Konrad Sebald und die Angst vor dem Hochwasser Angst vor Hochwasser in Nankendorf

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Das große Hochwasser ist lange her. Das war 1992. Und auch wenn erst kürzlich verstopfte Gullis an der Straße nach Breitenlesau für einen größeren Feuerwehreinsatz sorgten: Waischenfeld ist kein Katastrophenzentrum. Das könne sich jeden Tag ändern, sagt Bürgermeister Edmund Pirkelmann.

 
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Vor allem in Nankendorf. Dort kann Konrad Sebald, Besitzer der direkt an der Wiesent gelegenen ehemaligen Mühle zurzeit nur schlecht schlafen. Weiß er doch, wie rasch das Wasser bis über den Wohnzimmertisch steigen kann.

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Als das Eis kam

Sebald, der vor kurzem seinen 75. Geburtstag feierte, hat schon einige Hochwasserszenarien erlebt. So im Winter 1947, als riesige Eisplatten über das Mühlenwehr rutschten und die benachbarte Brücke über den Fluss zum Einsturz brachten.

Land unter

Zehn Jahre später dann das nächste Hochwasser der richtig großen Art. Von 1992 ganz zu schweigen, da war dann die ganze Stadt betroffen und verzeichnete buchstäblich „Land unter“.

Es wäre so einfach

Was Sebald nicht versteht: „Ich habe schon mehrfach Vorschläge gemacht, wie das Problem mit relativ einfachen Mitteln zu lösen wäre.“ Etwa durch den Einbau von zwei rund drei Meter breiten sogenannten Schützen in seinem Wehr. So könnten die Wassermassen nach starkem Regen rasch abfließen, wenn diese geöffnet sind. Ergänzt durch eine Flutmulde auf Höhe der Fischweiher in Richtung Waischenfeld vor dem Sägewerk.Die jetzige alte Schütze muss er per Hand mit Hilfe einer Kette hochziehen, wenn das Wasser steigt. Lebensgefährlich sei das, sagt er.

Nicht nur die Mühle betroffen

Doch beim Wasserwirtschaftsamt habe man darauf nicht reagiert. „Mit 100.000 bis 200.000 Euro könnte man da viel erreichen“, so Sebald. Aber die vom Freistaat beauftragten Gutachter wollten lieber eine Lösung, die bis zu drei Millionen kostet. Das Argument, es sei ja außer der Mühle, die heute mit ihrem Wasserrad noch der Stromgewinnung dient, kaum jemand betroffen, lässt Sebald nicht gelten.

Nur über den Berg

Denn: Sei die Straße im Tal überflutet, könnten sie die Menschen „vom Auberg und auch von der Siedlung“ nicht mehr benutzen. Bliebe der Weg „über den Berg“ - was im Winter auch nicht mehr möglich sei. Abgesehen davon, dass „heute jeder Graben zugemacht wird, durch den Wasser abfließen kann“, sei die Wiesent zudem ziemlich verschlammt, was das Hochwasserrisiko erhöhe.

Kommt das große Erwachen?

Sebalds Fazit: „Wenn da nichts passiert, wird sich noch so mancher wundern“. Angesichts der andauernden Regenfälle stehe er momentan mehrfach in der Nacht auf, „um zu schauen, wie hoch das Wasser gerade steht“. Wie hoch es stehen kann, zeigen Hochwassermarkierungen an der Mühlenmauer. Mächtig hoch...

Stadt sind die Hände gebunden

Bürgermeister Pirkelmann hat Verständnis für Sebalds Sorgen. Doch der Stadt sind die Hände gebunden, sagt er. Es handle sich nun einmal um ein Gewässer zweiter Ordnung, da sei der Freistaat zuständig, nicht die Kommune.

Pirkelmann: „Selbst wenn wir so denken wie die Familie Sebald, können wir nicht so handeln.“ Denn die Fördergrundlagen für die Hochwasserfreilegung hätten sich geändert - „wir dachten ursprünglich, wir können hier federführend tätig werden, aber das funktioniert nicht mehr“.

Kaum eine Chance

Die Anzahl der betroffenen Menschen sei einfach zu gering, um bei den staatlichen Fördermaßnahmen für den Hochwasserschutz weit oben auf der Prioritätenliste zu stehen, „ich sehe da wirklich kaum eine Chance, so bedauerlich das auch ist“.

Das kostet Milionen

Pirkelmann verweist auf die vom Land Bayern in Auftrag gegebene Studie über mögliche Modelle für den Nankendorfer Hochwasserschutz. Egal, welche Variante letztlich zum Tragen käme: „Wir bewegen uns immer im Millionen-Bereich.“ Angedacht war in dieser Studie zum Beispiel ein Rückhaltebecken in Richtung Plankenfels.

Vorschlag: unterirdischer Kanal

Oder ein unterirdischer, sechs Meter breiter und drei Meter hoher Kanal für die Wiesent im Bereich der Mühle, Ergänzt durch eine neue Brücke vom Feuerwehrhaus zum gegenüberliegenden Ufer.

An eine Realisierung glaubt Bürgermeister Pirkelmann nicht. Und so wird Konrad Sebald wohl auch künftig unruhig schlafen, wenn die Wetterprognose über Wochen hinweg Regen ankündigt ...