das Publikum aus dem Lachen nicht mehr herauskommen. Die Schauspieler selbst verspürten besonders nach der Premiere eine ganz besondere Erleichterung und Freude, dass diese endlich stattfinden konnte, denn ursprünglich hätte sie am 7. November 2020 stattfinden sollen. Wegen Corona kam es aber zu dieser zweijährigen Verspätung.

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„Ich bin eigentlich kein Freund vom Komödienstadel“, schickt Regisseur Jürgen Peter voraus. Denn normalerweise ist ihm dieser Humor zu derb. Doch dann sah er in Zeiten, als die Corona-Maßnahmen mit dem Lockdown im März begonnen hatten, das Stück zufällig auf YouTube. „Es hat mich von Anfang an gefesselt, denn es spiegelte genau die aktuelle Lage wider. Die Kneipen gehen kaputt und das Theater geht kaputt. Ich sagte mir, das ist es“, denkt er zurück.

Fast zeitgleich rief ihn der Vorsitzende der Waldfreunde Kulmbach, Gerhard Ködel, an, berichtete ihm, dass der Verein sein 100-jähriges Bestehen feiere und fragte, ob das TIK-Ensemble nicht etwas aufführen könnte. Jürgen Peter inspizierte die Räumlichkeiten und für ihn war klar: „Der Saal ist für das Stück gebaut worden. Der passt wie der Faust aufs Gretchen“, bemerkt er mit einem Schmunzeln.

Im Sommer begannen die Proben unter erschwerten Bedingungen: „Zum einen gab es Kontaktbeschränkungen. Es durften sich teils nur zehn Leute treffen, im Stück spielen aber elf mit. Dann waren manche noch nicht geimpft, was das nächste Problem war. Eine andere Frage war die, welche Regeln gelten für uns? Die fürs Theater oder die für die Gastronomie?“ führt Jürgen Peters Sohn Nicolas, der im Stück einen Gastro-Kritiker spielt, nur einige Schwierigkeiten an.

Zudem verstarb Michael Lehner, sodass zunächst Jürgen Peter dessen Rolle mit übernehmen sollte, was natürlich eine zusätzliche Herausforderung für ihn gewesen wäre. „Durch eine glückliche Fügung kamen wir dann an Peter Partenfelder, auf den die Rolle des Theaterregisseurs Ernst Rohleder genau passt“, unterrichtet Jürgen Peter.

Nach drei, vier Monaten Proben kristallisierte sich immer mehr heraus, es wird im Herbst wieder strengere Maßnahmen und Verbote geben, bis schließlich klar war, die Vorführungen können nicht stattfinden. Im Jahr 2021 wiederholte sich das gesamte Prozedere. Und diesen Sommer ging es schließlich zum dritten Mal von vorne los.

„Wenn sich so etwas über zweieinhalb Jahre hinzieht, ist das alles sehr fordernd, knifflig und anstrengend. Vieles, was erarbeitet wurde, ging in den zwei langen Pausen dazwischen jeweils verloren und wir mussten quasi beide Male von neuem beginnen. Außerdem sind ja alle erwerbstätig, sodass man sich mit den Proben stets abstimmen musste“, erläutert Nicolas Peter.

Das Stück in den Sommermonaten aufzuführen war für die Theatergruppe kein Thema. „In der Freiluftsaison gehen die Leute eher auf die Naturbühne Trebgast, zu den Luisenburg-Festspielen und ähnlichen Events“, erklärt Jürgen Peter. Positiv war für ihn nur, dass die Theatergruppe kein eigenes Vereinsheim besitzt und somit über den langen Zeitraum ohne Aufführungen keine Pacht zahlen musste. Bezahlt werden musste nur die Miete für einen kleinen Lagerraum, in dem Requisiten – Kostüme, Mobiliar, Technik – untergebracht sind. Die Proben konnten allesamt im Waldfreundeheim abgehalten werden. Und noch einen Vorteil hatte die zweijährige Anlaufzeit für den Regisseur: „Wir feiern heuer unser 20-jähriges Bestehen der Theatergruppe und somit haben wir ein richtig tolles Jubiläumsstück!“

Und damit hat er recht. „A Mordsg’schicht“ hat er richtig flippig, flott und herrlich schräg inszeniert. Das Stück weist keine Längen auf und ist durchgehend witzig und teils richtig schön chaotisch. Die Handlung ist schnell erklärt: Wirtin Fanny Berger (Patricia Wagner) ist kurz davor, ihr Traditionswirtshaus zu schließen, denn die Bank-Chefin, Frau Farnbacher (Barbara Wunsch), will ihr keinen neuen Kredit mehr geben. Da auch eine ortsansässige Theatergruppe vor der Auflösung steht, kommt man auf die Idee, in der Gaststätte ein Krimi-Dinner durchzuführen und somit beiden zu helfen. Das Stück „Mord auf Schloss Northwall“ verläuft aber anders als geplant. Der Mord auf der Bühne wird schnell unwichtig, als wirklich ein Verbrechen geschieht und sogar ein Drohbrief mit einer Mordankündigung auftaucht. Voller Begeisterung, Leidenschaft und Spielfreude sind die Akteure – neben den erwähnten noch Thorsten Neukam, Ingeborg Peter, Annika Seuß, Tobias Seuß, Walter Richter, Silke Neukam-Ködel und Pauline Wagner – bei der Sache und sorgen somit für beste Unterhaltung.

Vor allem, wie die Theatergruppe die absolut talentfreien Schauspieler des Stücks im Stück persifliert ist einfach nur köstlich. Und in den Pausen zwischen den drei Akten und im Anschluss an das Stück lassen sich die Besucher das Dinner schmecken.