Kreuzer Kerwa Von der Hochkultur zur Zelt-Sause

Von Vanessa Lutz, Henrik Vorbröker, , Tobias Hofbauer, Fabian Kürzinger
Die Siegerin Saskia hatte die lautesten Fans im Festzelt. Foto: Justine Müller Foto: Vanessa Lutz

BAYREUTH. Wenn am grünen Hügel die Anzüge und Abendkleider allmählich wieder im Schrank verschwinden, geht es im Bayreuther Kreuz hoch her. Wummernder Schlager, eine aufgeheizte Menge, nackte Haut und viel Bier: Es ist wieder Miss-Wahl auf der Kreuzer Kerwa. Und die Siegerin heißt in diesem Jahr Theresa Lauterbach (18). Zweite ist Saskia Geuß (23). Und Angie Bittner (17) belegt den dritten Platz.

 
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"Wir sind alle mutig. Und wir sind alle schön und geil", sagt Saskia, die sich seit Runde eins als Favoritin der Herzen im Zelt herauskristallisiert hat. Und es braucht Mut, sich teils halb angezogen vor ein Festzelt voller Menschen zu stellen. Es hat noch allen gut getan, sagt auch Frank Becker, Vorstand vom SC Kreuz. Auch wenn es nicht immer leicht ist, sechs Kandidatinnen Jahr für Jahr auf die Bühne zu bringen. Aber geschafft - und ein Erfolg war's auch.

Misswahl 2019 - für einen Montag ist das Zelt voll, aber die Stimmung braucht noch etwas. Das DJ-Duo Gipfelstürmer gibt sein Bestes, aber der Pegel ist anfangs wohl noch nicht hoch genug. Nichtmal bei Skandal um Rosi wird anständig mitgesungen. Die Mädels sollen’s richten.Und sie schaffen es gleich in der ersten Runde: Dirndl. Fast kein Kleidungsstück macht eine Frau schöner. Mainwelle-Moderator Phil Funfak, der für den kranken Christian Höreth eingesprungen ist, geleitet die Mädels mit dem ihm eigenen Charme durch die Show, daher sei ihm der kleine Fauxpas „Man seh ich auf dem Bildschirm dick aus — wie Dirk Bach“ von Herzen verziehen.

Gute Figur im Dirndl

Die sechs Miss-Wahl-Kandidatinnen machen im Dirndl eine gute Figur und bringen sogar ein wenig Ernsthaftigkeit ins Partygeschehen. Gabi ist gerade 18, orientiert sich beruflich noch, zieht demnächst nach Berlin und schreibt ein Buch zum Thema Borderline-Erkrankung. „Ich finde, mit dem Thema sollte man offen umgehen.“ Ihre Initiative verhallt leider relativ ungehört zwischen Schlagerbeats und Gegröle. Funfak findet’s „sehr gut“

Mit dem Titel „Country Roads“ zündet die Stimmung langsam, immer mehr erheben zum Prosit ihr Glas. Denn es geht Richtung Bikinizone. Aber erst noch die Siegerinnen von den vergangenen Jahren. Die Geheimformel, um Miss Kreuzer Kerwa zu werden, beantwortet die erste Siegerin vn 2014 ganz lapidar: „Trinkfest sein. Und eben so sein wie man ist.“

Immer noch kein Bikini. Aber erst müssen die Kandidatinnen in den Trikots des SC Kreuz auflaufen. Und die sind weit weniger kleidsam als ein Dirndl. Janina, alles andere als ein Fußballfan, sagt: „Ich kenn mich net so aus, aber gfalln tuts ma trotzdem.“ Sie belegte bei der Kreuzer Misswahl von 2018 den dritten Platz. Nervös ist sie diesmal auch wieder. „Ich scheiß mich noch genauso ein wie vorher.“

Abseits sitzt nicht ganz

Aber weiter im Trikot. Fußball-Fan ja oder nein, Fußballer als Ex-Freund, kleine Ballspielereien auf der Bühne und ja, da muss die Abseits-Regel nicht so genau sitzen: „Da ist eine Linie und wenn der Ball da drüber läuft, dann ist es Abseits. Dann gibt es Einwurf.“ Sagt Angie und sie scheint das auch zu glauben. Gabi hingegen - „Ehrlich währt am längsten“ - weiß es nicht. Und als Nicht-Fußball-Fan braucht sie es auch nicht zu wissen. Sie habe außerdem eine Ball-Phobie. Theresa ist wie die meisten Kandidatinnen auf der Kerwa-Bühne Bayern-Fan — und kickt den Ball einfach mal mit voller Wucht in die Menge.

Anders bei Joana: Sie dribbelt durch einen Slalom-Parcours aus Maß-Krügen, räumt dabei die Jury-Getränke am Nebentisch gleicht mit ab. Der Stimmung hilft’s: Der Saal tobt. Die Menge steht endlich auf den Bierbänken. Und Joanna weiß mit Publikum umzugehen. Die angehende Stylistin ist Cheer-Leaderin bei Medi.

Die Miss steht fest

Und jetzt, endlich. Die Bikini-Runde als der interessanteste Abschluss der Zelt-Sause. Viel nackte Mädchenhaut scheint immer noch das beste Mittel, um das Zelt zum Toben zu bringen. Da bringen sie kaum zu Gehör, warum die Jury sie eigentlich wählen sollte. Egal, gewonnen haben sie alle. An Selbstvertrauen sicher. Und an Sympathie.

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