"Wir müssen die Angst davor überwinden, Russland zu bezwingen", sagte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis in Brüssel. "Was uns aufhält, ist die Angst davor, was passiert, wenn Russland diesen Krieg verliert." Sein lettischer Kollege Edgars Rinkevics sagte zur deutschen Rolle: "Groß zu sein, bringt auch eine große Verantwortung mit sich. Aber an dieser Stelle glaube ich, dass es keine guten Argumente gibt, warum Kampfpanzer und Flugabwehrsysteme nicht bereitgestellt werden können."
Der ukrainische Präsidentenbürochef Andrij Jermak schrieb am Montagabend auf Telegram, sein Land benötige "einige hundert" Kampfpanzer für die angestrebte Rückeroberung der von Russland besetzten Gebiete: "Jeder Panzer, der kampffähig ist, muss heute an unserer Front sein." Ohne einen Sieg der Ukraine mit einer Rückkehr zu den Grenzen von 1991 und der Bestrafung Russlands werde es weder eine stabile Entwicklung noch eine klare Weltordnung geben.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte im Fernsehsender Welt auf die Frage, ob er eine deutsche Zustimmung zu Polens angekündigter Leopard-Panzer-Lieferung an die Ukraine begrüßen werde: "Meine Botschaft ist, dass die Alliierten mehr liefern müssen, schwereres Gerät liefern müssen, Ausrüstung, Kampfsysteme für die Ukraine. Und das ist absolut dringlich notwendig." Er begrüße sämtliche Ankündigungen rund um die Kampfpanzer seitens der Alliierten. "Wenn wir also wirklich eine Lösung haben wollen, wo die Ukraine als souveränes Land und freies Land überlebt, dann ist es absolut wichtig, so zu handeln."
Auch die russische Friedensnobelpreis-Trägerin Irina Scherbakowa fordert von Deutschland und der EU weitere schwere Waffen für die Ukraine. Der von Russland begonnene Krieg lasse sich nur mit militärischen Mitteln stoppen, "so ungern man das oft in Deutschland hört", sagte Scherbakova den "Badischen Neuesten Nachrichten" und dem "Badischen Tagblatt".
300 Leopard-Panzer benötigt
Luxemburgs Außenminister Jean Asselborn sagte an die Adresse Berlins, "wir wissen, (...) dass jede schwerwiegende Entscheidung immer Zeit gekostet hat." Er sei zuversichtlich, dass man am Ende dort landen werde, wo man landen müsse. Wichtig sei, dass sich die Ukraine wehren könne, wenn die Russen eine Frühjahrsattacke starteten. Nach seinen Angaben würden 300 Leopard-Panzer gebraucht.
In einem Brief an Verteidigungsminister Boris Pistorius forderten auch Dutzende britische Abgeordnete die Lieferung der Kampfpanzer. "Wir verstehen die historischen Gründe für die Zurückhaltung, deutsche und in Deutschland hergestellte Panzer bereitzustellen", zitierte die Zeitung "Sun" aus dem Schreiben. "Wir möchten Sie jedoch in diesem Moment äußerster Dringlichkeit dringend bitten, Ihre Position zu überdenken."
Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass das Hin und Her zwischen den EU-Staaten um den Leopard-Panzer die "Nervosität" dort zeige. "Vor allem wird für diese ganzen Handlungen, für diese Pseudounterstützung das ukrainische Volk bezahlen", sagte Peskow.