Unionsfraktionschef Merz betonte, Bundesregierung und Bundestag müssten der Schutzverantwortung für die Ukraine nachkommen. Der Besuch des Kanzlers in Kiew zusammen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Italiens Ministerpräsident Mario Draghi sei ein "wichtiges Zeichen der europäischen Solidarität mit diesem unverändert geschundenen Land und seinen Menschen" gewesen. Merz zeigte sich besorgt darüber, dass Russland nun offenbar dabei sei, die Spannungen zu Litauen zu verschärfen. "Dies zeigt, dass wir in unserer Einschätzung richtig liegen, dass Putin in der Ukraine gestoppt werden muss. Wenn das nicht gelingt, macht er weiter."
Scholz: Ukraine solange unterstützen wie nötig
Linksfraktionschef Dietmar Bartsch lehnte einen baldigen EU-Beitritt der Ukraine ab. "Wer einmal in der EU ist, der kann nicht mehr ausgeschlossen werden, und wir alle wissen, dass die EU schon heute sehr problematische Mitglieder hat." Gegenüber der Ukraine gelte: "Unterstützung ja, Hoffnung ja – aber keine falsche Hoffnung wecken." AfD-Partei- und Fraktionschef Tino Chrupalla kritisierte, mit dem Beitrittsversprechen an die Ukraine werde der dortigen Bevölkerung eine Sicherheit vorgegaukelt, die niemals einzuhalten sei.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge betonte dagegen, eine "klare europäische Beitrittsperspektive" sei der Ukraine besonders wichtig. "Und deswegen ist es so fundamental wichtig, wenn vom Europäischen Rat jetzt das Zeichen ausgeht, dass die Ukraine und dass auch Moldau den Kandidatenstatus bekommen werden." FDP-Fraktionschef Christian Dürr betonte, für den späteren Wiederaufbau der Ukraine sei der gemeinsame europäische Binnenmarkt der beste Weg.
Scholz versicherte, Europa stehe geschlossen an der Seite des ukrainischen Volkes. "Wir werden die Ukraine auch weiterhin massiv unterstützen - finanziell, wirtschaftlich, humanitär, politisch und nicht zuletzt mit der Lieferung von Waffen", sagte er und ergänzte: "Und zwar so lange, wie die Ukraine unsere Unterstützung braucht."
Erstmal keine Partnerschaft mehr mit Russland
Vom Nato-Gipfel in Madrid erwartet Scholz ein Signal des Zusammenhalts und der Entschlossenheit. "Eine Partnerschaft mit Russland, wie sie noch das Strategische Konzept von 2010 als Ziel ausgegeben hat, ist mit Putins aggressivem, imperialistischen Russland auf absehbare Zeit unvorstellbar", betonte er. Zugleich warnte er: "Es wäre unklug, unsererseits die Nato-Russland-Grundakte aufzukündigen." Das würde nur dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und seiner Propaganda in die Hände spielen.
In der Grundakte von 1997 hatte sich die Nato auch verpflichtet, auf die dauerhafte Stationierung "substanzieller Kampftruppen" im östlichen Bündnisgebiet zu verzichten. Die geplante langfristige Verstärkung der Nato-Präsenz an der Ostflanke könnte die Spannungen mit Russland weiter verstärken. Beim Nato-Gipfel in Madrid wollen die Bündnispartner auch über ein neues strategisches Konzept beraten.