Kosten steigen Oberfrankens Wirtschaft kämpft mit Preisspirale

red
„Die extremen Preissprünge zeigen deutlich, wie verletzlich der Standort Deutschland ist und wie wichtig eine Wiederherstellung der Lieferketten“: Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken. Foto: IHK/Ochs

Rohstoffmangel und hohe Preise etwa für Vorprodukte belasten viele Unternehmen in der Region. Die IHK findet mahnende Worte.

 
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Die oberfränkische Wirtschaft hat mit rekordverdächtigen Preissteigerungen zu kämpfen. Und noch immer fehlen in vielen Branchen wichtige Rohstoffe und Produkte. Michael Waasner, Präsident der in Bayreuth ansässigen Industrie- und Handelskammer (IHK) für Oberfranken, sagt: „Nicht nur der Krieg in der Ukraine lässt viele Preise nach oben schnellen und führt zu einer schlechten Verfügbarkeit zahlreicher Produkte.“ Hinzu kämen weiterhin erhebliche Probleme bei den Lieferketten – etwa durch die Schließung chinesischer Häfen aufgrund von Corona-Ausbrüchen, der Wirtschaftskrieg mit Russland und neuerdings auch der Taiwan-Konflikt.

Die Preissteigerungen betreffen nach Angaben der IHK nicht nur Erdgas, Strom und Erdöl, sondern auch viele andere Rohstoffe und Produkte. Oft handele es sich um wichtige Zwischenprodukte wie Salpetersäure oder Ammoniak, ohne die eine Herstellung anderer Erzeugnisse nicht möglich sei. Bei weit über 1000 Produkten erfasst das Statistische Bundesamt (Destatis) jeden Monat die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte. Im Juni 2022 lagen die Preise bei 29 beobachteten Produkten in Deutschland doppelt so hoch wie 2019, also vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Bei weiteren 88 Produkten legten die Preise um wenigstens die Hälfte zu, bei etwa 200 Produkten um mehr als ein Viertel. Waasner: „Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die heimische Wirtschaft“. Exorbitant gestiegen seien aber auch Preise, die von Destatis nicht erfasst werden – etwa für Chips und Halbleiter.

Explosion der Energiepreise

Nicht überraschend, dass die stärksten Preisanstiege bei der Energie zu beobachten sind. Börsennotiertes Erdgas war im Juni 2022 achtmal so teuer wie noch im Juni 2019 und sogar sechzehnmal so teuer, wie im Juni 2020. Haushalte zahlten für Erdgas im Juni 2022 rund zwei Drittel mehr als im Vorjahresmonat. Der Börsenpreis für Strom ist um 476 Prozent gestiegen, für Endverbraucher je nach Abgabemenge um zehn bis 27 Prozent, für Sondervertragskunden, also Großabnehmer, um über 70 Prozent. Aber auch Wasserstoff, Energieträger der Zukunft, verzeichnet einen Preisanstieg von 160 Prozent; Koks aus Stein- oder Braunkohle ist 80 Prozent teurer als vor drei Jahren.

„Diese extremen Preissprünge zeigen deutlich, wie verletzlich der Standort Deutschland ist und wie wichtig eine Wiederherstellung der Lieferketten“, so der IHK-Präsident. Diese Preisentwicklung schlägt sich über die Inflationsrate auch beim Endverbraucher nieder. Die nachlassende Konsumlaune bekommen längst auch Einzelhandel und Tourismus zu spüren.

Waasner: „Aktuell muss alles getan werden, um die Märkte zu stabilisieren. Das letzte, was die Wirtschaft braucht, sind weitere Preissteigerungen.“

Bereits in der vergangenen Woche hatten die oberfränkischen Metall- und Elektroverbände Bayme und VBM von einer angespannten Lage in ihrer Branche berichtet. Aufträge seien zwar durchaus da, aber es fehle oft an Rohstoffen, Material und Vorprodukten, sagte der Coburger Unternehmer und Bayme/VBM-Chef für Westoberfranken Thomas Kaeser. Viele Betriebe klagen einer Umfrage zufolge über eine schmale Rendite

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