Darin werden wohl auch Einsätze einer Sondereinheit der Polizei gegen Schutzgelderpresser nichts ändern. Sie nahm zuletzt regelmäßig entsprechende Zellen hoch. Jorberg begrüßt die neue Dringlichkeit des Themas, was wohl auch auf den von ihm ausgelösten öffentlichen Druck zurückzuführen ist. „Ich weiß nicht, wann sie sonst dagegen vorgegangen wären.“
Doch mit ebenso großer Sorge beobachtet er die Härte der Einsätze. „Es gab seit August Dutzende getötete Verdächtige, bei denen es hieß, sie hätten auf die Polizei geschossen“, sagt Jorberg. „Auffällig ist aber, dass es nie verletzte Polizisten zu geben scheint. Da wurde ganz offensichtlich ein klarer Schießbefehl von der Polizeileitung ausgerufen.“ Das empfinde er gleichsam als beängstigend.
Lifman war den Ermittlern mit Ausnahme von Steuervergehen stets entgangen. Einmal war er für wenige Tage in Untersuchungshaft. Doch umgehend beschwerten sich seine Anwälte, dass er wegen Rückenschmerzen angesichts des harten Bettes im Gefängnis doch sofort entlassen werden müsse – mit Erfolg. Wer ihn mit der illegalen Branche in Verbindung brachte, hörte von seinen hoch bezahlten Anwälten, ihre Schreiben wegen angeblicher Rufschädigung gingen an zahlreiche Journalisten, ebenso wie an Jorberg, von dem er rund 50 000 Euro Schadensersatz forderte. „Lifman war bestens verknüpft“, sagt der Deutsche. So mancher renommierte Geschäftsmann habe die krummen Geschäfte erst ermöglicht, so Jorberg. „Die Immobilienmakler etwa, die an seinem Erwerb von 60 Immobilien beteiligt waren.“ Bei Auktionen hätten Lifmas Leute Mitbietenden signalisiert, dass es im Sinne der eigenen Gesundheit besser ist, früh auszusteigen.
Ein Kind zahlt die Zeche
Manchmal überlegt Jorberg, ob er die überschaubare Summe einfach hätte zahlen sollen, wie so viele Unternehmer in Kapstadts Innenstadt, die weiter schweigen. Der Kampf gegen das organisierte Verbrechen hat den einst wohlhabenden Unternehmer finanziell an den Rand des Ruins geführt. Er schlägt sich seit Jahren als digitaler Nomade durch – und drohte die Wahlheimat zu verlieren, wo er seit dem Jahr 2007 gelebt hatte und noch ein Haus besitzt.
„Es war notwendig, das aufzudecken, um auf eine Gesellschaft ohne Erpressung hinarbeiten zu können.“ Einerseits. Doch da ist die Tochter seines ermordeten Mitarbeiters. „Ein kleines Mädchen ist deshalb zur Waisen geworden“, sagt Jorberg. Darum bereut er seine Entscheidung von damals. Wenn er könnte, würde er sie rückgängig machen.