Kriminalstatistik 2022 Zahl der Schockanrufe steigt sprunghaft

  Foto: dpa/Daniel Vogl

Die Polizei in Oberfranken macht sich große Sorgen wegen der vielen Fälle von Trickbetrügereien. Generell stuft sie aber die Sicherheitslage der Region als eine der besten im Freistaat ein. Aber es gibt auch Zahlen, die schlechter ausfallen als in Bayern.

 
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Entgegen des bayerischen Trends ist im vergangenen Jahr in Oberfranken die Zahl der Straftaten im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 gestiegen – und zwar um 1,4 Prozent auf gut 47.200. Die Kriminalitätsbelastung nahm um 1,9 Prozent auf 4445 Straftaten je 100.000 Einwohner zu. Das ist die höchste Zahl in Bayern. Dass der oberfränkische Polizeipräsident Markus Trebes den Regierungsbezirk dennoch als sehr sicher einstuft, liegt vor allem an der erfolgreichen Ermittlungsarbeit der Polizei: „2022 gab es zwar mehr Straftaten, wir haben aber auch mehr Tatverdächtige ermittelt“, sagte er. 23.641 Täter konnte die Polizei insgesamt feststellen. Die Aufklärungsquote – das Verhältnis der aufgeklärten Fälle zu allen polizeilich registrierten Fälle – lag in Oberfranken im vergangenen Jahr bei 71,1 Prozent und war somit die zweitbeste im Freistaat – knapp hinter Niederbayern. Dort lag sie bei 71,2 Prozent. Dieser positive Trend setze sich kontinuierlich seit Jahren fort.

Mehr Straftaten in 2022

Insgesamt erfassten die Polizeibeamten 2022 im Raum Oberfranken 53 .021 Straftaten, wie das Polizeipräsidium Oberfranken am Mittwoch in Bayreuth bekannt gab. Das sind 3532 Delikte mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019 (49. 489). Betrachtet man die ausländerrechtlichen Fälle wie zum Beispiel unerlaubte Einreisen nicht, zählt die Polizei im vergangenen Jahr 47. 202 Straftaten (2019: 46 .565). Diese „bereinigte Zahl“ ist laut Trebes aussagekräftiger.

Als besorgniserregend stufte der Polizeipräsident ein, dass im vergangenen Jahr vor allem Telefonbetrüge, Sexualdelikte und politisch motivierte Kriminalität in Oberfranken stark zugenommen haben. Auch werde man mit immer mehr Fällen von Cyberkriminalität konfrontiert.

„Ein Delikts-Feld, das uns große Sorgen bereitet, ist der Trickbetrug. Die Betrugsmaschen treffen die Schwächsten der Gesellschaft“, sagte der Polizeipräsident. Kriminalrat Martin Schultheiß untermauerte das mit Zahlen: „2022 gab es 4142 Fälle von Trickbetrug am Telefon. Das sind 1270 mehr, als im Vorjahr 2021.“ Die Betrüger wendeten viele unterschiedliche Maschen an. Neben dem Enkeltrick gebe es Anrufe falscher Amtsträger, zum Beispiel falscher Polizisten oder Anrufe mit Gewinnversprechen. Als besonders gefährlich bezeichnete er Callcenter im Ausland, die sich auf diese Form des Betrugs spezialisiert haben.

Schockierende Zunahme der Sexualstraftaten

Gewaltig angestiegen sind laut Kriminalstatistik in Oberfranken auch Sexualdelikte – und zwar um 70,6 Prozent. So waren es im Jahr 2019 noch 813 Straftaten, 2022 aber dann 1387. Wie Schultheiß erläuterte, schlägt hier vor allem die Verbreitung pornografischer Schriften, Bilder oder Videos zu Buche. Gerade Smartphones und die Nutzung von Social-Media- und Messenger-Diensten ermögliche eine massenhafte Verbreitung strafbarer Inhalte. Mehr Vergewaltigungen (plus 67 Fälle/ plus 79,8 Prozent) und mehr sexuellen Missbrauch (plus 17 Fälle/ plus 6,9 Prozent) gab es auch. „Da die Opfer oft in Beziehung mit den Tätern standen, konnten wir 91,1 Prozent der Straftaten aufklären“, sagt Trebes. Er ergänzt: „Viele Delikte haben schon Jahre vorher stattgefunden. Sie wurden aber erst jetzt angezeigt.“

Die politisch motivierte Kriminalität ist in Oberfranken um 85 Straftaten in Vergleich zu 2020 angestiegen. Ursache dafür sind laut Schultheiß die Querdenker, Coronaleugner und „zu Gefahren geneigte“ Klimaaktivisten.

Die Cyberkriminalität, also Verbrechen im Internet, nehmen laut Trebes aufgrund der vermehrten Internetnutzung zu. 2022 wurden laut ihm 1871 Verbrechen dieser Art registriert. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung in der Gesellschaft sei Vorsicht geboten.

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