Es liegt was in der Luft Feinstaub: Kulmbach überschreitet Grenzwerte deutlich

KULMBACH. Schlimmer als am Stachus in München: Kulmbach ist in puncto Feinstaub in ganz Franken die Stadt mit den meisten Überschreitungen der zulässigen Grenzwerte.

 
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Bereits an 19 Tagen sind in diesem Jahr an der Messstelle am Landratsamt in der Konrad-Adenauer-Straße die zulässigen Höchstwerte von 50 Mikrogramm überschritten worden. Das sind nur zwei Tage weniger als am Stachus in München. Aber dort herrscht weitaus mehr Verkehr als rund ums Landratsamt im eher beschaulichen Kulmbach. „Kein Grund zur Panik“ sagt dazu Referatsleiter Karlheinz Munzert von Landesamt für Umweltschutz in Steinenhausen.

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Herzinfarktgefahr bei Staubbelastung

Peter Schieber von der Techniker Krankenkasse sieht das anders: „Wer jetzt in Kulmbach joggt, erhöht sein Risiko, an Lungen- und Herz-Kreislauf-Beschwerden zu erkranken.“ Schieber geht noch weiter: Sogar zum Herzinfarkt könne die Staubbelastung führen. Nicht nur Autoabgase, so Schieber, sondern vor allem Heizungsemissionen erhöhten in der kalten Jahreszeit den Stickstoff- und Feinstaubgehalt der Luft. Die Techniker Krankenkasse gibt eine klare Empfehlung ab: Wer sich mit Jogging fit halten will, sollte mindestens derzeit nicht in der Stadt, sondern einige Kilometer außerhalb seinen Sport ausüben. Am besten in Waldnähe.

Überschrittene Grenzwerte an bereits 19 Tagen; das sind die siebthöchsten in ganz Bayern. Kulmbach hat damit in nur zwei Monaten schon an so vielen Tagen die Grenzwerte überschritten wie sonst im ganzen Jahr.

Die Liste liest sich eindrucksvoll: München hat mit der Landshuter Allee an 29 Tagen die Grenzen gesprengt, es folgen Lindau mit 24, Augsburg und Regensburg mit 23 nochmals Augsburg, Burghausen und Passau mit 22, der Stachus mit 21 und dann kommt schon Kulmbach. Nürnberg zum Beispiel taucht erst viel weiter hinter auf.

Hochdruck ist ein Grund

Das Wetter sei schuld an den überdurchschnittlichen hohen Überschreitungen, weiß Munzert, der für die Luftgütemessung in ganz Nordbayern zuständig ist. Die Hochdrucklage verhindere eine gute Durchmischung der Luft. Die langen Kälteperioden dieses Winters hätten sich negativ ausgewirkt. „Wenn der Wind bläst und es regnet, dann haben wir keine Probleme.“ Auch Laien könnten relativ einfach sehen, wie viel Staub in der Luft liegt. Wenn der Horizont sich klar und schwarz vom Himmel abhebe, dann sei alles im Reinen. Zeige sich hingegen am Horizont eine weißliche Linie, dann liege was in der Luft.

Umweltzonen, wie es sie in Großstädten gibt, machten in Kulmbach keinen Sinn. Aber gewisse Verkehrsbeschränkungen würden dann wohl schon in Erwägung gezogen müssen. Damit rechnet Munzert für Kulmbach aber nicht unbedingt: „Das war einfach bisher eine unglückliche Häufung von Überschreitungstagen. Man muss auch sehen, dass das oft hauchknapp ist. 49 Mikrogramm sind noch gut, 50 bereits schlecht. 50 Mikrogramm sind bloß ein Bruchteil dessen, was herrscht, wenn jemand raucht.“