Auf einer Farm in der nordwestlichen Region Galizien begannen im Oktober vergangenen Jahres dort gehaltene Tiere zu sterben, berichtete das Magazin "Science". Zunächst erwarteten Tierärzte, dass das Coronavirus der Auslöser sei. Doch Tests ergaben, dass das H5N1-Virus zu den Todesfällen geführt habe. Daraufhin seien die mehr als 50.000 Nerze der Farm getötet und ihre Kadaver vernichtet worden. Farmarbeiter selbst wurden nicht infiziert. Gerade erst wurde eine Analyse des Falls im Magazin "Eurosurveillance" veröffentlicht.
Risiko für die öffentliche Gesundheit
Da die Rezeptoren, an die das Virus in den Atemwegen von Vögeln andockt, bei Säugetieren seltener vorkommen, bleiben diese laut "Science" meist von der Vogelgrippe verschont. Tiere könnten jedoch beispielsweise durch die Aufnahme von Wildvogelkot oder das Erbeuten von infizierten Tieren an der Vogelgrippe erkranken, erklärte die Virologin des Veterinärmedizinischen Forschungsinstituts Harbin in China, Hualan Chen, dem Magazin "Nature". Eine Ausbreitung unter Säugetieren deute hingegen daraufhin, dass es ein größeres Risiko für die öffentliche Gesundheit gebe.
Wie leicht das bei den Nerzen gefundene Virus auch Menschen infizieren oder sich zwischen ihnen verbreiten kann, ist dem "Science"-Bericht zufolge nicht bekannt. Bei Virusproben von vier Tieren seien jedoch mehrere Mutationen gefunden worden. Eine von ihnen trage dazu bei, dass sich das H5N1-Virus besser in Säugetiergewebe vermehren kann. Eine andere bekannte, besorgniserregende Mutation sei jedoch nicht gefunden worden.
Nerzindustrie als Nährboden für Virusmutationen
Der Vogelgrippe-Ausbruch zeigt zudem die Risiken der Nerzzucht auf. Schon das Coronavirus, das von Menschen in Nerzfarmen eingeschleppt wurde, hat sich rapide unter den Tieren verbreitet. Forscher befürchten, dass die Nerzindustrie zu einer ständigen Infektionsquelle und einem Nährboden für Virusmutationen werden könnte.
Seit Jahren sucht die Vogelgrippe regelmäßig Europa heim. Während der Erreger im Zusammenhang mit dem Vogelzug in der Vergangenheit hierzulande vor allem in der kalten Jahreszeit auftrat, gab es zuletzt das ganze Jahr hindurch Infektionen. Für Menschen gilt das derzeit dominierende Virus als ungefährlich.