Stadt wolle mit der Annahme des Geschenks keinen Präzedenzfall schaffen
Hörl findet diese Herangehensweise eigenartig: „Die Stadt hat ja auch nicht unbedingt Geld, um sich Skulpturen von Jeff Koons in den Park zu stellen“, sagt Hörl. Und kennt für die Haltung im Rathaus nur ein Wort: verstockt. Der Aspekt der Gleichbehandlung, so heißt es aus dem Rathaus hinter verschlossenen Türen, sei durchaus der entscheidende Grund für die Absage. Man wolle mit der Annahme von Hörls Geschenk keinen Präzedenzfall schaffen, auf den sich andere Künstler berufen könnten – im Festspielpark wie überall in der Stadt. Zugleich aber gilt der Festspielpark als besonders exponierter Bereich – und Hörl, so heißt es im Rathaus weiter, gelte als Meister der Selbstvermarktung, als PR-Maschine auf zwei Beinen, der sich mit einem Geschenk hier womöglich selbst im Gespräch halten wolle.
„Ich trete hier doch niemandem auf die Füße“, sagt Hörl. „Ich hätte es ja noch verstanden, wenn die Begründung gelautet hätte: Wir freuen uns, aber diese Idee hatten wir schon, bitte, denken Sie sich was Neues aus.“
Stattdessen enthielt die Absage einen anderen Hinweis: „Der Brief war verbunden mit der Anregung, Kontakt mit dem Verein Skulpturenmeile aufzunehmen“, sagt Pressesprecher Oppold. Dieser habe sich die Kunst im öffentlichen Raum zur Aufgabe gemacht und könne für andere Standorte ein geeigneter Ansprechpartner sein. Ein Kontakt kam laut Jörg Lichtenegger, Vorsitzender des Vereins, aber nicht zustande.
Ältestenausschuss entscheidet über Wagner-Figuren
Für immer verschwunden sind Hörls Wagner-Figuren aus Bayreuth damit aber nicht. Manuel Becher, Geschäftsführer der Bayreuther Marketing- und Tourismusgesellschaft, bestellte 20 Figuren. Der von ihm ins Leben gerufene „Walk of Wagner“, der auf Wagners Spuren durch die Innenstadt zum Festspielhaus führt, soll in diesem Festspielsommer eine neue Gestalt bekommen: die sandsteinfarbenen Betonwürfel sollen durch 1,50 hohe Quader ersetzt werden. Auf jeder soll künftig ein Hörl-Wagner stehen.
Der Haken: Die Neugestaltung hängt am seidenen Faden, es gibt dafür noch keine Genehmigung aus dem Rathaus. „Man hat sich gemeinsam entschlossen, den Ältestenausschuss entscheiden zu lassen“, formuliert Becher. Der tagt am Montag. Stimmen die Stadträte nicht zu, bleibt alles beim Alten. Die 20 Wagner-Figuren stehen schon fertig in Hörls Atelier in Wertheim. Ob sie abgeholt werden – und also nach Bayreuth zurückkehren dürfen, entscheidet sich nächste Woche. Im Rathaus.