Kulmbach 100 Flüchtlinge finden Obdach in der Turnhalle

Die Notunterkunft in Weiher wird schneller gebraucht als gedacht. Aus Hannover und Berlin sind zwei Busse mit Menschen aus der Ukraine in Kulmbach angekommen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Hoffnung, die Notunterkünfte in der Dreifachturnhalle in Weiher würden nicht gebraucht, hat sich nur zwei Tage nach der Meldung der Einsatzbereitschaft am Mittwoch zerschlagen. Am Freitagmorgen ging beim Landratsamt in Kulmbach die Meldung ein, dass die Halle noch am selben Tag gebraucht wird. Rund 100 Flüchtlinge aus der Ukraine wurden in zwei Bussen aus Berlin und Hannover nach Kulmbach gebracht. Die Helfer wurden auf eine lange Geduldsprobe gestellt. Keiner wusste, wann die Busse ankommen würden.

Nach der Werbung weiterlesen

Wenigstens haben sie jetzt ein Dach über dem Kopf. Niemand weiß, wie lange diese Menschen nun in Feldbetten und Schlafsälen in der Halle der Realschule in Kulmbach leben müssen, bis wo auch immer richtige Wohnungen für sie gefunden werden. Für Landrat Klaus Peter Söllner nicht unbedingt eine Ideallösung. Sollte es länger dauern, bis für die Flüchtlinge ein endgültiges Quartier gefunden ist, schließt Söllner nicht aus, dass der Landkreis Wohnungen sucht für diese Gruppe, die weitgehend wieder aus Frauen und Kindern besteht. Aber wie es nun genau weitergeht, ist offen, bestätigt Yves Wächter vom Katastrophenstab des Landratsamts. Es könnte genau so sein, dass die Gruppe sich nochmals auf den Weg in einen anderen Landkreis oder auch ein anderes Bundesland aufmachen muss oder dass sie in Kulmbach bleibt.

Für Maximilian Türk, der als Katastrophenschutzbeauftragter des Kulmbacher BRK den Einsatz mit koordiniert, ist die größte Herausforderung, sich vorzubereiten auf etwas, von dem keiner weiß, in welchem Umfang, für wie viele Menschen und wie lang die Hilfe gebraucht wird. „Wir haben uns jetzt darauf eingestellt, das hier über mehrere Tage betreiben zu können“, sagte Türk am Freitagnachmittag. „Der erste Kraftakt ist die Aufnahme. Die Menschen müssen registriert und untersucht werden. Sie sollen sich hier sicher und so gut es geht auch wohlfühlen können. Wenn nötig, muss die Versorgung über viele Tage gewährleistet sein, sagt Türk. „Darauf stellen wir uns jetzt tatsächlich ein.“

Eine Menge Menschen müssen zusammenarbeiten, damit das gelingt. Für die Aufnahme am Freitagabend standen etwa 45 Personen bereit. Sie mussten lange warten. Der erste Bus, für 16 Uhr avisiert, hatte etliche Stunden Verspätung. Der zweite Bus war für die Nachtstunden avisiert. Wenn alle ihre ersten Stationen durchlaufen und ihr Bett gefunden haben, kommt der Betrieb in der Turnhalle mit weniger Helfern aus. zwei bis fünf Personen sind das Minimum. Während der Essensausgabe und zum Spülen werden bis zu 15 Helfer gebraucht. Das Essen liefert die Großküche der Diakonie in Kulmbach. Die habe sich spontan bereit erklärt, einzuspringen. „Da kann man diesem großartigen Partner nur danke sagen“, betont Max Türk.

Mit der Versorgung von Flüchtlingen in solchen Notunterkünften hat das Kulmbacher BRK, unterstützt von allen dazu gehörenden Gliederungen sowie den Maltesern, der DLRG und auch des THW und der Feuerwehr bereits aus den Jahren 2015 und 2016 Erfahrungen gesammelt. „Ich traue uns auch jetzt wieder einen sehr langen Zeitraum zu. Wir haben das ja damals schon einmal über viele Monate gemacht. Das wird auch diesmal wieder klappen. Da bin ich völlig überzeugt.“

Die Helfer haben mehrere Bitten an die Bevölkerung: Die Turnhalle ist jetzt der persönliche Wohnraum der Flüchtlinge. Der sollte respektiert werden. Das heißt konkret: Einfach mal vorbeikommen und in die Halle gehen wäre jetzt nicht richtig. Auch wer helfen will, sollte nicht einfach hingehen, sondern sich über das Landratsamt melden, damit die Einsätze koordiniert werden können. „Wir müssen überprüfen können, dass die Ambition eine positive ist und nicht zum Beispiel Neugierde.“ Ausdrücklich bitten die Helfer auch darum, keinesfalls irgendwelche Sachspenden zur Halle zu bringen. „Das ist momentan nicht notwendig. Wir sehen jetzt, wie sich das entwickelt. Wenn, werden wir gezielt aufrufen und um Dinge bitten, die konkret gebraucht werden.“

„Die dauerhafte Versorgung von bis zu 150 Menschen in einer Notunterkunft ist ein Kraftakt“, betont Yves Wächter. Alle Hilfsorganisationen tun ihr Bestes, um die Menschen zu versorgen. Doch es tun sich Lücken auf. Vor allem tagsüber an den Wochentagen werden noch Helfer gesucht, die sich ehrenamtlich einbringen können. „Da kann sich eigentlich jeder melden. Es geht darum die Menschen zu betreuen, ihnen mal ein lächeln zu schenken, mit den Kindern etwas zu unternehmen oder auch helfen, Essen herzurichten.“ Wer mitmachen will, kann sich bei den Integrationslotsen am Landratsamt in Kulmbach melden.